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.Auf dem Weg zum Polizeirevier rufe ich Lois Monroe an, die morgens in der Telefonzentrale arbeitet.Sie soll allen Bescheid geben, dass in einer Stunde ein Meeting auf dem Revier stattfindet, um sie auf den neuesten Stand zu bringen.Ich fahre durch die Innenstadt von Painters Mill, wo das Leben ganz normal weitergeht.Als ich am Carriage Stop Country Store vorbeikomme, wo Mary Plank gearbeitet hat, bin ich versucht anzuhalten.Doch der Laden öffnet erst in zwanzig Minuten, und so fahre ich vorbei.Kurz darauf passiere ich das Rathaus, wo Bürgermeister Auggie Brock und Norm Johnston, einer der Stadträte, auf der Treppe stehen und sich wild gestikulierend unterhalten.Als Auggie mich entdeckt, winkt er mir zu, doch Norm tut so, als würde er mich nicht sehen, was mir ein Stöhnen entlockt.Seine Tochter fiel letzten Januar einem Serienmörder zum Opfer.Er war mit meiner Art der Ermittlungen nicht einverstanden und wirft mir bis heute vor, schuld an ihrem Tod zu sein.Ein weiterer Dämon, der mich peitschenschwingend immer begleitet – im Tross mit all den anderen.Weiter unten an der Straße reinigt Tom Skanks, der Besitzer der Butterhorn Bakery, sein Schaufenster mit der Rasanz eines New Yorker Hochhaus-Fensterputzers.Die betagten Farmer-Brüder sitzen auf Stahlrohrstühlen auf dem Gehweg vor dem Gemischtwarenladen und streiten über ihrem allmorgendlichen Schachspiel.Die Beständigkeit unseres Daseins sollte mich eigentlich beruhigen.Die Routine eines Kleinstadtlebens, die Schönheit der Stadt, die Freundlichkeit der Menschen, für deren Schutz ich die Verantwortung übernommen habe.Doch im Moment bin ich eher fassungslos, dass das Leben so unverändert weiterzugehen scheint, wo unweit von hier eine siebenköpfige Familie komplett ausgelöscht wurde.Der Jäger in mir ist erwacht, und ich sehe jeden Mann, jede Frau und jedes Kind mit äußerstem Misstrauen an.Vielleicht weil ich weiß, dass versteckt hinter dieser Normalität ein Monster leben könnte.Das Polizeirevier befindet sich in einem hundert Jahre alten Backsteinbau, der früher einmal ein Tanzlokal beherbergt hat.Im Sommer drückend heiß und im Winter kalt wie in einer Gefriertruhe, ist es doch mein zweites Zuhause.Die Leute, die für mich arbeiten, sind meine Familie, und in diesem Moment bin ich ausgesprochen dankbar dafür.Als ich eintrete, stehen Lois und Mona Kurtz, die die Nachtschicht hat, am Fenster.Lois ist um die fünfzig, hat hübsche blaue Augen und ist so aufbrausend wie ihr Haar kraus ist.Sie wirkt zwar wie eine fürsorgliche Mutter, kann aber freche junge Polizisten umstandslos zurechtstauchen.Mona Kurtz hingegen ist vierundzwanzig und benimmt sich wie eine Sechzehnjährige, wobei ihre üppigen roten Ringellocken hervorragend zu ihrer Persönlichkeit passen.Sie will einen Abschluss in Kriminologie machen und ist total fasziniert von jeder Art von Polizeiarbeit – und es macht ihr nichts aus, nachts zu arbeiten.Keine der beiden Frauen ist perfekt, doch sie sorgen für einen reibungslosen Ablauf.Mona kniet auf dem Fensterbrett und versucht, mit beiden Händen das Fenster hochzuschieben, während Lois mit dem Absatz ihres Schuhs auf den überstrichenen Fensterriegel hämmert, um ihn zu lockern.»Darf ich fragen, was das werden soll?« Beide Frauen drehen sich beim Klang meiner Stimme um.»Oh, hallo Chief«, sagt Mona grinsend.»Wir versuchen, das Fenster aufzukriegen.«»Es ist heiß hier drin«, fügt Lois hinzu.»Sie hat wieder die fliegende Hitze.«Lois wischt sich mit der Hand über die Stirn.»Wenn ich nicht bald abkühle, muss ich die Feuerwehr rufen.«Ich ignoriere die Anspielung auf die fliegende Hitze.»Ihr seht aus wie zwei Gefängnisinsassen bei einem Fluchtversuch.« Ich greife über den Schreibtisch hinweg in mein Nachrichtenfach und nehme die Telefonzettel heraus.»Mona, haben Sie schon was von Lancaster County gehört?«Sie kommt zu mir herüber, wobei ich die schwarze Strumpfhose, den roten Minirock und die kurzen schwarzen Stiefel geflissentlich übersehe.»Das Sheriffbüro hat die Namen telefonisch überprüft und Deputys zu ein paar amischen Farmen geschickt.Bis jetzt habe ich noch nichts von ihnen gehört.«»Rufen Sie noch mal an.Irgendwo müssen die Planks doch Verwandte haben.« Die Angehörigen zu informieren gehört zu den schwersten Aufgaben meines Jobs.Ich finde es allerdings ebenso schlimm, wenn jemand aus den Sechs-Uhr-Nachrichten vom Tod eines Familienmitglieds erfährt.»Schon irgendwelche Journalistenanfragen?«, will ich wissen.»Steve Ressler«, erwidert Mona, »Regionalkanal 82 in Columbus, Radiosender in Wooster.Die üblichen Verdächtigen also.«Lois seufzt.»Ich schwöre, die Klatschtanten dieser Stadt sind die am besten informierten Menschen auf der ganzen Welt.Jede hat von jeder die Kurzwahl gespeichert.«»SMS ist schneller«, kommentiert Mona, lässt sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder und setzt das Headset auf
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