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.Und sie freute sich auch.Sie redeten aufeinander ein, bis der Gong ertönte.Erst als er ihr von Lilly E.Meier und der preisgekrönten Geschichte von Burschi, dem Schäferhund, erzählte, fiel ihr Alexander Bunge wieder ein – und die Meldung im »Journal«.»Ach – Frank …« Er hatte ihr mit großer Geste den Arm gereicht.»Es gab da vor einigen Wochen eine Meldung in eurem Blatt – über Alexander Bunge.Mitglied des Bundestags.«Er guckte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.Fragend.Und sagte dann gedehnt: »Ach – das …«»Woher hattet ihr die Information?«»Das – also … Ich glaube mich zu erinnern, daß das ursprünglich eine dpa-Meldung war.Schiffer hat daraus einen Mehrzeiler getextet.Tut einem natürlich leid, wenn sich einer gleich umbringt, nur weil …«»Nur weil auffliegt, daß er auf Kinderpornographie steht?« Sonnemann mußte gemerkt haben, wie empörend sie das fand – beides.Sowohl die Vorliebe für mißbrauchte Kinder als auch seine Geringschätzung des Skandals.»Nein, um Himmels willen, so meine ich das natürlich nicht.Aber er hätte sich zum Sachverhalt doch wenigstens äußern können …«»Du meinst, er hätte versuchen sollen, sich rauszureden?«Sonnemann wurde es sichtlich unbehaglich.Karen seufzte tief auf und legte ihm dann versöhnlich die Hand auf den Arm.»Und was ist dran am Gerücht, daß die Meldung falsch war?«»Eine gefälschte Meldung?« Er guckte sie an, als ob er sich so etwas nicht einmal im Traum vorstellen konnte.Karen registrierte interessiert, daß er »gefälscht« sagte, obwohl sie lediglich von »falsch« gesprochen hatte.»Ich kann dem gern nachgehen lassen, aber …« Er zuckte die Schultern.»Tu mir den Gefallen«, flüsterte sie zurück.Sie waren im Saal angelangt, und der nächste Vortrag hatte schon begonnen.Zufrieden lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück.Sie war, glaubte sie, für heute ihrer Pflicht nachgekommen.11BerlinSeit einiger Zeit gab sie sich nicht mehr die Mühe, sich anzukleiden – auch nicht, wenn er sie besuchte.Hans Beckers Mutter saß im Nachthemd und im Morgenmantel am Tisch im Aufenthaltsraum, an den Füßen die pelzbesetzten Pantoletten, die er ihr vor zwei Jahren geschenkt hatte, und aß ein Käsebrot, als ob nichts wichtiger sei auf der Welt.Ihre Augen waren andächtig ins Weite gerichtet, und Mund und Kinn bewegten sich so langsam, als ob jede Minute und jeder Brosamen ausgekostet werden müßten.Sie hatte ihm zur Begrüßung die Wange hingehalten, wie sie es immer tat.Er spürte noch die trockene, warme, papierdünne Haut auf seinen Lippen und hatte ihren Geruch in der Nase.Ihr Parfüm benutzte sie noch.Seit einer halben Stunde hielt sie sich in einem anderen Universum auf – irgendwo, wo er nicht vorkam.Ihn überraschte das mittlerweile nicht mehr.Ihre Begegnungen waren in den letzten Wochen von Mal zu Mal wortkarger und einseitiger geworden.Letzte Woche hatte sie ihn in den ersten Minuten gar nicht erst erkannt – er erinnerte sich mit Schrecken an ihr verschlossenes Gesicht, an die zusammengepreßten Lippen, an das abwehrende »Wer sind Sie?«, das sie schließlich hervorstieß, nachdem Frau Wittek, die ihn zu ihr gebracht hatte, gegangen war.Völlig übergangslos, wie ihm schien, erzählte sie ihm fünf Minuten später eine rührende Episode aus seiner Kindheit – »Als Hansi noch klein war«.Der Korridor zwischen ihr und der Welt begann sich zu verengen.Bald würde niemand mehr hindurchgehen können.Er küßte sie zum Abschied und schloß leise die Tür.Die Zeiten, in denen sie das Leben hätte »tipptopp« und »1a« nennen können, waren für Inge Becker vorbei.Hans ging durch den Tiergarten zurück, die Augen auf den Boden gerichtet, weil er nicht in die hauptstädtische Hundekacke treten wollte.Er hatte schließlich erst vorgestern seine Stiefel geputzt.Kurz hinter dem Brandenburger Tor schlug er einen Haken und ging ins Büro – zum Trost.Andere mochten ihre Hobbies haben oder ihre Familie, aber er ging ins Büro, wenn er sich ablenken wollte.Summend brühte er sich in der Küche einen Tee auf.»Wohnst du eigentlich hier?« hatte Paula ihn kürzlich gefragt.Sie hatte das ironisch gemeint – aber es stimmte: Das Büro war sein eigentliches Zuhause.Dort, wo er nachts sein Bett hatte, war er nicht daheim.Aber das ging niemanden etwas an [ Pobierz całość w formacie PDF ]