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.Joe war sich darüber klar, die Gefühle, die Marybeth und Sheridan über das Geschehene hatten, nie vollkommen ermessen zu können.Indem er aber da war und zuhörte - so schloss er -, tat er alles, was er tun konnte.Er hatte sich Sorgen gemacht, beide würden verbittert sein, aber das bewahrheitete sich nicht.Stattdessen waren sie alle als Familie noch enger zusammengerückt.Nach dem Frühstück taten Joe und Sheridan die übrig gebliebenen Pfannkuchen und Speckscheiben in eine Tüte, gingen durch die Hintertür und ums Haus herum und setzten sich auf zwei Gartenstühle, die zur Rückwand der Garage gedreht waren.Es war inzwischen warm geworden - die Sonne schien.Der Schnee, der am Abend gefallen war, verschwand schon wieder.Ein kräftiger Schmelzwasserbach schoss durch den Canyon.Sheridan brach kleine Stückchen von den Pfannkuchen ab und riss den Speck in mundgerechte Portionen.Sie streute alles vor der Garagenmauer auf den Boden.Joe schnitt ein paar dünne Scheiben aus der Lende eines totgefahrenen Wapitis, das er in der Kühltruhe gelagert hatte, und warf sie dazu.Bald darauf kamen die Miller-Wiesel aus ihrem Bau geflitzt und schnappten sich das Futter.Joe und Sheridan sahen zu und tauschten manchmal ein Verschwörerlächeln.Aus gutem Grund waren die Wiesel aus dem Holzstapel in die geräumige Höhle unter der Garage umgezogen.Sheridan - so stellte sich heraus - hatte zwar richtig damit gelegen, dass Lucky ein Männchen und Hippity-Hopp ein Weibchen war.Aber bei Elway hatte sie sich getäuscht - das war nicht der Sohn der beiden.Vor ein paar Wochen hatte Elway nämlich zehn Junge bekommen, von denen acht überlebt hatten.Es war faszinierend, sie zu beobachten.Denn obwohl sie viermal kleiner als die ausgewachsenen Tiere waren, schossen sie genauso schnell unter dem Fundament hervor, schnappten mit den Vorderpfoten Futter und verschwanden sofort wieder im Bau.Als Joe einmal mit der Taschenlampe hineinleuchtete, sah er einen Haufen sich krümmender, fiepsender, langer brauner Körper.Und alle Wiesel waren über diese Störung gleichermaßen aufgeregt.Von Zeit zu Zeit kamen die Jungtiere in die Sonne und versuchten, wie die Großen auf den Hinterläufen zu stehen.Joe und Sheridan lachten sehr darüber, wie die Kleinen das Gleichgewicht verloren, auf den Boden purzelten und sich wieder aufrappelten, bis sie ihre berühmte Stellung schließlich länger behaupten konnten.»Sie werden allmählich groß.« Sheridan nickte zu den Jungen rüber und warf ihnen Futter hin.»Stimmt«, sagte Joe.»Dad, was passiert wohl, wenn jemand von ihnen Wind bekommt?« Joe wusste, dass sie über diese Frage schon ein Weilchen nachdachte.Er hatte Sheridan staunend zugehört, als sie ihm die ganze Geschichte mit den Wieseln erzählt hatte.Dann hatten sie einander versprochen, niemandem etwas davon zu verraten.Alle dachten, die Miller-Wiesel, die Ote Keeley aus den Bergen mitgebracht hatte, seien - wie Wacey gesagt hatte - im Holzstapel verbrannt.»Na ja, ich weiß nicht genau«, antwortete Joe.»Auf jeden Fall ist das, was wir hier tun, nicht erlaubt.Ein paar Biologen würden bestimmt fuchsteufelswild werden, wenn sie dahinterkämen.Und viele andere Leute auch.«»Aber das sind doch die, die da sind, wo ständig Miller-Wiesel sterben.«Joe lachte.»Genau die sind das.«Sheridan streute gewissenhaft die allerletzten Futterkrümel vor die Garagenwand.»Du tust das für mich, oder?«Joe nickte.Sheridan setzte sich wieder auf den Gartenstuhl.»Weißt du, Dad - diese Tiere sind ein bisschen wie unsere Familie.Sie sind in großer Gefahr gewesen, und jetzt geht’s ihnen wieder ganz gut.«Joe nickte.Bei solchen Gesprächen fühlte er sich immer unwohl.»Wir sind ihnen irgendwie ähnlich, Dad, oder?«Joe drückte ihre Hand.»Sheridan - manchmal sehen wir in Tieren etwas, das in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist.So was nennt man Übertragung.Vielleicht kannst du damit was anfangen.«Sheridan musterte ihn.»Ist doch in Ordnung, oder?«»Solange wir uns darüber klar sind, ja.Ich glaube, viele Leute sagen, sie würden etwas für Tiere tun, und in Wirklichkeit tun sie es für sich selbst.Sie sehen etwas in die Tiere hinein, was gar nicht da ist.Und das schadet den Tieren am Ende manchmal.Und anderen Leuten auch.«Sheridan dachte darüber nach.»Übertragung«, wiederholte sie.»Bei dem, was wir seit dem Herbst erleben, glauben die Leute auf beiden Seiten - also die Verfolger der Wiesel und ihre Beschützer -, Tiere seien wertvoller als Menschen«, sagte Joe.Dann hörte er auf zu reden.Vielleicht hatte er ja schon zu viel gesagt.Indem er die Miller-Wiesel behielt und die Kolonie nicht meldete, brach er zahllose Vorschriften und Gesetze - das wusste er genau.Und was er mit den Tieren vorhatte, konnte ihn vermutlich in ein Bundesgefängnis bringen.Man konnte ihm vorwerfen, Gott spielen zu wollen.Einige Umweltschutzgruppen mochten es als skandalöses Verhalten auffassen - als Straftat, die mindestens das Todesurteil verdiente.Er versuchte gar nicht, sich zu rechtfertigen.Nicht mal sich selbst gegenüber.Schließlich spielte er tatsächlich Gott.Er fällte ein Urteil - einfach, weil er an dessen Richtigkeit glaubte.Und daran, dass es seiner Tochter vielleicht irgendwie guttat.»Wie lange können wir das noch tun?«, fragte Sheridan.»Den Miller-Wieseln helfen, meine ich.«»Solange du willst.Solange du das Gefühl hast, dass es für dich wichtig ist.«»Wahrscheinlich sind sie in ein paar Wochen so weit«, sagte sie und unterdrückte ihre Tränen.»Vermutlich fällt dann auch kein Schnee mehr«, gab sie widerstrebend zu.Joe erzählte ihr, wo er die Tiere aussetzen wollte.Er hatte ein kleines, geschütztes Tal oben in den Bighorns gefunden, kilometerweit von Straßen und Pfaden entfernt.Es lag auf einer Wanderroute der Wapitis, und dort lebten jede Menge Maultierhirsche.Das Tal lag fast zwanzig Kilometer außerhalb des »Miller-Wiesel-Ökosystems«.Sie schniefte und fragte, ob sie die Tiere je wieder sehen würde.Joe versprach es ihr.»Diesen Sommer satteln wir Lizzie, und dann reiten wir beide zusammen in die Berge.Ich zeig dir, wo die Wiesel leben, wenn du versprichst, nie jemandem etwas davon zu erzählen.«»Klar versprech ich das«, sagte Sheridan.»Ich kann Geheimnisse für mich behalten.«Joe lachte.»Das weiß ich inzwischen.«Die Englische Originalausgabe OPEN SEASON erschien 2001 bei Berkley Prime Crime, The Berkley Publishing Group, New York.Der Roman erschien bereits 2003 im Blanvalet Verlag, Verlagsgruppe Random House GmbH, unter dem Titel KEINE SCHONZEIT.Vollständige Deutsche Taschenbuchausgabe 06/2010Copyright © 2001 by C.J [ Pobierz całość w formacie PDF ]