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.«Als sich von oben das Geräusch von Schritten näherte, schlüpfte Turner in einen der abzweigenden Korridore.Hier war es erstaunlich warm und feucht.Er spürte die drückende Anwesenheit vieler Menschen.Außer Sichtweite der Treppe verbarg er sich in der Dunkelheit und wartete darauf, dass die Entgegenkommenden ihn passierten.Der Wandslogan neben ihm lautete: DIE SAMMLER SIND DIE GRUNDLAGE UNSERER STÄRKE.Vier bis fünf Personen, den Stimmen und den Schritten nach zu schließen.Gelächter und das Schleifen von schwerem Stahl an Beton.Die Ansage ging weiter.»Sorrows Regeln dienen unserem Schutz und sichern unsere Zukunft.Wir dürfen der Versuchung nicht nachgeben.Wir müssen unerschütterlich festhalten an den Gesetzen unserer Gesellschaft und unsere Aufgaben für das große Ganze erfüllen.«Als es im Treppenhaus wieder still geworden war, ging er zurück und setzte seinen Aufstieg fort.»Gesetzesbrecher müssen zum Wohle aller ausfindig gemacht und bestraft werden.Wir allein sorgen im Areal für Gerechtigkeit und Ordnung, und wir selbst müssen den höchsten Idealen der Pflicht und des Gehorsams genügen.Wir sind stark.Wir sind rein.Wir stehen auf der richtigen Seite.«Neun oder zehn Etagen, schnell ausweichend, wenn er jemanden entgegenkommen hörte, hinein in das beengte Chaos der Wohnquartiere.Im Umkreis der meisten Behausungen waren die Wände mit unverständlichen Zeichen und Zahlen beschmiert; vermutlich eine Art Kennzeichnung, eine Adresse.Hier und da stieß er auf frische Löcher im Boden und in der Decke, private Verbindungen zwischen den Stockwerken, abseits des Treppenhauses.Verschiedene Materialien, die man im Areal erbeutet hatte und die jetzt als Türabdeckungen, Leitern und Dekoration Verwendung fanden.Und immer wieder Parolen.Weitere Porträts von Sorrow und den glorreichen, schwer schuftenden Arbeitsdrohnen des Sanctuary Towers, dessen Geräusche und Wärme sich wie Bleigewichte auf Turner legten.Er hatte das Gefühl, er dringe in ein stalinistisches Wespennest ein.Er bekam kaum noch Luft und hatte Schmerzen in der Brust, dabei hatte er noch einen weiten Weg vor sich.Dann wurde er entdeckt.Sie warteten schweigend am Eingang zum zehnten Stock.Sie waren zu zweit, das Rot ihrer Uniformen beschränkte sich auf den Besatz ihrer Kapuzen und ein Augensymbol, das sie wie ein anarchisches Zeichen auf Schultern und Rücken trugen.Wahrscheinlich hatten sie mit Turner gar nichts zu schaffen; sie wirkten eher so, als erwarteten sie einen Freund.Doch kaum dass sie ihn sahen, wussten sie auch schon, dass er nicht hierhergehörte.Etwas in seiner Körperhaltung, ein kleiner Fehler in der Verkleidung, ein winziges Zögern, das er nicht zu kaschieren vermochte.Der eine stieß einen Warnruf aus, dann rannten beide Männer auf ihn zu.Die Stimme sagte: »Wir finden Stärke in der Einheit.Wer gegen unsere Einheit ist, will uns schwächen, und das dürfen wir nicht zulassen.«Turner lief zurück zur Treppe, schlitterte über den Beton.Auf der nächsten Etage raus aus dem Treppenhaus, hinter ihm polternde Schritte.Er bog nach rechts ab.Um die Ecke herum und hinein ins nächste Treppenhaus.Weiter nach oben, sein dröhnender Herzschlag übertönte alle anderen Geräusche.Wahllos in dunkle Gänge hinein.Er stürmte durch ein paar Behausungen.Erhaschte einen Blick auf totale Verwahrlosung, alles verdreckt und mit einer Kochfettschicht überzogen, in einer Ecke ein halb nackter Mann, der sich wand wie ein Tier.Über eine provisorische Leiter hinauf ins nächste Stockwerk.Eine weitere Behausung, und wieder zurück auf den Flur.Er drückte sich in eine dunkle Nische und versuchte Atem zu schöpfen.Zwei kräftige Hände packten seine Schultern und zogen ihn nach hinten in die Dunkelheit.46Das Taxi setzte Kate vor dem Club der Bitterkeit ab.Der Fahrer nahm das Trinkgeld mit orientalischem Überschwang entgegen und ließ sie in einer Wolke nervöser Energie auf dem Gehsteig stehen, während in ihrem Kopf bedrohlich die Uhr tickte.»Ich bin mit Cees Van Troest verabredet«, sprach sie den Türsteher an.Darum bemüht, entspannt und locker zu wirken.Wenigstens hatte der Schmerz ein wenig nachgelassen und war momentan nicht schlimmer als ein hartnäckiges Sodbrennen.Der Türsteher musterte sie von Kopf bis Fuß und seufzte.»Haben Sie eine Nachricht für Mr Van Troest?«, fragte er.»Er ist ein fettes altes Arschloch, und ich hoffe, er krepiert bald.« Sie konnte nur hoffen, dass sie das Passwort richtig hinbekommen hatte und dass sich der Holländer tatsächlich im Club aufhielt.Der Türsteher machte ihr Platz, und dann war sie drin.Der Rauch im Keller war angereichert mit Nelkenduft und umwaberte eine Gruppe von etwa einem Dutzend Gästen in Abendkleidung, die allesamt jünger waren als Kate.Sie saßen um einen großen Tisch und unterhielten sich angeregt in einer Sprache, die sich anhörte wie ein indianischer Dialekt.Es gab noch ein paar weitere Gäste, von denen sie keinen kannte, mit Ausnahme des massigen, kahlköpfigen Cees Van Troest.Heute Abend wirkte er wie ein gepflegter Kodiakbär in einem Zehntausend-Dollar-Anzug.Als er Kate auf sich zukommen sah, grinste er, als hätte er einen besonders saftigen Happen vor sich.Falls er erstaunt war, so verbarg er es meisterlich.»Miss Friedman, nicht wahr?«, sagte er.»Gut sehen Sie aus.«»Besser als erwartet?«Er neigte den Kopf leicht zur Seite.»Besser als befürchtet.Was kann ich für Sie tun, meine Liebe?«»Zwei Dinge.« Kate setzte sich.»Erstens will ich wissen, ob Lucas Thorne geheime Schlupflöcher hat für alles, was er unter der Decke halten möchte, oder ob er für diese Zwecke die seines Bosses nutzt.Zweitens sollen Sie mir sagen, was Sie über seine Machenschaften wissen, über die Lieferung, die Sie mit arrangiert haben, und wo er deren Inhalt einzusetzen gedenkt.Genau genommen will ich alles über diese hässliche Angelegenheit wissen.«Van Troest schwieg eine Weile, dann grinste er breit.»Vor zehn Jahren hat Ernst Kirchberg erwogen, sich hier in Newport als unabhängiger Kandidat um das Bürgermeisteramt zu bewerben.Geld hatte er mehr als genug, außerdem war er hier verwurzelt und hätte wirkungsvoll darauf verweisen können, dass er am örtlichen Filz nicht beteiligt ist.In den Vorwahlen schnitt er gegenüber seinen beiden Mitbewerbern ausgezeichnet ab
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