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.Meine Finger sind glitschig von Blut und Regen, schmerzen von den Stichen und vom Pfefferschaum.Deshalb vermag ich meine Feindin kaum zu bändigen.Obwohl ich gegen ihre Beine getreten habe, ist es ihr gelungen, aufzustehen.Nun kämpfen wir beide im grauen Regen um die Waffe.Schwankend geraten wir zunehmend an die gefährlich nahe Balustrade.Irgendwie schafft es Rachel, sich um hundertachtzig Grad zu drehen, so dass mein Rücken gegen üppig wuchernde Geranien gepresst wird.Ein solcher Blumentopf hätte Jordan beinahe getötet.Das Gesicht zum Himmel gewandt, kann ich im strömenden Regen kaum etwas sehen.Die Augen geschlossen, konzentriere ich mich auf die fast unmögliche Aufgabe, Rachels Arme nach oben zu stemmen, um die beiden Stahlspitzen, die blaues Feuer speien, von mir fernzuhalten.Hinter mir spüre ich, wie der Blumentopf wackelt und umkippt.Sekunden später höre ich einen gewaltigen Krach, als er am Boden aufprallt.Am schrecklichsten erscheint mir der lange Zeitraum, der zwischen dem Absturz des Geranientopfs und seiner Landung verstrichen ist.Fast zehn Sekunden habe ich gezählt.Ein zehn Sekunden langer freier Fall – zehn Sekunden, von grausiger Todesangst erfüllt.Die Kräfte verlassen meine Arme, und ich weine.Das weiß ich, weil salzige Tränen in den Schnittwunden meines Gesichts brennen.Und Rachel, die meine Schwäche spürt, lacht triumphierend.»Habe ich’s nicht gesagt, Heather? Sie sind viel zu nett, um zu siegen.Nicht stark genug.In keiner guten körperlichen Verfassung.Denn wenn man Größe zwölf braucht, ist man nun mal fett.Klar, ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen – diese Kleidergröße trägt die durchschnittliche Amerikanerin.Aber wissen Sie was? Die durchschnittliche Amerikanerin ist fett.«»Oh, mein Gott.« Keuchend spucke ich Regenwasser und Blut aus.»Rachel, Sie sind krank.Irgendwas stimmt nicht mit Ihrem Gehirn, und ich möchte Ihnen helfen.«»Wozu wollen Sie eigentlich weiterleben?«, fragt sie, als hätte sie meine Worte nicht gehört.Vermutlich sind sie auch gar nicht in ihr Bewusstsein gedrungen.»Ihre Popkarriere ist den Bach runtergegangen, Ihr Freund hat sie verlassen, Ihre eigene Mutter fiel Ihnen in den Rücken.Gestern, im Liftschacht, hätten Sie sterben sollen.Schon vorgestern – dieser Blumentopf.Leider habe ich schlecht gezielt.Geben Sie’s auf, Heather.Nette Mädchen gewinnen niemals.«Bei diesen letzten Worten biegt sie langsam meine Arme hinab.Gegen ihre überlegene Kraft kann ich mich nicht mehr wehren.Schluchzend versuche ich, sie zu bekämpfen, meine Ohren vor ihrem gurrenden Singsang zu verschließen.»Denken Sie darüber nach, Heather.Zweifellos wird man in den MTV-Nachrichten über Ihren Tod berichten.In der Times wahrscheinlich nicht.Aber ganz bestimmt in der Post.Wer weiß? Vielleicht sendet man sogar eine ›E! True Hollywood Story‹ über Sie.Über das Wunderkind, das nur einen einzigen Hit zu Stande brachte und nicht einmal dreißig Jahre alt wurde.«Da öffne ich die Augen und starre sie an, unfähig zu sprechen, denn ich muss meine ganze restliche Kraft gegen den drohenden Stromschlag aufbieten.Von kaltem Entsetzen erfasst, fühle ich das Zittern in meinen Armen, den Schmerz der überstrapazierten Muskeln, höre Rachels triumphierendes Gelächter, den allerletzten Spott.»Heather!« Wie aus weiter Ferne weht ihre höhnische Stimme heran, obwohl sie dicht vor mir steht.»Wie viele Blondinen sind nötig, um eine Glühbirne in die Fassung zu schrauben?«Plötzlich scheint ihr Kopf zu platzen, direkt vor mir.Wirklich und wahrhaftig.Eben noch hat sie mir ins Gesicht gelacht, im nächsten Moment ist ihr Schädel von einem harten Gegenstand aufgeschlagen worden.Aus einer riesigen Wunde spritzt mir Blut entgegen.In ihrer Hand erlischt die Thunder Gun, ihr Körper fällt nach hinten und prallt mit einem beklemmenden dumpfen Geräusch auf nassen Fliesen auf.Schluchzend lehne ich an der Balustrade und wische mein Gesicht mit den Handrücken ab – meinen einzigen unversehrten Körperteilen.Jetzt höre ich nur noch den Regen rauschen – und hektische Atemzüge.Bis ich merke, dass es nicht meine eigenen sind, dauert es eine Weile.Schließlich kann ich wieder klar sehen.Rachel liegt zu meinen Füßen.Aus der tiefen Wunde an ihrer Schläfe quillt immer noch Blut und färbt eine Regenpfütze rosa.Und daneben steht Mrs.Allington, eine blutbeschmierte Absolut-Flasche in der Hand.Ihr pinkfarbener Jogginganzug ist klatschnass, ihr Busen wogt vor Empörung.Verächtlich starrt sie auf Rachels verkrümmten Körper hinab und schüttelt den Kopf.»Also wirklich, ich trage Größe zwölf!«, verkündet sie erbost.Meine Beine tragen mich nicht mehr.Langsam sinke ich zu Boden.32So go ahead andMake your wayBack from the edgeOf yesterdayNo one knows whatCan’t be known’Cause when you start You’re all aloneBut take enough stepsTake enough stepsTake enough stepsAnd somedaySomeday you’ll be homeHeather Wells, UntitledIch muss nur eine einzige Nacht im Krankenhaus verbringen.Wegen meiner aufgeplatzten Wunden, der zahllosen Glassplitter, die sich in meine Haut gegraben haben, und mehrerer Prellungen.Sogar das ist eine Nacht zu viel, wenn Sie mich fragen.Wissen Sie, was das Klinikpersonal für ein Dessert hält? Wackelpudding.Mit ein bisschen Obst drin.Nicht einmal ein paar winzige Marshmallows.Außerdem gibt’s im St.Vincent’s keine Badewannen.Wenn man sauber werden will, muss man duschen oder sich mit einem Schwamm waschen.Trotzdem versuche ich, meine Zeit zu nutzen.Diese Zeit im Krankenhaus, meine ich.Und so schleiche ich aus meiner Station, um Julio zu besuchen.Zu meiner Freude erholt er sich erstaunlich gut von den Folgen der Explosion.Im nächsten Monat kann er wieder arbeiten, ohne bleibende Schäden.Dann gehe ich in Jordans Zimmer.In der Klinik, meine ich.Bei meinem Anblick räuspert er sich verlegen.Und Tania? Die starrt mich feindselig an.Wüsste ich’s nicht besser, würde ich glauben, sie fühlt sich von mir bedroht.Warum sollte sie? Neulich hat ihre letzte Single, »Slut«, die Nummer zehn in »Total Request Live« erreicht.Wie auch immer, ich wünsche den beiden viel Glück und versichere ihnen, ich würde sie für ein perfektes Paar halten.Das ist nicht einmal gelogen.Nur eine Nacht im St.Vincent’s.Aber ich bekomme zwei Wochen bezahlten Urlaub.Wahrscheinlich wird man am New York College auf diese Weise belohnt, wenn man seine Chefin zufällig des Doppelmords überführt hat.Selbst wenn man ein paar Tage im Krankenstand war.Als ich endlich wieder an meinem Schreibtisch sitze, wird’s draußen allmählich kalt.Die Blätter der Bäume im Washington Square Park färben sich rot und goldgelb.Aber diese Nuancen verblassen neben der bunten Pracht, mit der die Kids in der Fischer Hall ihre Haare zu Ehren des Elterntags aufmöbeln.Im Ernst – manchmal habe ich das Gefühl, ich würde an einem Clowns-College jobben.Während meiner Abwesenheit hat sich einiges in der Fischer Hall geändert.Da Rachel im Gefängnis auf ihren Prozess wartet, bekomme ich eine neue Chefin.Wer’s sein wird, weiß ich nicht [ Pobierz całość w formacie PDF ]