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.Das ging mir furchtbar nah.Ich glaube, es war ein Traum über das Ende der Welt.«»So?«, sagte Amalfitano.»Das Seltsamste war, dass einige von den Bildern von mir stammten.«»Was soll ich sagen, ein merkwürdiger Traum.«»Nein, gar nicht«, sagte Castillo, »ich sollte das einem Unbekannten nicht erzählen, aber irgendwie vertraue ich dir: Einige habe wirklich ich gemalt.«»Einige?«, sagte Amalfitano, während die Nacht über Santa Teresa hereinzubrechen begann und aus einem scheinbar leerstehenden Universitätsgebäude eine Musik von Pauken und Hörnern und möglicherweise Harfe drang.»Einige von den Bildern«, sagte Castillo, »habe ich gemalt, habe ich gefälscht.«»Ach, wirklich?«»Ja, davon lebe ich.«»Und das erzählst du dem Erstbesten, der vorbeikommt, oder ist das allgemein bekannt?«»Du bist der erste, dem ich es erzähle, keiner weiß es, es ist ziemlich geheim.«»Schön«, sagte Amalfitano.»Und warum erzählst du es mir?«»Keine Ahnung«, sagte Castillo, »wirklich, ich weiß es nicht, wer bist du?«»Ich?«»Na gut, egal, das ist eine unverschämte Frage, sag es mir nicht«, sagte Castillo mit einer Stimme, deren Beschützerton Amalfitano die Haare zu Berge stehen ließ, »Mexikaner bist du nicht, das merkt man.«»Ich bin Chilene«, sagte Amalfitano.Die Antwort und sein Gesichtsausdruck waren in höchstem Maße demütig.So weit weg, sagte Castillo.Dann standen sich beide schweigend gegenüber, Castillo ein wenig höher, weil auf dem Hügelchen, Amalfitano wie ein Vogel oder ein großes Federvieh, das am ganzen Körper den Einbruch der Nacht spürte, die Sterne, die rasant (auch gewaltsam, das wurde Amalfitano zum ersten Mal deutlich bewusst) den Himmel von Santa Teresa zu bedecken begannen, unbeweglich, in Erwartung eines Signals, unter den robusten Bäumen, die wie eine Insel zwischen dem Institut für Philosophie und Philologie und dem Rektoratsgebäude aufragten.»Gehen wir einen Kaffee trinken?«, sagte Castillo schließlich.»Gut«, sagte Amalfitano dankbar, ohne zu wissen, warum.Sie fuhren in Castillos Wagen, einem gelben Chevrolet Baujahr 1980, durch die Innenstadt von Santa Teresa.Das erste Mal machten sie im Dallas halt und unterhielten sich kultiviert über Malerei, Fälschungen und Literatur, dann gingen sie wieder, weil Castillo fand, dass es zu voll von Studenten war.Schweigend rollten sie durch Straßen, die Amalfitano nicht kannte, bis sie im Solamente una vez Station machten und dann, nach einem Fußweg durch glitzernde, enge Straßen, in denen man praktisch nicht parken konnte, im Dominio Tamaulipeco und im Estrella del norte und später im Toltecatl.Castillo lachte und trank Mezcal in einem fort.Das Toltecatl war ein großes, rechtwinkliges Lokal mit hellblau gestrichenen Wänden.An der Rückfront zeigte ein zwei mal zwei Meter großes Wandgemälde Toltecatl, den Gott des Pulque und Bruder von Mayahuel.Vor einem Hintergrund von herumlungernden Indios, Kuhhirten und Herden, Polizisten und Polizeiautos, bezeichnenderweise verlassenen Grenzposten, Vergnügungsparks beiderseits der Grenze, Kindern, die aus einer Schule mit dem in blauer Tinte auf gekalkte Wand geschriebenen Namen des Wohltäters beider Amerika, Benito Juárez, strömen, einem Obstmarkt und einem für Geschirr, nordamerikanischen Touristen, Schuhputzern, Bolero- und Ranchera-Sängern (Castillo machte ihn darauf aufmerksam, dass die Ranchera-Leute wie Revolverhelden, die Bolero-Leute wie Desperados oder Zuhälter aussahen), Frauen, die zur Messe gehen, und Nutten, die sich unterhalten, herumrennen oder unverständlich gestikulieren, lacht schallend der Gott Toltecatl, ein Indio mit eher rundlichem, von Narben und Schmissen gezeichneten Gesicht.Der Wirt, verriet ihm Castillo, hieß Aparicio Montes de Oca und hatte, als er die Bar kaufte, im Jahr 1985, in der Zeit des größten Andrangs, vor aller Augen ungestört einen Menschen getötet.Vor Gericht wurde er wegen Notwehr freigesprochen.Als Castillo ihm zeigte, wer Aparicio Montes de Orca war, der Mann dort hinter dem Tresen, fiel Amalfitano die große Ähnlichkeit zwischen dem Barbesitzer und Toltecatl an der Wand auf.»Das ist sein Porträt«, sagte Amalfitano.»Ja«, sagte Castillo, »er ließ es anfertigen, als er aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.«Dann nahm Castillo ihn mit zu sich nach Hause, um ihm zu beweisen, dass er nicht gelogen hatte, dass er wirklich ein Bilderfälscher war.Er wohnte im ersten Stock einer alten, verwahrlosten zweistöckigen Mietskaserne in einer außerhalb der Stadt gelegenen Siedlung.Über dem ersten Erdgeschoss hing das Schild eines Eisenwarenladens; im zweiten Stock wohnte niemand.Schließ die Augen, sagte Castillo, während er die Tür aufschloss.Amalfitano lächelte, schloss aber nicht die Augen.Los, schließ die Augen, beharrte Castillo.Amalfitano gehorchte und drang behutsam in den Tempel vor, der sich ihm auftat.»Nicht gucken, bevor ich das Licht anmache.«Sofort öffnete Amalfitano die Augen.Das Mondlicht, das durch die gardinenlosen Fenster drang, ließ ihn die Umrisse eines großen, in grauen Dunst getauchten Zimmers sehen.Im Hintergrund erkannte er ein großes Gemälde von Larry Rivers.Was tue ich hier?, dachte Amalfitano.Als er das Klacken des Lichtschalters hörte, schloss er automatisch die Augen.»Jetzt kannst du gucken«, sagte Castillo.Das Studio war viel größer, als er anfangs gedacht hatte, und wurde von etlichen Neonröhren erleuchtet.In einer Ecke stand Castillos spartanisch anmutendes Bett; in einer anderen eine aufs Nötigste reduzierte Küche: Spirituskocher, Kühlschrank, einige Töpfe, Gläser, Teller, Besteck.Das übrige Mobiliar, abgesehen von den Leinwänden, die sich überall stapelten, bestand aus zwei alten Stühlen, einem Schaukelstuhl, zwei massiven Holztischen und einem Regal mit Büchern, vorwiegend über bildende Kunst.In der Nähe des Fensters, auf einem der Tische, lagen die Fälschungen.Gefallen sie dir? Amalfitano nickte mit dem Kopf.»Kennst du den Maler?«»Nein«, sagte Amalfitano.»Ein Nordamerikaner«, sagte Castillo.»Merkt man.Aber wer er ist, weiß ich nicht.Ist mir auch lieber so.«Castillo zuckte mit den Schultern.»Möchtest du etwas trinken? Ich habe so ziemlich alles da.«»Einen Whisky«, sagte Amalfitano und fühlte sich auf einmal traurig.Ich bin gekommen, um mit jemand zu schlafen, dachte er, ich bin gekommen, um die Hosen runterzulassen und mit einem naiven Jungen zu ficken, mit einem Kunststudenten und Fälscher von Larry Rivers, dem Larry Rivers der ersten oder zweiten Periode, was weiß ich, und der sich damit brüstet, wo es ihn eigentlich schaudern müsste, bin gekommen, um zu tun, wovon Padilla mir prophezeit hatte, dass ich es tun würde, und was er sicher keinen Moment, keine Sekunde lang aufgehört hat zu tun.»Das ist Larry Rivers«, sagte Castillo, »ein Maler aus New York.«Amalfitano nippte verzweifelt an seinem Whisky [ Pobierz całość w formacie PDF ]