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.Ihre leibliche Mutter hatte sie weggegeben.Klar, Andromeda hatte ihre Gründe gehabt, aber das linderte den Druck in Blues Brust nicht.Sollte sie glücklich, wütend oder enttäuscht sein? Sie wusste es nicht.Das alles war so überwältigend, dass sie Zeit brauchte, um dem Ganzen einen Platz zu geben.Jemand klopfte an die Terrassentür.Sie erschrak fast zu Tode.Doch dann erkannte sie Gabriels blonden Schopf durch die Scheibe und entspannte sich.Mit knackenden Knien stand sie auf, legte sich das Medaillon um den Hals und schob es unter ihr Shirt.Danach ging sie zur Terrassentür und ließ ihn herein.„Ich wollte dir nur sagen, dass ich Toms Bike in die Garage gestellt habe.Boss war übrigens nicht glücklich über die Spionin in seinem Haus.Er lässt dir ausrichten, dass du vollkommen freie Hand hast, was ihre Bestrafung angeht.“ Sie kam nicht dazu, etwas zu entgegnen, als er ihr die Hand auf die Schulter legte.„Geh schlafen, Blue.Du musst morgen fit sein.Wir sehen uns am Nachmittag um vier im Club.“Dann drehte er sich um und … weg war er.Sie blieb mit offenem Mund zurück.Wenn der Tod anklopft …Da sie bereits am Tisch geschlafen hatte, fand Blue keine Ruhe.Sie konnte nur warten, bis es Zeit für das Treffen mit Igor war.Auch wenn sie das Gefühl hatte, sofort die ganze Stadt auf den Kopf stellen zu müssen, ihr waren die Hände gebunden.Sie hasste es, untätig herumzusitzen.Deshalb zog sie Schuhe und Jacke an und verließ die Wohnung für einen nächtlichen Spaziergang.Die Luft war frisch und es waren nicht mehr viele Leute unterwegs.Sie versuchte an nichts anderes zu denken, als einen Fuß vor den anderen zu setzen.Heute war ihre Welt zusammengebrochen.Man hatte sie das ganze Leben lang belogen.Zuerst über ihre Eltern, dann über ihre Spezies und jetzt, wo ihr klar geworden war, dass sie ihren Mann gefunden hatte, war er ihr genommen worden.Von den gleichen Hurensöhnen, die ihr bereits ihre Eltern entrissen hatten.Ja, sie hasste ihr Leben als Vampir und was sie dadurch gezwungen war zu tun.Aber an diesem Abend war sie dankbar für die Fähigkeiten, die sie nach ihrer Wandlung erlangt hatte.Sie würde Igor und Janus töten, und sie würde Estée nicht verschonen.Sie mussten dafür bezahlen, dass sie ihr Leben von Anfang an zerstört hatten.In dieser Nacht wurde der Racheengel in ihr geboren.Sie ging zum Hauptbahnhof und sah sich um.Es galt, das morgige Treffen vorzubereiten.Sie lief alle Ebenen ab und beobachtete die Passanten.Zu so später Stunde war nicht mehr viel los und sie musste sich eingestehen, dass das alles nichts nutzte, solange Igor ihr nicht weitere Details über das Treffen mitteilte.Insgeheim hatte sie gehofft, einen der Outlaws zu entdecken und ihm folgen zu können.Zweifellos hätte er sie zu Igors Unterschlupf und somit zu Tom führen können.Unverrichteter Dinge verließ sie den Bahnhof und setzte einen Fuß vor den anderen.Versuchte an nichts zu denken, damit sie nicht den Verstand verlor.Als Blue aufblickte, erkannte sie, wo sie ihre Schritte hingeführt hatten.Sie stand vor dem Tattoostudio, in dem sie ihr Oberkörpertattoo hatte machen lassen.Der Tattooartist hatte vierundzwanzig Stunden geöffnet.Er lebte im Studio und stand jederzeit zur Verfügung.Plötzlich hatte Blue eine Idee und betrat das Studio.Henk war Holländer.Groß gewachsen, blond und blauäugig.In seinem Studio hing immer eine Wolke Gras-Dunst.Er machte fantastische Arbeiten.Als er Blue sah, kam er auf sie zu.„Blue! Dich hab ich ja ’ne halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.Wie geht es dir?“Sie musste lächeln.Er war immer freundlich.Fast euphorisch, was sie allerdings weniger ihrer Person, als seinem Cannabiskonsum zuschrieb.Aber was machte das schon.„Hi Henk.Ich hab schon bessere Zeiten gesehen.Aber du kennst mich ja.Ich behalte den Kopf immer oben.Und wie geht’s dir?“Er zuckte die Schultern.„Wie immer fantastisch.Und wenn du mir jetzt noch sagst, dass du hier bist, um meine Dienste in Anspruch zu nehmen, dann geht es mir noch besser.“Blue setzte sich auf einen der Sessel, die er in der Ecke stehen hatte.Sie schaute sich im Studio um.Die Wände waren gepflastert mit Tätowiervorlagen und Bildern, von denen sie wusste, dass Henk sie selbst gezeichnet hatte.Aus den Lautsprechern drang harte Rockmusik.Henk war von Kopf bis Fuß tätowiert, seine Ohren randvoll mit Piercings und in der Nase trug er einen massiven Ring.„Deshalb bin ich hier.Du darfst dich wieder einmal auf meinem Körper verewigen.“Er hob eine Augenbraue und stand auf, um seinen Skizzenblock zu holen.„Was soll’s denn sein?“„Ich möchte, dass du mir am linken Oberarm, auf der Innenseite, eine Soldaten-Hundemarke stichst.Die Kette soll sich zweimal um den Oberarm winden.“ Sie griff nach dem Medaillon und holte es hervor.„An der Außenseite möchte ich, dass du dieses Medaillon eintätowierst.Es soll ebenfalls an der Kette hängen.“Henk hatte ihr zugehört und gleichzeitig damit begonnen zu zeichnen.„Und was soll auf der Plakette stehen? Ich nehme nicht an, dass sie blanko sein soll.“„Da soll Tom und darunter das Datum 21.November in gotischer Schrift stehen.“Er nickte und zeichnete weiter.Blue lehnte sich zurück und schloss die Augen.Schließlich hatte sie die Müdigkeit übermannt, denn Henk musste sie wecken, als er mit dem Entwurf fertig war.Sie betrachtete ihn und staunte.„Das ist genau das, was ich mir vorgestellt habe.“Es war halb vier Uhr nachmittags und Blue tigerte unruhig vor dem Club auf und ab.Sie war zwar erst um vier mit Gabriel und Boss verabredet, hatte aber keine Geduld mehr gehabt, um noch länger tatenlos in ihrer Wohnung auszuharren.Deshalb hatte sie sich bewaffnet und war mit dem Camaro zum Club am Bellevue gefahren.Die beiden Männer waren noch nicht da und der Club hatte seine Türen noch geschlossen.Die Sonne schien winterlich vom Himmel und war bereit, bald unterzugehen.Durch die Ray-Ban Sonnenbrille beobachtete Blue die Autos, die vorbeifuhren.Ab und zu kamen auch Fußgänger [ Pobierz całość w formacie PDF ]