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.Ich seufzete öfters, aber ob sie gleich nach allen Kräften um die Ursach fragte, wollte ich doch nicht heraus, sondern gab vor, die zuvor auf der Reise ausgestandene große Kälte bekäme mir so übel, daß ich eine bevorstehende Krankheit daraus urteilete.Sie gab mir auf solches Vorgeben kostbare Medicin ein und pflegte meiner nach aller Möglichkeit, daraus ich mit Verwunderung verstehen müssen, daß dieses liebe Kind mit mir nicht anders als ihrem leiblichen Bruder umging, aber es war mir doch nichtsdestoweniger recht übel bei der Sache, und hätte über mein eigenes Verhängnis selbst weinen mögen.Solchen Zustand erlitt ich auf dem Hause bis in den vierten Tag, als sie mit Gewalt an mich setzte und mich dahin brachte, daß ich ihr zusagte, sie zu ehelichen.»Adelige und schönste Jungfer,« gab ich ihr zu verstehen, »Ihre große und ungemeine Qualitäten verdienen einen Cavalier, welcher meiner Wenigkeit weit vorzuziehen ist.Ich bin nicht reich, nicht schön, nicht klug, nicht verständig und weiß also kein Mittel, Ihre Holdseligkeit zu vergnügen, über welches ich billig Ursach zu seufzen habe.Weil Sie aber zu meiner Person so sehr getrieben wird, bin ichs zufrieden, Sie also zu vergnügen, als es mein Vermögen zulassen wird.Ich habe mich billig zu erfreuen über ein solch hohes Glück, welches nicht jedem entgegenlaufet.Aber zum Behuf meiner Niedrigkeit schwöre ich hier einen hohen Eid, daß ich von mir selbsten nicht getrachtet, Sie zu ehelichen, wo ich nicht, Ihr eigenes Verlangen zu stillen, mich höchst schuldig befunden, das große Glück samt Ihrer Person demütigst zu umfassen und Ihr durch mein ganzes Leben als ein gehorsamer Diener aufzuwarten.«Caspia, so hieß sie mit Namen, war über meine Antwort höchst vergnüget, und weil es zu diesen Zeiten ohnedem der Gebrauch war, stille und heimliche Hochzeiten ohne Wissen und Willen der Befreundten, ja, wohl auch ohne Consens des Vaters und der Mutter zu machen, als verehrete sie mir einen Ring von zehen Kronen, und über drei Tage wollte sie welche von ihren besten Freunden hieher rufen und die Hochzeit vollziehen lassen.Nun war ich auf einer solchen Stufe, auf welche noch der zehente nicht gestiegen, ich wußte nicht, wie mir selbst war, denn es ging mir vor, daß ich so geschwinde wieder hinunterfallen würde, als ich hinaufgestiegen.Hätte ich gewußt, daß es so weit mit mir kommen sollte, ich wollte mich nimmermehr so herausgelassen haben, denn ich gedachte etwan dadurch ein gutes Trankgeld davonzutragen.Aber die Dam war schon zu heftig in mich verliebt, bin derohalben nur deswegen unglückselig zu nennen gewesen, weil mir das Glück gar zu wohl gewollet hat.Man machte auf dem Hause allerlei Zubereitungen, und dem Pfarrer war schon der Text geschicket, welchen er bei der Trauung auslegen sollte.Indem trägt sichs zu, daß ein Stück Rind umfället und verrecket.Weil es nun bei gegenwärtigen Zeiten bald mußte aus dem Hofe geschaffet werden, holete man den Schinder, und zu meinem Unglücke war ich gleich dazumal mit der Caspia in dem Keller, weil ich daselbsten den Wein auskosten sollte.Sobald wir wieder zurückgelanget, gehet der Schinder durchs Haus, und als er mich sah, grüßte er mich und sagte: »Sohn, wo kommt Ihr da her?« Ich konnte es nicht leugnen, daß er mein rechter Vater wäre, darum kann der Leser gedenken, wie ich nebenst der Caspia erschrocken.Ich wurde wie ein Schnee und Caspia feuerrot.Der Schinder aber lachte und hieß mich mit der Hand willkommen.Ich dankte ihm und gab einen Wink, aber die Sache war schon zu grob am Tage.Caspia wußte nicht, an wem sie war, und ich eilete vor Spott und Schand auf und davon, so schnell ich auch nur eilen konnte.Mein ganzer Reichtum bestund in dem Ring, den sie mir auf die Ehe gegeben, welchen ich in nächster Stadt verschacherte und meinen Weg den österreichischen Landen zu nahm.Sie hat mir einen langen Weg auf der Straße nachgerufen, ich sollte zurückbleiben, daraus ich noch verstehen konnte, daß sie mich dennoch liebte; aber ich sah mich nicht einmal mehr um und glaube, es wird den Schinder wohl tausendmal gereuet haben, daß er sich sowohl als mich durch seinen Gruß eines so merklichen Glückes verlustig gemachet.Und ebendieses ists, warum ich zuvor so traurig gewesen, nämlich, weil ich geforchten, ich möchte offenbar werden, daß mein Vater nicht weit von dem Ort ein Schinder war, welches ich dem Isidoro noch nicht geoffenbaret hatte.VI.Capitul.Macht sich aus dem Staub.Beweiset eine wunderliche Gegenlieb.Unkeusches Herz verdirbt in Spott,Die keusche Seel sucht Ruh in Gott.Hier muß ich dem Leser seine eigene Mutmaßung passieren lassen, was vor ein wunderlicher Zustand sich nach meinem Hinscheiden auf diesem adeligen Hause erhoben.Zweifelsohne wird diese Zeitung weit und breit von mir ausgelaufen sein, und wird Monsieur Isidoro, Monsieur Ludwig und noch mehr andere Edelleute sich von Herzen geschämet haben, daß sie mit einem Schinder auf Brüderschaft gesoffen haben.Ja, die alte Edelfrau wird ihrem Sohn nicht einen Filz deswegen gegeben, sondern ihm wohl täglich, ja sogar stündlich vorgeworfen haben, daß er mit einem so liederlichen Teufel sich vermenget, welcher fast bei der ganzen Welt verhasset und verspottet war.Ich will nun nicht sagen von der großen und schmerzlichen Reue, welche die Caspia sich darum wird zu Herzen gezogen haben, daß sie mich nicht allein bei der Beschließerin vor ihren gewesenen Præceptor, sondern hernachmals gar vor ihren eigenen Bräutigam gehalten und ausgegeben.Ach, was wird wohl der Pfarrer mit dem Hochzeittext vor Grillen gemacht haben? Gewiß, die gute Caspia wird sich fast zu Tod geweinet und mich sowohl als ihren Unstern, welcher sie hierinnen ganz unvorsichtig betroffen, viel mehr als Millionen-tausendmal verfluchet und an den Galgen gewünschet haben
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