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.Erst wenn diese Phase abgeschlossen war, würden wir an den extrem belastenden Themen arbeiten können, gab meine Therapeutin mir zu verstehen.Frau Precht begann mit Imaginationstechniken, die dazu dienten, mich zu stabilisieren und meine Selbstwirklichkeit zu verbessern.Dafür hatte sie Texte parat, aus denen sie mir regelmäßig vorlas.Ich hörte ihr mit geschlossenen Augen zu und versuchte auf die Inhalte zu reagieren.Mir gefiel ihre Stimme, und so hörte ihr gern zu.Sie las sehr langsam, und manche Sätze wiederholte sie sogar und machte lange Pausen.Auf diese Form der Therapie und ihre Stabilisierungsübungen konnte ich mich zügig einlassen.Noch heute kann ich mir einige dieser Sätze in Erinnerung rufen und höre dabei ihre Stimme.Besonders hilfreich war es für mich zu lernen, wie ich mit den quälenden Erinnerungen umging, wenn sie mich zu überschwemmen drohten.Dazu hatte sie eine ganz besondere Übung parat:Stellen Sie sich bitte einen Aufbewahrungsort für unangenehme oder gefährliche Erinnerungen, Bilder oder Empfindungen vor.Das kann ein Behältnis verschiedenster Art sein, ein Tresor, ein Safe, eine Kiste, eine Truhe oder eine Kammer, vielleicht sogar ein magisches Verlies, zu dem nur Sie den Zugang haben.Lassen Sie sich Zeit, einen solchen fest verschließbaren und nur von Ihnen selbst zu öffnenden Aufbewahrungsort zu finden und sich genau vorzustellen.Machen Sie sich ein Bild von dem Öffnungs- und Verschlussmechanismus, dessen Technik nur Sie allein kennen.Es kann ein Schlüssel sein, eine Zahlenkombination, ein Stellrad oder eine magische Formel.Wenn Sie eine genaue Vorstellung von diesem Aufbewahrungsort und seiner sicheren Verschließbarkeit haben, erproben Sie einige Male das Schließen und Öffnen.Experimentieren Sie zuerst mit einem positiven Bild und dann mit einem unangenehmen Bild, das Sie in den Tresor sicher einschließen.Vereinbaren Sie jetzt mit sich selbst zusätzlich ein körperlich gut spürbares Zeichen, wie das Anspannen bestimmter Muskeln, eine Faust, ein Händedruck oder das Anspannen der Fußmuskulatur, das Sie immer benutzen können, um sich daran zu erinnern, wie sich etwas in den Tresor einschließen lässt.Führen Sie jetzt das Zeichen aus, damit sich Ihr Körper zukünftig daran erinnert, wie es sich anfühlt, wenn für Sie unangenehme oder gefährliche Erinnerungen sicher verschlossen sind.Spüren Sie, wie gut es Ihnen tut, Ruhe und Sicherheit davor zu haben.Kommen Sie jetzt bitte mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit nach und nach wieder zurück in mein Behandlungszimmer.Während meiner Therapiestunden machte Frau Precht mich mit verschiedenen Imaginationsübungen vertraut, die allesamt verständliche Namen trugen und mich in meinem traumatisierten Zustand auch erreichten.Eine dieser Übungen nannte sich Gepäck ablegen, eine andere hieß Frieden schließen mit sich selbst.Der sichere innere Ort und der Tresor waren ausgesprochen hilfreich für mich.Sie wurden zu meinen Lieblingsübungen, auf die ich gern zurückgriff, wenn ich Sicherheit brauchte.Immer stärker befasste ich mich mit dem Thema Depression, denn meine posttraumatische Belastungsstörung zeigte sich auch in einem depressiv getönten Stimmungsbild, wie meine Therapeutin es ausdrückte.Als ich alles gelesen hatte, was ich über das Thema Depression finden konnte, und es mit meinen Erfahrungen abzugleichen versuchte, begann ich immer mehr Fragen zu stellen.Von meiner Therapeutin erhoffte ich mir nicht nur Erklärungen zu meinen eigenen depressiven Stimmungsbildern, sondern insbesondere auch zu all jenem, was mir unverständlich geblieben war und was ich nur schwer auf Cay und sein Verhalten übertragen konnte.Ich wollte endlich wissen, was mit ihm los war und weshalb ich von seiner depressiven Erkrankung nichts gemerkt hatte.Doch manche Fragen mussten noch warten, denn in erster Linie ging es um meine Therapie und um meine Probleme.Frau Precht arbeitete behutsam und in einer Form, die ich nachvollziehen konnte.Sie erklärte mir jeden einzelnen Schritt und jede Phase der Therapie, doch seltsamerweise erinnerte ich mich nach den Sitzungen meist nur an die Atmosphäre und vergaß bestimmte Abläufe sofort wieder.Es fiel mir schwer, im Nachhinein zu erzählen, was genau wir gemacht hatten.Aber ich wusste, dass mich jedes Gespräch und jede Übung erleichterten.Ganz allmählich schloss sich der ersten Phase der Stabilisierung die Phase der sogenannten Traumaexposition an.Erst dabei konnten wir an dem schwierigsten Thema arbeiten: dem Tod meiner Tochter.Meine Therapeutin nahm sich Schritt für Schritt meiner belastenden Erinnerungen an.Manche Therapiestunden erschienen mir wie Übungen und Gespräche in einem isolierten Raum.Nichts drang nach außen, ich vergaß manchmal den Inhalt der Sitzung, aber ich spürte die positive Wirkung.Selbst wenn ich hinterher versuchte, unsere Gespräche und ihre Techniken wiederzugeben, hatte ich den Ablauf oft vergessen und konnte es nicht, sosehr ich mich auch konzentrierte.Aber eines wusste ich genau: Meine Therapeutin gab mir Kraft und Mut, und sie befreite mich von unerträglichen Lasten.Als sie die sogenannte EMDR-Methode anwendete, war ich zunächst überrascht von der Vorgehensweise.Die Abkürzung EMDR steht für das englische Eye Movement Desensitization and Reprocessing.»Es handelt sich um eine Augenbewegungstherapie, aber es geht dabei nicht um Hypnose.Sie bleiben die ganze Zeit bei klarem Bewusstsein.Das ist sogar entscheidend für die Wirkung dieser Methode«, erklärte sie mir.Frau Precht setzte sich mir gegenüber und forderte mich auf, mir eine belastende Erinnerung ins Gedächtnis zu rufen.Sofort tauchte bei mir der Moment auf, als die Polizei die Nachricht vom Tod meiner Tochter überbrachte.Mein Puls schnellte in die Höhe, und ich fühlte mein Herz pochen
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