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.«»Hast du schon mal Absinth probiert?«»Nein, und Kokain, Peyote und LSD auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«»Peyote führen wir auch nicht, aber Absinth schon.Willst du ihn probieren? Es ist ganz legal.«Ich antwortete, dass ich ihn gern probieren würde, und sie bat Matilde, die Barkeeperin, uns Absinth für zwei zu bringen.Matilde, die kein überflüssiges Wort verliert, nickte unmerklich, und ein paar Minuten später standen zwei Gläser vor uns, die eine grünliche Flüssigkeit enthielten, eine Schale mit Würfelzucker und ein Krug Wasser.»Wozu brauchen wir das Ganze?«, fragte ich.»Kennst du Pastis?«»Ja.«»Die Methode ist dieselbe.Diese Flüssigkeit hier ist reiner Alkohol, achtundsechzig Prozent.Man verdünnt ihn mit drei oder fünf Teilen Wasser, und wenn man will, fügt man noch ein Stück Würfelzucker hinzu.«Ich befolgte die Anweisungen, kostete, und es schmeckte.Verdammt, es schmeckte hervorragend, und ich mixte mir sofort noch einen.»Zola sagte, wenn Absinth im Spiel ist, führt das unweigerlich zu betrunkenen Männern und schwangeren Mädchen.Jetzt verstehe ich endlich, was er damit sagen wollte.«Sie nickte mit einem freudlosen Lächeln.»Es ist aber ziemlich unwahrscheinlich, dass ich dabei das schwangere Mädchen bin.«Sie sagte das mit einem neutralen Tonfall, aber es war vollkommen klar, dass ich ein falsches Thema angesprochen hatte.Ich sah sie an, ohne etwas zu sagen, und stellte das Glas ab, aus dem ich gerade trinken wollte.»Vor zwei Jahren wurde ein Tumor bei mir festgestellt und sie haben alles entfernt, was man braucht, um ein schwangeres Mädchen zu werden.Nicht, dass es so viele Bewerber gegeben hätte, die ein Kind von mir wollten, aber ich würde sagen, dass die Sache damit endgültig erledigt wäre.«Warum hatte ich nur dieses Zitat erwähnt? Das noch dazu sowieso unpassend und vielleicht auch ein wenig vulgär war.Ich fühlte mich entsetzlich verlegen.»Tut mir leid, entschuldige, das war wirklich ungeschickt von mir.«»Nun mach mal halblang.Da gibt es gar nichts zu entschuldigen.Ich müsste mich höchstens selbst entschuldigen, denn es gab überhaupt keinen Grund, dir das zu erzählen und dich mit meinen Problemen zu überfallen.«Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.Sie betrachtete noch eine Weile ihr leeres Glas.Dann entschied sie, dass sie noch etwas trinken wollte und bereitete sich noch einen Absinth zu.Sie verdünnte ihn mit drei Teilen Wasser oder auch weniger.Sie trank ihn langsam und sorgfältig.Als sie fertig war, wandte sie sich mir zu.»Bist du einverstanden, wenn wir jetzt gehen? Ich würde gern eine Zigarette rauchen.Wir können ja noch eine Runde drehen, bevor wir nach Hause gehen.Hans und Matilde schließen dann zu.«Fünf Minuten später standen wir im Regen.Nadias Auto war ein kompakter Kleinwagen, in den ich kroch, ohne auch nur die Marke zu erkennen.Als Nadia einstieg, hatte ich den Eindruck, dass sich hinten im Auto etwas bewegte.Ich drehte mich um und sah in der Dunkelheit etwas Weißes mitten in einer dunklen Masse funkeln.Ich sah genauer hin und erkannte, dass das weiße Funkeln Augen waren, die zu einem schwarzen Hund von der Größe eines Kalbs gehörten.»Süß.Wie heißt der denn? Nosferatu?«Sie lachte.»Pino heißt er.«»Pino? Du meinst, Mörder-Pino? Findest du, dass das ein passender Name für so ein Viech ist?«Wieder Gelächter.»Ich hätte niemals, aber wirklich niemals gedacht, dass du auch lustig sein kannst.Ernsthaft, zuverlässig, auch nett, das schon.Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du einen zum Lachen bringst.«»Warte nur, bis du mich tanzen siehst!«Drittes Mal Gelächter.Sie startete den Wagen und fuhr los.Ich sah nach vorn, aber ich wusste, dass Mörder-Pino mich im Blick hatte und überlegte, ob er mich verspeisen sollte.»Welche Rasse ist dieses possierliche Tierchen denn?«»Die einzige Hunderasse, die aus Apulien stammt.«»Und was soll diese Rasse sein? Der Murgen-Teufel?«»Es ist ein Cane Corso.«»Und das heißt …«»… aber er heißt nicht so, weil er aus Korsika stammt.Corso kommt aus dem Lateinischen, von cohors, was so viel wie Hof, Einzäunung bedeutet.Der Cane Corso stammt von den apulischen Molossen ab.Pinos Vorfahren bewachten die Gutshöfe in Apulien, der Basilicata, in Molise.Oder sie kämpften mit Bären und Wildschweinen.«»Ich bin sicher, dass weder die Bären noch die Wildschweine besonders glücklich über diese Begegnungen waren.Hast du ihn dir ausgesucht, weil du ein Schoßhündchen brauchtest?«»Blödmann.Eine Freundin, die Hunde abrichtet und umerzieht, hat ihn mir geschenkt.«»Umerzieht?«»Ja, Pino war ein Kampfhund.Er wurde zusammen mit mehreren anderen von den Carabinieri sichergestellt, bei einem Einsatz gegen illegale Wetten.«»Ich war einmal als Anwalt in einen Prozess wegen solcher illegalen Wettkämpfe involviert.«»Verteidigst du etwa diese Schurken, die die Hunde dazu bringen, einander zu zerfleischen?«»Ehrlich gesagt habe ich den Tierschutzverein vertreten, der als ziviler Nebenkläger beteiligt war.«»Na, das ist schon besser.Ich wollte gerade Pino losmachen und dich die Sache mit ihm austragen lassen.«»Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, mit einem Kampfhund herumzuziehen?«»Meine Freundin Daniela erzieht diese Hunde um.Man vertraut sie ihr an – sie hat einen Zwinger – und sie dekonditioniert sie und verwandelt sie in Begleit- und Gesellschaftshunde.«»Sie dekonditioniert Hunde? Das ist der Beruf deiner Freundin?«»Sie hat eine Hundepension und eine Hundeschule.Das Basisprogramm – Sitz, Platz, bei Fuß – oder auch die Ausbildung zum Wach- oder Schutzhund.Und dann erzieht sie kriminelle Hunde um, wie sie sie nennt.«»Krimineller Hund scheint mir die richtige Bezeichnung für dieses Element hier!«»Pino ist jetzt ganz brav und würde keiner Fliege etwas zuleide tun.«»Das glaube ich gern, dass er sich nicht für Fliegen interessiert«, sagte ich und warf einen Blick auf das schwarze Ungeheuer, das mich weiterhin anstarrte, als sei ich ein Schnitzel.Wir kamen zur Uferpromenade in der Nähe meiner Wohnung.Nadia hielt an dem Kreisel vor dem Hotel der Nationen und ließ die Scheibe herunter.Es war windstill und der Regen schien nachzulassen.Sie steckte sich eine Zigarette an und rauchte so, dass ich es sehr bedauerte, das Rauchen aufgegeben zu haben.Dann sprach sie, ohne mich dabei anzusehen.»Vielleicht habe ich dich in Verlegenheit gebracht, als ich dir vorschlug, dich nach Hause zu fahren.Vielleicht hast du keine große Lust, mit einer Ex-Prostituierten herumzuziehen.Auf diesem Gebiet ist man nie wirklich ex.Wer einmal eine Hure war, bleibt es für immer.«»Noch so ein Satz und ich gehe.«Sie drehte sich zu mir um, zog ein letztes Mal an der Zigarette und warf die Kippe aus dem Fenster.»Habe ich was Dummes gesagt?«»Ich glaube schon.«Sie sagte nichts.Stattdessen holte sie noch eine Zigarette heraus, steckte sie jedoch nicht an.»Es hört auf zu regnen.«»Schön.Ich kann Regen nicht leiden.«»Hast du Lust, ein wenig zu laufen? Dann könnte auch Pino seine Beinmuskeln ein wenig trainieren.«»Solange er nicht seine Kiefermuskeln trainiert.«Wir stiegen aus dem Auto.Nadia öffnete die Heckklappe und ließ die Bestie heraus.Ohne Leine oder Maulkorb.»Meinst du, es ist eine gute Idee, ihn so ohne Leine herumlaufen zu lassen? Ich gebe zu, es gibt heutzutage prima Prothesen, aber wenn er ein Kind oder eine alte Frau reißt, bedeutet das zumindest Scherereien.«Nadia gab keine Antwort, sondern flüsterte nur dem Hund etwas zu, was ich nicht verstand
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