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.Eine Taufe oder eine Beerdigung gaben das her, die Heimkehr eines Verwandten, der bevorstehende Abschied eines Sohns, der ins Ausland ging – immer würde man sich wie selbstverständlich zusammenfinden, vielleicht nicht unbedingt mit einem Schwein am Spieß, aber doch nie ohne Musikanten (selbst wenn es nur einer war), um schon nach den ersten zwei Takten das Blut in Wallung zu bringen und die zuckenden Füße tanzen zu lassen.Kitty, mit Tim Tyson, einem Buchhalter, am Arm, wirbelte und stampfte und klatschte ausgelassen zur Melodie von Maggie in the Wood.Tim war verbissen darauf bedacht, seine Kenntnis all der jahrhundertealten Schrittfolgen und Bewegungen vorzuführen; Kitty hingegen geriet mehr als einmal aus dem Takt, fing sich aber rasch wieder, so dass es nie zu einer ernsthaften Karambolage kam.Als Kitty sich entschied, den nächsten Tanz – eine Polka, Bonnet Trimmed with Blue – auszulassen, wurde Tim an Peg Fitzgerald weitergereicht, die schon ungeduldig auf den Partnerwechsel gewartet hatte, damit sie zeigen konnte, was ihre Füße vermochten, ehe die sich selbständig machten und am Rande der Tanzfläche von allein herumsprangen.Von da an musste Aaron, Kittys Neffe, den Ruf der McClouds als hervorragende Tänzer verteidigen, denn ein McCloud ließ sich keine Gelegenheit entgehen, egal worum es ging, seine Fähigkeiten und sein Können unter Beweis zu stellen.Lolly hatte Aaron zur Vorbereitung auf den Abend in die Schrittfolge der Kerry-Tänze eingeweiht, und er hatte sich als ungemein gelehriger Schüler erwiesen.Sie hatte schon eine schlummernde genetische Veranlagung in ihm vermutet und sich auch gefragt, ob ihr Mann ein weiterer Vertreter jener Dänen und Normannen war, die, kaum dass sie irischen Boden betraten, irischer als die Iren selbst wurden – ein historisches Phänomen, bei dem nur die Engländer auf irgendwie eigenwillige Art eine Ausnahme machten.Als Kitty und Kieran sich dem inzwischen perfekt durchgebratenen und bereits vom Spieß genommenen Schwein zuwandten, das hingebreitet auf einer großen Holzplatte lag, kam der Moment, der um den ungestörten Ablauf des Festes fürchten ließ, denn am anderen Ende des Feldes sahen sie, wie ihr eigenes Schwein über die Steinmauer kletterte, das Schwein, das sie nicht für den Festschmaus geopfert hatten.Kitty war sofort klar, dass Chaos drohte.Das Schwein würde dem Tanzen ein jähes Ende bereiten, das Geschichtenerzählen verstummen lassen, ein heilloses Durcheinander unter den Gästen anrichten, etwas zu fressen haben wollen, den Rasen aufwühlen und allen nur erdenklichen Unfug anstellen.Das Fest lief Gefahr, zu einer Schweinetreibjagd auszuarten.Unter all den Gästen, die Kitty kannte, gab es keinen, der da nicht mitmachen würde.Was in Erinnerung blieb, würde just dieses unerwartete Zwischenspiel sein, würde in die Geschichte des Ortes eingehen als der Tag, an dem wir alle versuchten, das Schwein zu fangen.Der Gewinner würde fortan zu den großen Helden von Kerry gehören.An die Stelle des gekrönten Ziegenbocks vom Puck-Jahrmarkt in Killorglin würde das Schwein treten; die Triumphe eines Wolfe Tone, die Heldentaten von Cuchulain würden neben der Großtat verblassen, letztendlich das Schwein eingefangen und niedergerungen zu haben.Normalerweise müsste der Job Aaron zufallen, der neuerdings Schweinehirt der Familie war, und gewiss würde er sich nicht zweimal bitten lassen.Aber wer von den Anwesenden würde sich damit begnügen, nur dazustehen und zuzuschauen? Ob Mann oder Frau, Junge oder Mädchen, wer auf die richtigen Erbanlagen verweisen konnte, würde es sich nicht nehmen lassen, in dem allgemeinen Chaos, das sogleich losbrechen würde, mitzumischen.Was es jetzt zu tun galt, war, die Tische mit den Speisen und Getränken zu retten.Sie durften nicht umgerissen, das Unterste durfte nicht zuoberst gekehrt werden, Speis und Trank durften nicht auf der Erde landen und niedergetrampelt werden, wenn sich sogleich alles nur um das Schwein drehen würde.Jetzt näherte es sich den Tänzern, leicht irritiert durch einen Jungen von ungefähr zehn, Bryan Kerwin, der vor ihm hin und her sprang, in die Hände klatschte und ständig »Suuii! Suuii!« rief.Als Reaktion auf sein Gebaren galoppierte das Schwein mit gesenktem Kopf auf den seanchaí, den Geschichtenerzähler, zu, offensichtlich darauf aus, mitten in den gespannt lauschenden Kreis der Zuhörer zu preschen.Nun waren es schon drei Jungen, die klatschten und johlten und mit den Füßen stampften.»Suuii! Suuii!« Unter die Rufe und das anfeuernde Gebrüll mischten sich Begeisterungsschreie.Als das fröhliche Miteinander auf bestem Wege war, in einen Tumult auszuarten, stellten die vier Tyson-Brüder ihren Tullamore Dew ab und hüpften und tanzten ausgelassen in die erregte Schar.Auch auf der Tanzfläche merkte man, dass etwas im Gange war, und in bester Stimmung gesellte man sich zu den anderen.Das Schwein gewann offensichtlich den Eindruck, dass die Hatz andauerte, und lief im Zickzack quer über das Feld und auf das gebratene Schwein zu.Im Nu hatte sich vor dem Tisch eine geschlossene Reihe formiert, nicht unbedingt, um Kierans größten Triumph zu verteidigen, sondern um dem Schwein einen entsprechenden Empfang zu bereiten und sich in den mit Spannung erwarteten Kampf zu werfen.Dabei heizte sich die Menge mit Geschrei, Schubsen und Stößen auf, fest entschlossen, den Gegner nicht zu schonen.Es herrschte totale Anarchie.Das Schwein hatte noch nicht die wartenden Streithähne erreicht, als die Situation eine seltsame Wendung nahm [ Pobierz całość w formacie PDF ]