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.«Sie steht auf, beugt sich mit einer fließenden Bewegung, schwungvoll wie eine Tänzerin, hinunter und versetzt ihm eine schallende Ohrfeige.Er fährt zurück, starrt sie mit zusammengekniffenen Augen an.Jetzt ist er nur er selbst.Der Gott hat ihn verlassen.Die Luft verdunkelt sich.Er schickt sich an, etwas zu sagen.Ein Donner wie ein Peitschenknall, dem Klang nach direkt über ihnen, und scheinbar auf gleicher Höhe mit den Baumkronen.Donner? Jawohl!Ach, Paps.BENNY GRACE HÖRT diesen Donnerschlag und grinst.Der Rums erwischt ihn, als er grad dabei ist, sich, aus dem Garten kommend, durchs Musikzimmer ins Haus zu stehlen.Für einen, der so schlecht gebaut ist, bewegt er sich recht zierlich, wenn er muss.Jetzt hält er inne, horcht.Draußen versinkt auf einmal alles in atemloser Stille – das ist der Schreck nach jenem großen Wutgebrüll des Gottes.Sogleich wird unsere treue Amsel in der verdüsterten, von Neuem schwülen Luft versuchen, mit ein paar flüssigen Noten aufzuwarten, um sodann das erste, flüsterleise Murmeln des Regens zu begrüßen, leise wie das Geräusch der Finger eines Blinden, der Braille liest.Wo kommen denn auf einmal diese Wolken her, wie konnten sie hier völlig unbemerkt heran sich schleichen? Benny weiß, das hat ein eifersüchtiger Gott verfügt.Und er geht weiter und grinst weiter stillvergnügt in sich hinein.Er ist noch barfuß und trägt seine aufgeplatzten Schuhe in der Hand, die schweißerschlafften Socken hat er in sie reingestopft, unter die Lasche.Ein Hemdzipfel ist aus dem Hosenbund gekrochen, sein Hosenstall ist auch nicht richtig zugeknöpft.Wo geht er hin? Mag seine Lust ihn nur wohin auch immer wandeln lassen, solange sie in meine Richtung führt.Die stille Luft ist ja sein Element.Seltsam, wie zaghaft wir doch sind, wenn wir in deren Welt eintreten, wie schüchtern unter den Geschöpfen, die wir doch selbst geschaffen haben.Liegt’s daran, dass wir die Befürchtung haben, die Ordnung, die dort herrscht, aufs Ärgste zu verheeren und zerstört zu hinterlassen? Alles muss wieder ganz genau dorthin zurückgetan werden, wo es vor uns gewesen war, kein Stein darf umgedreht, kein Winkel unjustiert bleiben, und jedes Divot, jedes ausgeschlagene Rasenstück, muss wieder schön an seinen Platz befördert werden.Das ist die Regel, nach der sich die Götter richten müssen.Sagte ich Götter, sagte ich richten? So ist es richtig, dass die Götter sich nach Regeln richten müssen, welche die Sterblichen geschaffen haben.Doch sogar unser Avatar, der dreifaltige Herr der späteren Epiphanie, verwirkt die Allgewalt, die ihr ihm zuschreibt, mit dem schlichten Fakt, dass er es nicht vermag, kraft seines Willens selbst sich abzuschaffen, wie einer von den Wüstenvätern, mir fällt gerade nicht ein, welcher, unangenehmerweise aufgezeigt hat und darauf prompt für seine Dreistigkeit gesteinigt wurde – oder war’s gekreuzigt? Alles eine Frage der Abgrenzung, der Arbeitsteilung, jedem Gott sein eigenes Ressort.Auch wir haben unsere Hierarchien, unsere Chöre, Throne und so weiter.Seraphim.Cherubim.Was rede ich denn da? Ich bringe ja die himmlischen Heerscharen durcheinander.Mein Geist, er schweift und schweift.Auf Zehenspitzen schleicht sich Benny Grace durch das Musikzimmer, und seine feuchten Sohlen machen leise, unschöne Schmatzgeräusche auf dem Parkett.Sein Element, jawohl, diese Stille nach dem Donnerschlag und vor dem Regen und der jähe Sangesdrang des Vogels.So ist das bei uns allen; just dort erscheinen wir uns selbst am wirklichsten real, in diesen kleinen Fehlern, diesen kleinen Knittern im Gewebe unserer Schöpfung.Denn wir begeben uns nicht unter euch, nicht in dem eigentlichen Fakt des Hierseins, mag ich auch noch so sehr das Gegenteil behaupten.Für uns ist eure Welt das, was für euch die Welt ist, die ihr in den Spiegeln seht.Ein blank polierter, kristallener Ort, funkelnd und klar, wo alles ganz genauso ist, wie es auf dieser Seite ist, nur umgekehrt und ganz unendlich unerreichbar.Wahrhaftig, eine Spiegelwelt und nichts als das.Daher unsere Melancholie, auch unsere Schelmenhaftigkeit – oh, könnte man doch nur die Faust anlegen an diese leere Scheibe und sie zerschlagen, um zur anderen Seite zu gelangen! Allein, wir träfen dort doch nur auf Quecksilber.Mercurium! Wovon mein anderer Name kommt, Merkur, der eine meiner anderen Namen.Apropos Divots, ich hatte früher die Mission, sie wieder einzusetzen.Nun ja, keine Mission, obwohl ich allemal ganz furchtbar wütend war auf die, die diese Dinger einfach liegen ließen, wo sie lagen, feucht und knubbelig, wie frisch herausgedrückte Scheißhaufen.Das war, als ich noch auf der anderen Seite von dem Hügel wohnte, Haggard Head, über dem Meer, und mein Garten, so wie er war, ans siebente Grün – oder heißt es Loch, ans siebente Loch? – auf einem öffentlichen Golfplatz grenzte, wo jeder sich zum Stundensatz Schläger ausleihen konnte und sonst fürs Spielen weiter nichts bezahlen musste.Der Platz war meistens leer, bis auf den einen oder anderen einsamen Rentner, der in den taufeuchten Stunden am frühen Morgen oder Abend stoisch seinen Aufschlag übte, aber am Wochenende oder an den Feiertagen kam wildes junges Volk per Bahn und Bus aus den Slums der Stadt gefahren, und die zerhackten kreuz und quer das Grün wie lauter wandernde, schlecht funktionierende Windmühlen.Ich hab zwar nie selbst Golf gespielt, muss ich gestehen, aber ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, die Links abzulaufen – Links, auch so ein schönes altes Spezialistenwort, genau wie Divot –, zumal an Tagen, wenn mein Geist sich festgefressen hatte und ich nicht in der Lage war zu arbeiten, und solche Tage gab es immer öfter.Es tat mir weh, die Fairways so zerschnitten und zerfurcht zu sehen.Die eingesammelten und richtig rum gedrehten ausgerissenen Soden sahen nun mehr wie grüne Skalps aus, oder vielleicht wie Schamhaartoupés.Sie haben ordentlich gegluckert, wenn ich sie wieder eingetrampelt habe.Was habe ich mir nur dabei gedacht, dieses kleine Stückchen Epidermis unserer armen Erde so zu flicken? Aber ich mag die Welt, das ist die Wahrheit, habe ich das nicht schon längst klargestellt? Hätte wohl lieber Dichter werden sollen, Lerchen apostrophieren und für Narzissen schwärmen.Ihr habt vielleicht gemerkt, dass ich es mit den Wörtern habe – vermutlich eher selten bei einem Manne meiner Profession.Wörter sind so freundlich, so entgegenkommend, so vielseitig verwendbar, nicht wie die Zahlen mit ihrem lästigen Beharren darauf, dass sie nur das bedeuten, was sie nun einmal bedeuten, und nichts weiter.Eines aber haben sie, was die Wörter nicht haben, nämlich diese Rigorosität, und die Rigorosität war’s, die mich von Anfang an verführt hat, das Versprechen, dass es in dieser Welt, wo alles angefochten werden kann, zumindest ein Ding gibt, das unanfechtbar ist.Es schien alles so einfach, damals.Ich liebte den Prozess, die langsame Anhäufung vieler winziger Teile zu einem riesigen, großartigen Stück Talmi, dessen Freude gerade darin lag, dass es vollkommen nutzlos war
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