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.Er hatte sich, wie es aussah, das Pferd eines toten römischen Kavalleristen geschnappt, zumindest war das Zaumzeug römischer Art.»Wer bist du und wer ist mit dir?«, blaffte der Gote, als er sein Tier vor Alchimio zum Stillstand brachte.»Mein Name ist Alchimio.«Der Gote musterte den Brustharnisch des Römers.»Zenturio, ja?«»Zenturio.«»Wie viele Männer hast du bei dir?«»Genug.«Der Gote lachte auf, dann zuckte er mit den Achseln und machte eine ausholende Bewegung zu seinen wartenden Kriegern.»Genug dafür?«»Wir werden sehen.Aber wir müssen es ja nicht ausprobieren.«Der Gesichtsausdruck des Goten bekam etwas Lauerndes.»Nein, das vielleicht nicht.Willst du uns ein Angebot machen, Römer?«»Wie ist dein Name?«, fragte Alchimio stattdessen.»Godegisel, Sohn des Argaith.«Der Zenturio hatte den Namen nie vorher gehört, doch wer konnte schon den Überblick über die komplizierten Strukturen des niedrigen gotischen Adels behalten.»Godegisel, ich habe den Kaiser Ostroms hier bei mir.«Der Gote beherrschte sich hervorragend, das interessierte Glitzern in seinen Augen verriet ihn allerdings.»Valens selbst ist bei dir?«»Er steht unter meinem Schutz«, korrigierte Alchimio ihn.»Kaiserliche Leibgarde also, ja?«Der Adlige verzog das Gesicht.Gegen Leibgardisten zu kämpfen, musste auch bei großer Überlegenheit unweigerlich viele Opfer mit sich bringen.Es schien, als habe Godegisel dazu derzeit keine große Lust, und Alchimio schöpfte neue Hoffnung.»Wenn du dem Kaiser freies Geleit nach Adrianopel gewährst, sollst nicht nur du reichhaltig beschenkt werden, der Imperator wird diese Geste wohlwollend bei den künftigen Verhandlungen mit deinem Volk einbeziehen.«»Verhandlungen? Ich kann mich furchtbar irren, Römer, aber so wie ich das sehe, hat dein großartiger Kaiser gerade eine Schlacht verloren und wir Goten überschwemmen dein kostbares Land wie eine unaufhaltsame Flut!«Alchimio konnte Barbaren, die ihre lyrische Ader entdeckt hatten, nicht gut leiden.»Ihr habt tapfer gekämpft und gewonnen«, gab er laut zu.»Ich bin der Letzte, der das bestreiten wird.«»Gut.«»Die Städte hingegen sind nicht eingenommen, ein Teil der Armee ist entkommen, die Garnisonen sind gefüllt und Gratian, der Herr des Westens, ist mit seinen Truppen auf dem Weg hierher.Wie lange, oh edler Godegisel, gedenkt das Volk der Goten sich dieser Macht entgegenzusetzen?«Wenn der gotische Adlige beeindruckt war, so ließ er es sich nicht anmerken.Vielmehr machte er eine abfällige Handbewegung.»Ich bin mir nicht sicher, ob ich deinem Kaiser freies Geleit geben möchte«, sagte er schließlich nachdenklich.»Es wäre zu deinem Vorteil!«»Ja, vielleicht.Ich erinnere mich da an eine Szene, als wir gerade die Donau erreicht hatten und dein Kaiser uns freien Siedlungsraum versprach.Wir setzten über den Fluss, mit nichts mehr in unseren Händen als unseren Schwertern, ohne Hab und Gut.Die versprochenen Hilfsgüter trafen nicht ein, nein, und die Römer forderten von uns, unsere eigenen Frauen und Kinder in die Sklaverei zu verkaufen, damit sie uns Hundefleisch lieferten.Hundefleisch, Zenturio.Hast du schon mal Hundefleisch gegessen? Fleisch räudiger Straßenköter, mit großer Effizienz von Euren Soldaten eingefangen und an uns geliefert?«»Nein, habe ich noch nicht.«Godegisel nickte.»Dachte ich mir.«»Ich leugne nicht, dass große Fehler gemacht worden sind«, erwiderte Alchimio schwach.Der Zenturio wusste nur zu genau, wie die Offiziellen an der Grenze die gotischen Flüchtlinge bis aufs Mark ausgepresst und gedemütigt hatten, anstatt die Befehle des Kaisers getreulich auszuführen.Hier lag die Wurzel allen Übels, und es machte die Sache nicht einfacher, dass die Goten zweimal Opfer gewesen waren: Erst waren sie vor diesem fernen Feind im Osten geflohen und dann waren sie von den Römern betrogen worden.»Weißt du, Zenturio, als die Römer zwei meiner Schwester als Sklavinnen verlangten, damit ich genug Fleisch bekam, um meine anderen Geschwister einen weiteren Tag zu ernähren, da habe ich langsam ein gutes Bild der römischen Lebensart gewonnen.«»Nicht alle Römer sind so.«»Nein, nein, natürlich nicht.Du bist nicht so, oder?«»Ich habe derlei nie getan.«»Als Offizier der kaiserlichen Leibgarde bist du mit solcherlei Profanität sicher niemals in Berührung gekommen.«»Und du sprichst ein sehr gutes Griechisch.Ich habe den Eindruck, dass du durchaus in den Genuss von Bildung gekommen bist.Hast du da nicht verstanden, dass es auch anders geht und andere gibt?«Godegisel nickte bekümmert.»Ja, das habe ich, und daher war ich voller Hoffnung, als Fritigern und Alarich das Schicksal unseres Volkes in die Hände des deinen legten.So voller Hoffnung.Und dann das.Gefiel mir nicht, Zenturio, gefiel mir nicht.«»Gib dem Kaiser Geleit, und das Unrecht soll wieder gut gemacht werden«, forderte Alchimio.»Meine Schwestern waren dreizehn und vierzehn, Zenturio.Wie viele römische Schwänze haben sie mittlerweile gegen ihren Willen in sich aufnehmen müssen? Ein Dutzend? Zwei Dutzend? Hunderte?«Alchimio wusste nicht, was er auf diese Frage antworten sollte, und so blieb er stumm.Für eine Weile schauten sich die beiden Männer schweigend an.Dann seufzte der Gote.»Ach weißt du, Römer, ich bin heute des Kämpfens müde.Meine Männer sind gleichfalls erschöpft.«»Dann lass uns den Kampf verhindern.«Godegisel schüttelte bedauernd den Kopf.Dann maß er den Römer mit einem langen Blick, eher er sagte:»So einfach ist das nicht, Zenturio, so einfach ist das nicht.«Alchimio sah das Schwert gar nicht kommen, das ihn niederstreckte.Godegisel hatte die Klinge von seinem Pferd aus in einer fließenden Bewegung geschleudert, wie einen Wurfdolch, und gut getroffen.Der Zenturio sackte in sich zusammen, und während er fiel, sah er noch, wie auf Geheiß des Adligen ein erster Schwarm von brennenden Pfeilen auf das Gehöft niederging.Dann brach sein Blick.17»Herr Kapitän, wir haben da ein Problem.«Rheinberg sah auf und blickte in Beckers Gesicht.Die Tatsache, dass dieser lächelte, ließ ihn sofort entspannen.Es war hier anstrengend genug.Das großzügige Atrium des Hauses bot Platz für insgesamt rund 120 Gäste.Genau diese Zahl hatte Navarch Renna in das Haus des Stadtsenators Urianus eingeladen.Nach Rheinbergs Schätzungen waren aber deutlich mehr erschienen.Er hatte längst den größten Teil der Namen vergessen, die man ihm vorgebetet hatte, und er war in den letzten drei Stunden herumgereicht worden wie ein Beutestück aus einem exotischen Land.An nur wenige Gesichter konnte er sich erinnern: an das des gravitätisch auftretenden Symmachus, der ihn zu einem Vier-Augen-Gespräch eingeladen hatte – »später, wenn wir etwas Ruhe haben!«, waren seine Worte gewesen –, und an das des Senators Marcus Flavius, dessen Sohn er gerettet hatte und der ihm dafür ausgesprochen dankbar war.Als Rheinberg zu Ohren gekommen war, dass der Jüngling des Senators einziger Sohn war, erschien die beredete Dankbarkeit des alten Mannes weniger albern als zu Beginn.»Was hast du für ein Problem, Jonas?«»Das Essen hier ist ungenießbar.Ich habe mit Volkert geredet und mit Neumann, und … Ah, da kommt Hans.«Der Marinearzt pflügte sich langsam, höflich, dennoch bestimmt seinen Weg durch die Menge an Gästen, die entweder zum Essen in römischer Sitte auf Sofas lagen oder mit Tellern und Gläsern in der Hand herumstanden.»Hans, was ist mit dem Essen?«Neumann schnaufte [ Pobierz całość w formacie PDF ]