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.War es wirklich nur dreizehn Jahre her, daß ich als junger Captain und Pilot die legendäre Delta VII geführt hatte, mit deren Einführung die Entfernungen ihren Schrecken verloren? Und nun stand ich auf der Brücke eines dahinrasenden Objekts, das kaum noch etwas mit einem Schiff gemeinsam hatte, auf der Brücke eines künstlichen Planeten, mit dem sich die überschäumende, zur Auswanderung gezwungene Menschheit eine neue Heimstatt im All zu erschließen hoffte.Andere gleichartige Gebilde würden folgen – und der Tag zeichnete sich ab, an dem unter den Sternen Generationen heranwuchsen, die die Erde, auf der alles Leben seinen Anfang genommen hatte, allenfalls von einem dort verbrachten flüchtigen Urlaub kennen würden – falls überhaupt.Meine nachdenkliche Stimmung zerplatzte wie eine Seifenblase.Ich sah: Die Plaza Humanitas war voller Menschen, und durch die Menge drängten sich mit Sirenengeheul mehrere Gendarmerietransporter.Ich griff zum Glas.Die scharfe Optik enthüllte mir die Einzelheiten.Bewaffnete Gendarmen hatten den zwischen dem Krankenhaus und der Magdalenen-Kirche gelegenen Teil der City abgeriegelt und durchsuchten die Häuser.Auch Verhaftungen wurden durchgeführt.Die Gefangenen wurden im Laufschritt hinüber zum Astropol getrieben, vor dem die Transporter aufgefahren waren.Auf dem Wege dorthin kam es immer wieder zu Zwischenfällen mit den andrängenden Massen.Die Menge johlte und pfiff.In jenem offenen Viereck, das die Gendarmen gebildet hatten, parkte eine Ambulanz.Dr.Becker stieg aus und begab sich eiligen Schrittes hinüber zu Major Bold, der die Aktion überwachte.Ein Aufnahmewagen des Fernsehens versuchte sich zu der Gruppe durchzudrängen und wurde von der Menge aufgehalten.Auf dem hochgekurbelten Sitz saß Bellinda Bell hinter der Kamera.Mich hielt es nicht länger.»Lieutenant, haben Sie etwas darüber verlauten lassen, daß Astropolis aus dem Kurs gelaufen ist?«Lieutenant Wronski blickte fragend von seinen Tabellen auf.»Nein, Sir.«»Weiß Bellinda davon?«»Nein, Sir.Warum?«Die Vorgänge auf der Plaza Humanitas hatten folglich nichts zu tun mit einer von mir immer befürchteten Panik.Aber was steckte dann dahinter? Ich blieb Lieutenant Wronski die Antwort schuldig, betrat den Fahrstuhl und ließ mich von ihm aus dem Reich der Sterne hinabtragen in die rauhe Wirklichkeit einer von Unruhen geschüttelten Welt.Draußen zwängte ich mich durch die Menge.Major Bold unterbrach seine Auseinandersetzung mit Dr.Becker und wandte sich mir zu.»Sie haben mir gerade noch gefehlt, Commander!«Major Bolds Stimme klang frostig.Ich ließ mich nicht abweisen.»Was geht hier vor, Major?«Der Gendarmeriemajor drückte mir ein gefaltetes Flugblatt in die Hand.»Das geht vor sich, Commander! Lesen Sie selbst.«Der Reliefdruck war von hervorragender Qualität, ein Meisterwerk moderner Druckkunst.Ich überflog den Text.Er stammte aus einer geübten Feder und enthielt eine vereinfachte Darstellung der wichtigsten Warrenschen Thesen.Geleitet von der Sorge um die Zukunft des menschlichen Geschlechts, erachten wir es als unsere heilige Pflicht, das Schicksal der Bürger von Astropolis in unsere Hand zu nehmen und ihnen die wichtigsten Punkte unseres Programms bekanntzugeben.I.10 000 Männer und Frauen haben keine andere Wahl gehabt, als eine hoffnungslos übervölkerte Erde zu verlassen, um sich unter den Sternen eine neue Zukunft aufzubauen.Muß man aufgrund unseliger Erfahrungen nicht fragen, wann auch auf Astropolis kein Platz mehr sein wird für heranwachsende Generationen, wenn der zügellosen Vermehrung nicht rigoros Einhalt geboten wird? Die Katastrophe steht vor der Tür!II.Einen Ausweg aus der Katastrophe bietet das Tarassenkosche Serum in einer verbesserten Form.Das Serum stoppt auf biologisch-chemische Weise den Alterungsprozeß sowie das Auftreten von Krankheiten und eröffnet dem Menschen damit ein praktisch unbegrenztes Leben bei bester Gesundheit.III.Ein Nebenprodukt der Impfung ist die sofortige Unfruchtbarkeit von Mann und Frau, wodurch der Vermehrung der Art ein Ende gesetzt wird.Die Zahl der Einwohner von Astropolis bleibt folglich konstant.Weiter stand in flammendroter Schrift auf dem Flugblatt:Wir zweifeln nicht, daß die Vernunft sich durchsetzt, so daß der Weg des Heils, den das Serum bietet, von allen beschritten wird.Unbelehrbare werden im Interesse der Allgemeinheit ausgemerzt.Achtung, die Impfkommandos sind unterwegs!Gezeichnet war das Flugblatt mit:Warren-Komitee Tarassenko IIIch blickte auf.Major Bold überwachte das Verladen der Inhaftierten auf den Transportern.Auf den ersten Blick handelte es sich bei diesen um gewöhnliche Bürger, die noch so gekleidet waren, wie man sie aus den Häusern und Betrieben gezerrt hatte.Zwischen der angelaufenen Verhaftungsaktion und dem Flugblatt sah ich keinen Zusammenhang.Ich beschloß, dienstlich zu werden.»Major«, sagte ich, während ich das Flugblatt zurückreichte, »in meiner Eigenschaft als Commander von PL 01 bestehe ich auf einer zufriedenstellenden Erklärung.Was wirft man den Leuten, deren Verhaftung Sie angeordnet haben, konkret vor?«Major Bold streifte mich mit einem schrägen Blick seiner sandfarbenen Augen.»Das fragen Sie noch?«Er brüllte einen Befehl, und ein junger, kräftiger Bursche, dem die Arme auf den Rücken gefesselt waren, wurde zu uns herübergestoßen.»Nun, Commander«, sagte Major Bold, »dann überzeugen Sie sich selbst!«Und mit einem Ruck riß er dem Burschen den Hemdsärmel über dem linken Arm auf, so daß ein leicht geröteter Einstich sichtbar wurde: die Spur einer offenbar erst vor kurzem stattgefundenen Injektion.Ich schluckte.Was auf der Erde in letzter Sekunde hatte vermieden werden können – hier brach es sich Bahn.Der eingeschleppte Virus namens Gilbert Graham begann zur Epidemie zu werden.Die Lage war mehr als ernst.Major Bold sagte rauh: »Was, zum Teufel, sollen wir tun? Seitdem dieses Flugblatt kursiert, sind die Leute total übergeschnappt.Sie reißen sich um die Impfung, als könnte es jede Sekunde zu spät sein.Da will doch keiner auf die Unsterblichkeit verzichten – egal, was ihm als Preis dafür abverlangt wird.Meine Gendarmen haben den Auftrag, die Geimpften in Gewahrsam zu nehmen – bis man höheren Ortes entscheidet, wie die Geschichte weitergehen soll.«Das Johlen und Pfeifen war lauter geworden, die geballten Fäuste zahlreicher.Es war nicht zu übersehen, daß die Verhafteten die Sympathien des Volkes auf ihrer Seite hatten.Die Gendarmen hatten Schwierigkeiten, sich durchzusetzen.Major Bold legte die Hand an die Mütze.»Sir, ich habe zu tun.«Ich hielt ihn zurück.Der Gedanke, daß mich das Geschehen auf Astropolis nichts anging, solange es ohne Auswirkungen blieb auf die Navigation, kam und verwehte.Die Bild- und Wortverbindung zu VEGA-Metropolis war nicht mehr die beste, aber auf die eine oder andere Weise ließ sie sich herstellen.»Sie werden Hilfe benötigen, Major.«Major Bold wandte sich noch einmal um [ Pobierz całość w formacie PDF ]