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.Hat solchen Hengst der Sohn des Nonodante,So reicht des Mohren Roß an den heran:Von Roger hatt' er Güldenzaum bekommen,Der ja dem Mandrikard war abgenommen.92.Der König hat den Vorteil nach den Waffen:Die sind erprobt und trefflich überaus.Die seinen mußte Brandimart erraffen,Wo grad er fand, was nötig war zum Strauß.Doch beßre wird er schon sich bald verschaffen;So malt es ihm des Herzens Kühnheit aus,Färbt ihm auch eine Wunde, eine große,Die Schulter rot, von Agramantes Stoße,93.Und gilts auch in der Seite die zu tragen,Die – nicht zum Spiel – vorher Gradaß ihm schlug.Wie spähend also auf der Lauer lagenDes Franken scharfe Augen lang genug,Weiß er des Feindes linken Arm zu schlagenUnd streift auch noch die rechte Hand im Flug.Doch mit Gradassos Hieben im Vergleiche,Und Rolands, waren Spaß nur diese Streiche.94.Roland ist halb entwaffnet schon zu schauen:Der Helm klafft oben und an Seiten weit,Der Schild liegt unten auf dem Gras der Auen,Geöffnet ist so Ring und Panzerkleid.Er selbst ist fest; kein Hieb hat eingehauen,Und reichlich hat er heimgezahlt sein Leid.Der Kopf, der Hals, die Brust des Heiden bliebenWund, abgesehn von dem, was ich beschrieben.95.Den Leib vom eignen Blut befleckt zu sehen,Macht nun Gradaß besorgt: er faßt entsetzt,Derweil der Feind vom Kopf bis zu den ZehenNach solchen Schlägen heil und unverletzt,Zweihändig jetzt das Schwert: in Stücke gehenMeint er, muß Kopf und Hals und Brust, zerfetzt,Und auf die Stirn – nicht besser konnt' er's hoffen –Hat er mit halbem Schwert den Feind getroffen.96.Auch mußte dieser Hieb bei andern sitzen,Den Feind zum Sattel spalten ganz und gar.Doch, flach geschwungen, konnt er hier nicht ritzen;Blank blieb das Schwert, so leuchtend wie es war.Vor Rolands Augen freilich Sterne blitzen:Der Schlag nahm ihm Bewußtsein um ein Haar,So daß er Schwert und Zaum gelassen hätte,Hielte sie nicht am Arme fest die Kette.97.Dem Pferd, das hier den Grafen hat getragen,Wird von dem Schall des grausen Hiebes bang:Es zeigt jetzt, was es leisten kann im Jagen,Und flieht das sandige Gestad entlang.Vom Hieb betäubt, den ihm der Mohr geschlagen,Lenkt Roland nicht den Zaum; so irrt es lang.Es würde sicher eingeholt vom Mohren,Allein der brauchte nicht dazu die Sporen:98.Er sah gerad, als er die Blicke wandte,Den König arg in Not, verloren fast:Ihm hatte schon der Sohn des MonodanteMit seiner linken Hand den Helm erfaßtUnd löste vorn die Schnallen AgramanteUnd schaffte mit dem Dolch in großer Hast.Der König wehrt sich schwer nur und beklommen,Denn aus der Hand ist ihm das Schwert genommen.99.Drum schwenkt Gradaß – den Grafen läßt er reiten –,Dem König dort zu helfen in der Schlacht.Den Gegner lasse Roland nicht entgleiten,Meint Brandimart, und hat nicht seiner acht;Bestrebt, dem Mohr ein Ende zu bereiten,Gebraucht er seinen Dolch mit aller Macht.Nun kommt Gradaß, um ihm mit beiden HändenDen fürchterlichsten Schlag aufs Haupt zu senden.100.O laß zu deinen auserwählten Scharen,Vater des Himmels, den Getreuen ein,Der nun, die Segel reffend, nach Gefahren,Sturmvoller Reise will im Hafen sein!O Durendal, wie muß dein Herr erfahren,Durch deine Grausamkeit, so schwere Pein,Daß ihm durch dich sein Freund getötet werde,Der liebste, der ihm ward auf dieser Erde?101.Den Helm umschloß von Eisen rings ein breiter,Zwei Finger dicker Ring: der ward durchhaun;Gespalten durch den mächt'gen Hieb noch weiterDie Kappe stählern um des Ritters Braun.Erloschnen Blickes stürzt der ChristenstreiterJählings herab vom Renner auf die Aun,Derweil vom Haupt die roten Bäche fließenUnd in den Sand des Bodens sich ergießen.102.Der Graf hat sich erholt, schaut in die RundeUnd hat den Ritter auf dem Grund entdeckt;Der Heide beugt sich auf des Toten Wunde:Man sieht es wohl, er hat ihn hingestreckt.War größer Schmerz, war's Zorn? Nicht hab' ich Kunde;Zum Weinen war die Frist zu kurz gesteckt:So bleibt der Schmerz, der Zorn entschlüpft behende.–Doch Zeit ist's nun, daß ich den Sang beende.Zweiundvierzigster Gesang1.Läßt sich ein Eisenband, ein Zügel finden,Ja, mögen es demantne Ketten sein,Den Zorn zu Maß und Ordnung festzubinden,Daß er sich füg' in eine Regel ein,Wenn du mit Trug siehst, mit Gewalt umwinden,Wen deine Liebe dir ins Herz hineinMit einem starken Schlüssel hat geschlossen,Und siehst ihn leiden, siehst sein Blut vergossen?2.Führt dann der Drang zu grausigem Beginnen,Daß er entmenschte Rache sich verschafft,Entschuldigung verdient's: im Herzen drinnenHat die Vernunft nicht Zepter mehr noch Kraft.Achill sah von dem falschen Helme rinnenDes Freundes Blut: – ihn, der ihn hingerafft,Zu töten, wollte seine Wut nicht enden:Er mußt' ihn schleifen auch, er mußt ihn schänden.3.Siegreicher Fürst! Solch einen Zorn entfachteDamals in Eurer Schar der schwere Stein,Der an der Stirn Euch traf, daß jeder dachte,Die Seele müsse schon entflohen sein;Entfachte mächtig: keine Rettung brachteDem Feind der Wall mit Graben und Bastein,Sie fielen allesamt von unsern Hieben,Daß für die Nachricht keine Boten blieben.4.Der Schmerz, den sie um Euren Fall empfanden,Trieb Eure Krieger bis zur Raserei.Bliebt Ihr auf Füßen danach aufrecht, fandenVielleicht sich ihre Schwerter minder frei.Euch war's genug, daß sie nicht widerstandenSo viele Stunden dort in der Bastei,Als Tage nötig für Granadas ScharenUnd Cordovas, sie wegzunehmen, waren.5.Vielleicht gefiel es Gott, es so zu wenden,Damit nach jenem Wurfe in der SchlachtDie argen Frevel ihre Sühne fänden,Die unsre Feinde vor dem Kampf vollbracht,Als, müd und wund, von ihren MörderhändenDer arme Vestidell ward umgebracht,Er, waffenlos, in hundert Schwerter MittenDurch jene Rotte, gottlos und beschnitten!6.Ich muß – und damit schließ' ich nun – gestehen,Daß wohl kein andrer Zorn dem Grimme gleicht,Der, wenn wir einen Freund mißhandelt sehen,Genossen oder Herren, uns beschleicht.Drum ist jetzund auch Roland nicht zu schmähen,Wenn hier sein Zorn das höchste Maß erreicht,Als von Gradassos fürchterlichem StreicheAm Boden liegt der Freund wie eine Leiche.7.Wie der Nomadenhirt, – wenn er geschwindeDie Schlange huschen sieht, zur Flucht gekehrt,Die grad im Sande seinem lieben KindeMit gift'gem Zahn das Leben hat versehrt, –Wütend und grimmig schwingt den Stock im Winde,So schwingt das unvergleichlich scharfe SchwertMit wildem Zorn der Ritter von Anglante:Der erste, den er trifft, ist Agramante,8.Der, blutbedeckt, den Schild entzweigehauen,Des Schwerts beraubt – los hing der Helm ihm an –(Die Wunden zähl' ich nicht an Leib und Brauen),Den Händen Brandimarts gerad entrann,Ein schwacher Sperber aus des Habichts Klauen,Zu dem er, dumm und neidisch, flog heran [ Pobierz całość w formacie PDF ]