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.Dezember bis zum 15.April und in den Monaten Juli und August arbeitete er sieben Tage die Woche in der winzigsten Buch- und Schreibwarenhandlung des Orts.«»Ein Geschäft, wie es sie zu Tausenden gibt«, fuhr Ivan fort, »und viel mehr Schreibwaren- als Buchhandlung, aber mit einer außerordentlich klaren Arbeitsteilung.Ich kümmerte mich um die Bücher, und Monsieur Bono, der Chef, um alles andere.In mancher Hinsicht war es ein Traum.Ich musste mich weder um die Buchhaltung noch um den Papierkram kümmern, außer um die Lagerbestellungen und die Neubestellungen.Monsieur Bono übernahm die gesamte Geschäftsführung des Ladens, zusätzlich zum Schreibwaren- und Zeitungshandel, und kümmerte sich auch um die Sonnencremes, die Schlüsselanhänger aus Seehundfell und die Entwicklung von Filmen – das war im Jahr 2003, kurz vor dem Siegeszug der Digitalkamera.«Ivan war Angestellter und erhielt den staatlichen Mindestlohn, aber er war begeistert von seinem Vertrag: Er nahm Monsieur Bono alles ab, was mit Büchern zu tun hatte, und dafür erhielt er die unbeschränkte Herrschaft über den kleinen Keller, der den Büchern vorbehalten war.»Und die Kunden, die an den Zeitungsstapeln und Postkartenständern vorbei den Weg nach hinten zur Treppe in den Keller fanden, kamen immer wieder«, sagte Van.»Man muss aber auch sagen, dass Van Georg kein ganz gewöhnlicher Buchhändler war«, warf Francesca ein.Obwohl sie schon in früher Kindheit, in der sie aufs Beste beraten worden sei, zu lesen begonnen habe und sehr bald unersättlich geworden sei, habe sie gleich beim ersten Einkauf die Einzigartigkeit dieses Büchernarren in seiner Höhle erkannt.»Literaturnarren«, verbesserte Ivan.»Der kleine Unterschied ist nicht unwichtig«, bestätigte Francesca.Van konnte mühelos überzeugen, denn es handelte sich um seine eigene Passion.Er war Enthusiast, weil er viele Meisterwerke las.Und er entdeckte so viele von ihnen, weil er alles prüfte, was erschien, ob es Neuerscheinungen oder nur Neuausgaben alter Werke waren.Und obwohl er nur eins von hundert Büchern auswählte, wählte er doch eine ganze Menge aus.Kein anderer Buchhändler las so viel wie er: Er arbeitete sechs Monate im Jahr, und in der übrigen Zeit las er.Anfangs hatte er durchaus nach befristeten Jobs gesucht, um die sechs Monate Arbeitslosigkeit zu überbrücken.Doch er konnte weder in Méribel noch in Courchevel noch im halbwegs erreichbaren Flachland etwas finden.Er hätte weit fahren müssen, bis Grenoble oder Lyon.Van hatte es sich ausgerechnet.Sein Mietvertrag in Méribel lief das ganze Jahr weiter.Er hätte zusätzlich zu der Wohnung in Méribel eine Unterkunft, Mahlzeiten im Restaurant und Benzin bezahlen müssen.Für ihn war es günstiger, sich in den Flautemonaten nicht aus seinen Bergen wegzurühren und sich mit der Beihilfe für Saisonarbeiter zu begnügen.Im September, Oktober und November – die Buchhandlung wurde erst um den 15.Dezember herum geöffnet –, in der Zeit, in der eine Flut von Neuerscheinungen die Leser überschwemmt, war Van der einzige Buchhändler in Frankreich, der alles las, was auf den Markt kam.Während die anderen die Kartons mit den Büchern, für die sie keine Zeit fanden, bis ins Schlafzimmer zwischenlagerten und von ihrem Ischias und von entzündeten Sehnen geplagt wurden, verbrachte Van möglichst viel Zeit in seinem Liegestuhl auf dem Balkon, die Füße, wie von den Ergonomen empfohlen, auf Kopfhöhe gelagert, und las.Er hatte ein unglaubliches Urteilsvermögen entwickelt.An den beiden ersten Seiten erkannte er ein sehr gutes Buch.Und das las er ganz.Den anderen widmete er nicht mehr und nicht weniger Zeit, als sie verdienten, drei Minuten für den Pseudo-Report eines Journalisten, der nur einen bereits erschienenen Artikel auswalzte, fünf für den Wälzer, in dem man ganz sicher keinen notierenswerten Satz finden würde, eine Viertelstunde für den – in jeder Hinsicht – erwarteten Roman des Autors, der sich auf seinen Ruf verließ und dasselbe Werk immer nur neu schrieb.Das Notwendige wurde zum Gesetz.In Anbetracht der Winzigkeit des Kellerraums, den Monsieur Bono ihm zugestand, musste Van eine Auswahl treffen.Und da er sich absolut nicht für den Umsatz seiner Abteilung und für die Anzahl der verkauften Bücher interessierte, traf er eine ebenso willkürliche wie glückliche Wahl.Ende 2001 hatte er diese Aufgabe übernommen.Die erste Wintersaison genügte ihm, um sich eine Philosophie zu schmieden.Man könnte auch sagen, um bis an den Rand des Ekels zu gelangen.In diesem ersten Winter hatte er von allem etwas angeboten.Und je häufiger man ihn fragte, ob ein Buch gut sei, desto mutiger wurde er, und aus seinem zögernden »Hmm ja« wurde ein eher abfälliges »Nicht schlecht« und bald schon ein offenes »Das Buch – gut? Es ist erschreckend.« Und so wurde er es schnell leid, Bücher zu verkaufen, von deren Lektüre er abriet.»Als das Geschäft im Juli für die Sommersaison aufmachte, hatte Van sich aus diesem Zwiespalt befreit«, erzählte Francesca.»In seinem Kabinett gab es nur die Bücher, die ihn selbst begeisterten.L’office – die jede Woche von den großen Verlagen verschickten Kartons mit Neuerscheinungen – wurden von Van gleich nach Erhalt geöffnet, und in neun von zehn Fällen legte er nach der Durchsicht alles wieder hinein und schickte es zurück.Stattdessen verbrachte er unglaublich viel Zeit damit, Raritäten bei Verlegern zu bestellen, die schwer zu erreichen waren, weil auch sie nicht sonderlich am Umsatz interessiert waren, manchmal so wenig, dass sie ihre Telefonnummer geheim hielten.«Van hob leicht die rechte Hand.»Ich komme noch einmal auf den Unterschied zwischen Buch und Roman zurück.Sie werden bald sehen, warum ich so darauf beharre.Die Bücher, die mich begeisterten, um Francescas Formulierung aufzugreifen, waren zu neunundneunzig Prozent Romane
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