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.Der alte Indianer bemerkte ihren abwesenden Blick und las ihre Gedanken.»Du bist sehr ungeduldig, Tochter«, sagte er.»Ungeduldig?«, wiederholte Kaye gekränkt.»Will ist schon so lange wieder hier, und wir haben uns kaum gesehen, geschweige denn über uns geredet.Nie ist er zu Hause.Er kann mir ruhig sagen, wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben will.Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.«»Das ist Unsinn.« Sam schüttelte den Kopf.»Die Dinge brauchen nun mal so lange, wie sie eben brauchen.Ungeduld, das ist die weiße Hälfte in dir.«Für den alten Mann war der letzte Satz nur eine Feststellung gewesen, doch für Kaye klang er wie ein Vorwurf.»Bin ich deshalb nicht gut genug für Will, weil ich halb weiß bin? Das hat ihn doch früher nicht gestört!« Sie hatte schon wieder Tränen in den Augen, hoffte aber, dass der Alte sie nicht sehen konnte.Doch Sam Roanhorse schien die Tränen in Kayes Stimme gehört zu haben.»Will denkt, er wäre nicht gut für dich, meine Tochter.Doch du hast recht: Etwas stimmt nicht mit ihm.Vielleicht liegt es an der langen Zeit, die er im Gefängnis war.Aber ich fürchte, da ist noch etwas anderes, das ihn quält.«Kaye sah Sam erschrocken an.»Glaubst du, er nimmt Drogen?« Hatte Will sich vielleicht mit einer Gang eingelassen wie Charlie Tsoosie und war deshalb nie zu Hause? Kaye dachte an ihre Freundin Teena und wie unglücklich die über Charlies anderes Leben war.Der alte Indianer schüttelte den Kopf.»Nein, keine Drogen.Ich glaube, Will ist krank.«»Krank? Dann muss er zu einem Arzt.« Lauter schreckliche Krankheiten schwirrten Kaye durch den Kopf, an denen Will leiden könnte.Sam Roanhorse schüttelte abermals seinen Kopf.»Nicht, was du denkst.Es ist hier drin.« Er tippte an seinen grauen Schädel.»Im Kopf?«»Böse Geister.«Jetzt hatte Kaye genug.»Ach, hör doch auf damit, Großvater! Du weißt genau, dass ich nichts von solchem Aberglauben halte.«Doch Sam ließ sich von Kayes Worten nicht verärgern und auch nicht von seinen Befürchtungen abbringen.»In den Nächten streicht Graubein Kojote ums Haus«, sagte er zu dem Mädchen.»Manchmal höre ich Will in seinem Zimmer reden, obwohl er allein ist.Er ist nachts immer sehr lange wach.Ich glaube, er liest Briefe.«»Er liest Briefe?«, fragte Kaye überrascht.»Du meinst, er liest meine Briefe?«Sam nickte.»Schon möglich.«»Was kann ich bloß tun?« Kaye wollte Will so gerne helfen, aber wie sollte sie das bewerkstelligen, wenn er sich nicht helfen lassen wollte?»Tu einfach, was getan werden muss«, erwiderte der alte Mann.Mit einem Mal blickte Kaye Sam dankbar an.»Du hast vollkommen recht, Großvater.Zuerst werde ich mich um dich kümmern.Ich fahre jetzt nach Holbrook, um Aquilar zu besuchen, und werde gleich einen Termin ausmachen, an dem wir deine Augen untersuchen lassen.«Sam murmelte unwillig etwas, das sie nicht verstand, aber er widersprach ihr auch nicht.Mehr an Einverständnis konnte Kaye nicht von ihm erwarten.Sie erhob sich und wusch das Geschirr in der Spüle.Dann verabschiedete sie sich von Sam und sagte: »Ich habe ein Pferd für Will.Sag ihm das, wenn er irgendwann mal wieder nach Hause kommt.«Kaye fuhr nach Holbrook ins Krankenhaus und auf dem Gang vor Aquilars Zimmer traf sie auf seine Schwester Maria.Sie begrüßten einander zurückhaltend.Maria sah toll aus, Kaye hatte auch nichts anderes erwartet.Sie war eine sehr gepflegte Navajo mit intelligenten dunklen Augen, in denen die Traurigkeit allerdings seit Neuestem einen dauerhaften Platz gefunden zu haben schien.Aquilars große Schwester trug Silberschmuck von ausgesuchter Schönheit.Ringe und breite Armreifen aus geschmackvoll getriebenem Silber mit himmelblauen Türkisen.Dadurch zeigte sie, dass ihre Familie nicht arm war.Natürlich war Maria stolz darauf, eine Navajo zu sein, genauso wie sie selbst.»Geht es Aquilar besser?«, fragte Kaye.»Er hat noch starke Schmerzen«, antwortete Maria, »aber es wird schon werden.Sie geben ihm was.«»Sind seine Eltern bei ihm?«»Ja, Mutter und Vater und unsere beiden anderen Geschwister.« Maria legte Kaye eine Hand auf die Schulter.»Keine Sorge, meine Familie ist Will nicht böse.Er hat keine Schuld an dem, was passiert ist.Wir machen uns nur Sorgen um Aquilar.Seine Beine sind noch so geschwollen.Der Arzt sagt, das würde sich bald geben.Hoffentlich behält er recht.«Aquilars Familie kam aus dem Krankenzimmer.Seine Eltern und die beiden älteren Brüder begrüßten Kaye mit freundlichem Nicken.Aber Kaye wusste, dass sie niemals zeigen würden, was sie wirklich fühlten.»Wo ist Will?«, fragte Maria.»Aquilar redet ständig von ihm.Er wird enttäuscht sein, weil er nicht mit dir gekommen ist.«Kaye hob die Hände.»Ich weiß.Ich wollte ihn mitbringen, aber er war nicht zu Hause.Deshalb bin ich allein gekommen.«»Mein kleiner Bruder wird fett werden, wenn er die alle isst«, sagte Maria und wies auf die große Pralinenschachtel, die Kaye in ihren Händen hielt.Kaye lächelte nun doch, und Maria nickte mit dem Kopf in Richtung Zimmertür, bevor sie ihrer Familie hinterhereilte.Aquilar saß aufrecht im Bett
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