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.Cognacgläser werden gefüllt, geschwenkt und beschnuppert; vielleicht statten wir Maugham mit einer Zigarre aus, Ayer mit einer Schachtel französischer Zigaretten in gelbem Papier.Der Romancier zählt die Gründe auf, warum er seit Langem nicht mehr an Gott glaubt; der Philosoph bestätigt ihre Richtigkeit.Aus Sentimentalität führt der Romancier noch das argumentum e consensu gentium an, das der Philosoph dann lächelnd zerpflückt.Der Romancier wirft die Frage auf, ob es nicht paradoxerweise auch ohne Gott noch eine Hölle geben könnte; der Philosoph stellt das richtig – und denkt sich im Stillen, diese Furcht könne auf einen Rest homosexueller Schuldgefühle hindeuten.Cognac wird nachgeschenkt, und dann legt der Philosoph zur Abrundung seiner Ausführungen (und Rechtfertigung seines Flugtickets) die letzten und logischsten Beweise für die Nichtexistenz Gottes und die Endlichkeit des Lebens dar.Der Romancier erhebt sich leicht schwankend, wischt etwas Asche von seiner Hausjacke und schlägt vor, sich wieder zu den Damen zu begeben.In deren Gesellschaft tut Maugham dann seine tiefe Befriedigung kund und wird für den Rest des Abends wieder fröhlich, fast schon ausgelassen; die Ayers wechseln verständnisinnige Blicke.(Ein professioneller Philosoph würde gegen diese imaginäre Szene womöglich einwenden, Ayers tatsächlicher Standpunkt sei hier grob vulgarisiert worden.Der Wykeham-Professor für Logik hielt jedes Sprechen über Religion dem Wesen nach für unverifizierbar; daher hatte die Aussage »Es gibt keinen Gott« für ihn ebenso wenig Bedeutung wie der Satz »Es gibt einen Gott«, da sich beides philosophisch nicht beweisen lässt.Der Schriftsteller könnte dann die literarische Notwendigkeit ins Feld führen und außerdem geltend machen, dass Ayer hier zu einem Laien und Wohltäter sprach und sich daher mit formalen Spitzfindigkeiten zurückgehalten haben mochte.)Doch da es hier um das wahre Leben geht oder vielmehr um das, was für Biografen davon übrig bleibt, haben wir keine Belege für eine solche Privataudienz.Vielleicht gab es nur eine muntere, freundschaftliche Beruhigung am Frühstückstisch.Das ergäbe vielleicht eine bessere Kurzgeschichte (aber kein besseres Bühnenstück): das große Thema beim Klappern der Messer mit ein paar Redensarten abgehandelt, womöglich zu einer kontrapunktischen Paralleldiskussion über die Arrangements für die geselligen Unternehmungen des Tages: wer in Nizza einkaufen will, und wo genau an der Grande Corniche der Maugham’sche Rolls Royce sie zum Mittagessen absetzen soll.Auf jeden Fall fand das gewünschte Gespräch irgendwie statt, Ayer und seine Frau kehrten nach London zurück, und Maugham ging nach dieser außergewöhnlichen säkularen Absolution weiter seinem Tod entgegen.Vor einigen Jahren habe ich das Tagebuch übersetzt, das Alphonse Daudet führte, als ihm klar wurde, dass seine Syphilis das dritte Stadium erreicht hatte und ihm unweigerlich den Tod bringen würde.An einer Stelle beginnt er, sich von seinen geliebten Menschen zu verabschieden: »Lebe wohl Frau, Familie, lebt wohl, Kinder, Dinge meines Herzens …« Und dann fährt er fort: »Lebe wohl Ich, heiß geliebtes Ich, nunmehr so vage, so verschwommen.« Ich weiß nicht recht, ob wir uns im Vorhinein selbst Lebewohl sagen können.Können wir dieses unverwüstliche Gefühl der Besonderheit verlieren oder zumindest verringern, bis nicht mehr so viel davon bleibt, das verschwinden, das vermisst werden kann? Das Paradoxe daran ist natürlich, dass es eben dieses »Ich« ist, das die Verringerung seiner selbst betreibt.Wie ja auch das Gehirn das einzige Instrument ist, mit dem wir die Gehirntätigkeit untersuchen können.Wie auch die Theorie vom Tod des Autors zwangsläufig von einem Autor verkündet wurde.Das »Ich« verlieren oder zumindest verringern.Zwei Tricks bieten sich an.Erstens kann man sich fragen, wie viel dieses »Ich« auf der Skala der Dinge wert ist
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