[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Der Gedanke war so furchtbar, dass mir ganz schlecht wurde.Doch das war nicht das Schlimmste.Am schlimmsten war zu wissen, wie dicht ich daran gewesen war, meine Familie noch einmal durch die Hölle zu schicken.Ich wusste, wie diese Hölle aussah, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendjemand da durchmusste für mich – wegen mir.»Hey«, sagte Cole und legte mir eine Hand auf die Schulter, »mach dir keine Gedanken deswegen.War schon okay von dir.«Ich sah ihn an.Er lächelte mir zu.»Wenn ich nicht so ein herzloser Scheißkerl wär, müsste ich eigentlich stolz auf dich sein.«»Danke.«Dann sahen wir einander an und etwas geschah zwischen uns – etwas, dass es lange Zeit nicht gegeben hatte.Es war eine Vertrautheit, eine Nähe jenseits unserer Alltagsnähe, und sie erinnerte mich an die Zeit, als wir Kinder waren.Es war ein gutes Gefühl.Doch gerade als ich es zu genießen anfing, verlor sich Coles Lächeln und er zog sich wieder in sein Schneckenhaus zurück.»Okay«, sagte er und drückte seine Zigarette aus, »ich möchte, dass du mir alles noch einmal von vorn erzählst – und diesmal meine ich wirklich alles.Spul den Camcorder zurück, den du im Kopf hast, und spiel mir das Ganze noch einmal neu vor – Wort für Wort, Szene für Szene –, von dem Moment an, als ich heute Morgen gegangen bin, bis zu dem Moment, als du zurück warst.«Ein paar Stunden später verließen wir das Farmhaus und gingen den Weg hinauf Richtung Dorfstraße.Das Licht des Moors trübte sich unter einer immer dichter werdenden Wolkendecke ein, die neblige Luft war feucht und schwer.Alles wirkte verschwommen und gedämpft – die Geräusche, die Farben, die Flächen und Formen – und ich wünschte mir, es hätte irgendwo Lichter gegeben.Ich vermisste Lichter.Ich vermisste die scharfen Konturen, die Helligkeit, die Art, wie Licht alles deutlich hervorhebt … wie es zeigt, wo du bist.Ich war müde und hatte Hunger.Vince war zurückgekommen, während wir im Schlaf-zimmer sprachen.Wir hatten gehört, wie er mit Abbie wegen irgendwas stritt, kurz darauf war Abbie nach oben gekommen und hatte gefragt, ob wir etwas essen wollten.Es war das erste Mal, dass ich sie sah, seit sie mich morgens angefahren hatte, und so, wie sie mich ansah, wusste ich, dass die Sache nicht vergessen war.Sie war nicht richtig unfreundlich mir gegenüber … aber besonders freundlich auch nicht.Cole hatte sie mit seinem Netter-Junge-Lächeln angeschaut und ihr erklärt, dass wir noch mal weggehen wollten, sich aber für das Angebot bedankt.Deshalb hatten wir nichts gegessen.Mein Schädel pochte, die Beine taten mir weh vom vielen Herumlaufen den ganzen Tag und jetzt mühte ich mich, mit Cole Schritt zu halten, der vor mir den Weg hinaufmarschierte.Außerdem war ich nicht gerade begeistert, wenn ich an die Stunden dachte, die vor uns lagen.»Was hat Abbie gesagt, warum sie das Haus nicht aufgeben will?«, fragte mich Cole über die Schulter.»Wie?«»Abbie – sie hat dir doch gesagt, dass sie nicht ausziehen will.«»Warte«, sagte ich und hetzte hinter ihm her, um ihn einzuholen.Er blieb stehen und wartete, bis ich bei ihm war, dann gingen wir nebeneinander weiter.»Es war das Haus ihrer Mum«, erklärte ich ihm und erinnerte mich an das, was Abbie gesagt hatte.»Deshalb könnte sie es nie über sich bringen, hier wegzugehen.Ihre Mum ist hier geboren und gestorben.«Cole nickte nachdenklich.»Wenn das, was Jess dir erzählt hat, wahr ist, muss Abbie eine der Letzten sein, die noch nicht verkauft haben.«»Ja, wahrscheinlich … es sei denn, die Hotel-Typen wollen ihren Hof nicht.«»Warum sollen sie den nicht wollen? Dieser Quentin-Typ hat doch auch alles andere aufgekauft, oder? Und er wirkt nicht gerade so, als ob er sich mit einem Nein als Antwort zufriedengibt.Ich wette, der hat ihnen eine ziemliche Stange Geld geboten.Und Geld könnten sie gut brauchen.Der Hof gehört ihnen nicht mehr und keiner von beiden hat einen festen Job.«»Was ist mit Vince?«Cole schüttelte den Kopf.»Das Einzige, was er kann, ist Landwirtschaft.Ich hab ihn gefragt, als er mich ins Dorf mitgenommen hat.Ab und zu hilft er mal auf irgendeinem Hof aus, aber die meiste Zeit verbringt er damit, Dinge zu kaufen und zu verkaufen.«»Was denn?«»Alles – Motorräder, Autos, Pferde, jeden erdenklichen Schrott.Aber viel Geld kann das nicht einbringen.«Cole schwieg eine Weile, und während wir weiter durch die Moordämmerung gingen, spürte ich, wie er alles, was ich ihm erzählt hatte, langsam und sorgfältig durchdachte.Ich wusste nicht, was er dachte, aber ich wusste, er fügte die Einzelteile auf seine bedächtige Weise zusammen.Im Denken ist er immer achtsam gewesen.Er hat seinem Kopf nie so vertraut wie seinen Fäusten.Darum habe ich ihn immer ein bisschen beneidet.In manchen Punkten sind wir sehr ähnlich, doch wenn es um Behutsamkeit geht, sind wir extreme Gegensätze: Mein Kopf arbeitet so wild wie bei ihm die Fäuste und meine Fäuste arbeiten so langsam wie bei ihm der Kopf.Nicht dass es ein Fehler wäre, wie wild zu denken, ich wünschte mir nur manchmal, dass ich ein bisschen auf die Bremse treten und verstehen könnte, was da in meinem Kopf vorgeht.Wir hatten inzwischen das Ende des Wegs erreicht, und als wir nach rechts auf die Dorfstraße abbogen und an dem Durchgang zum Wald vorbeikamen, warf ich einen Blick auf die Masse schwarzer Kiefern und den Berghang dahinter und suchte nach dem Pfad der Toten.Aber ich sah nichts.Die Berge schlummerten unter einer Wolkendecke und das Einzige, was ich sah, war ein gespenstischer grauer Nebel, der von den Gipfeln herabkroch und das Moor in Schweigen hüllte
[ Pobierz całość w formacie PDF ]