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.Sein Haar war rabenschwarz, sein langer Vollbart patriachalisch.Nur seine gütig blickenden Augen verrieten, daß er sein Heil im Jenseits suchte.»Was führt Sie zu uns?« fragte er, offensichtlich darüber irritiert, daß sein Gegenüber ihn ungeniert musterte.Der Kriminalist wandte sich an Pater Bonaventura.»Bei meinem letzten Besuch deutete ich bereits an, daß mich die plötzliche Reise des Pater Markus beschäftigt …«Den Paulinern schien ein Stein vom Herzen zu fallen.»… Und ich bin gekommen, um Sie zu bitten, mir Einsicht in das Telegramm zu gewähren, das für ihn einging, als ich seinerzeit mit dem stellvertretenden Custos sprach.«Der Prior hob seine Augenbrauen und wandte sich an Pater Bonaventura.»Für Bruder Markus ist eine Depesche eingegangen?«Ihr streut mir keinen Sand in die Augen, dachte Pawel Bobak und kam dem Custos zuvor: »Ja, für ihn ist hier ein Telegramm eingegangen.Pater Bazil, der es versehentlich geöffnet hatte, war über seinen Inhalt zutiefst erschrocken.Seltsamerweise konnte sich Pater Markus, mit dem ich mich später über die Depesche unterhielt, ihren Text nicht erklären.Ihm wurde darin geraten, eine besprochene Reise anzutreten, da Gefahr im Verzuge sei.Wirklich, recht merkwürdig.Angeblich kannte er auch den Absender nicht.Und das ist es, was mich beschäftigt.Denn er ist abgereist! Wohin, frage ich mich.«Der Prior hob die Arme.»Genaues kann ich Ihnen nicht sagen.Pater Markus nahm während meiner Abwesenheit Urlaub, um zur Kur zu fahren.Er soll von Karlsbad gesprochen haben.«Pawel Bobak war überrascht.»Karlsbad kostet doch allerhand Geld.«»Wir haben Vergünstigungen.«»Dennoch: die Fahrt, der Aufenthalt, die Kur … Ich war der Meinung, die Mitglieder Ihres Ordens dürften persönlich kein Geld besitzen.«Prior Rejman wurde nervös.»Das ist richtig.Seit 1864 erhält jedoch jeder Mönch einen kleinen Anteil von den Gebühren, die für das Zelebrieren der Messe gezahlt werden.Auch wir sind nur Menschen.Nach den Strapazen, die Hunderttausende von Wallfahrern das ganze Jahr über mit sich bringen, brauchen wir gelegentlich einen Erholungsurlaub.«Kriminalmeister Bobak ließ das Thema fallen und kam auf sein Anliegen zurück.Er bat um Einsicht in das Telegramm, und als ihm bedeutet wurde, daß sein Wunsch nicht erfüllt werden könne, weil man nicht wisse, wo sich die Depesche befinde, ersuchte er darum, sich in der Zelle des abwesenden Mönches nach dem Papier umsehen zu dürfen.Prior Rejman lehnte dies strikt ab.Pawel Bobak wunderte sich nicht darüber.Sein Plan basierte sogar darauf, daß ihm eine Besichtigung der Zelle verweigert würde.»Das bedaure ich sehr«, sagte er.»Denn ich sehe mich nun leider gezwungen, die russische Behörde einzuschalten.«Der Ordensvorsteher und Pater Bonaventura sahen ihn entgeistert an.»Ich hätte das gerne vermieden«, fuhr der Kriminalist wie beiläufig fort.»Aber wenn es nicht anders geht …«»Ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen«, ereiferte sich Prior Rejman.»Auf den Durchsuchungsbefehl, den ich unter den gegebenen Umständen beantragen muß.Glauben Sie mir, ich tue nur meine Pflicht.Mir wäre wohler, wenn ich, ein Mitglied der römisch-katholischen Kirche, die Untersuchung allein hätte durchführen können.«»Aber Sie kennen doch den Inhalt des Telegramms!« warf Pater Bonaventura ein.»Das schon.Ich habe es aber nicht mit eigenen Augen gesehen und weiß somit nicht, wo es aufgegeben wurde.Wie soll ich die Depesche da aktenkundig machen? Man wird mir Liederlichkeit vorwerfen, wenn ich darüber hinwegsehe.«Prior Rejman erhob sich.»Eine Haussuchung durch die Ochrana möchte ich auf alle Fälle vermeiden.«»Dann lassen Sie mich einen Blick in die Zelle werfen«, bat Pawel Bobak.Der Ordensvorsteher zögerte und rückte einige Schreiben zurecht, die auf seinem Tisch lagen.»Gern gestatte ich es nicht«, sagte er nach einer Weile.»Es scheint mir jedoch immer noch besser zu sein, Sie in das Kloster zu führen, als eine Reihe von …« Er unterbrach sich und wandte sich an den Custos.»Verständigen Sie den Circator.« An Bobak gewandt: »Er ist für die Zellen verantwortlich und soll uns begleiten.«Pawel Bobak wurde durch das Refektorium, dessen wundervoll gestaltete Decke er gerne länger betrachtet hätte, in die erste Etage geführt, in der sich die Zellen der Mönche befanden.Voraus ging der herbeigerufene Circator, ein asketisch aussehender junger Mönch.Ihm folgte der Prior, der in den breiten und mit blitzenden Fliesen belegten Gängen dicht an den Wänden entlangging.Seltsame Angewohnheit, dachte der hinter ihm gehende Kriminalist.Den Schluß bildete Pater Bonaventura.Sein Keuchen ging im hallenden Klang der Schritte unter.Ihnen entgegenkommende Mönche traten zur Seite und senkten demütig den Kopf.Vor einer der nach Norden gelegenen Zellen blieb der Circator stehen und schloß die Tür auf.Der Prior trat ein und bedeutete dem Kriminalisten, ihm zu folgen.Pawel Bobak zögerte.Die Kahlheit der Zelle beeindruckte ihn.An den gekalkten Wänden hingen einige Heiligenbilder: die Nachbildung der Schwarzen Madonna mit dem Jesuskind auf dem Arm; eine Darstellung der Heiligen Familie, auf der Vater Jósef im Hintergrund emsig hobelt; ein Bild des Gottessohnes, der sein Gewand über der Brust auseinanderhält und ein mit Strahlen geschmücktes Herz zur Schau stellt.Ein schlichtes Feldbett diente als Nachtlager.Das Bettzeug war geglättet und ausgerichtet wie beim Militär.An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein mit Wachstuch überzogenes Liegesofa.In der hinteren Ecke der Zelle hing ein Kruzifix.Darunter stand ein Betstuhl mit hochgezogenem Pult, auf dem ein Brevier lag.Auf der Fensterbank standen zwei Gläser mit Hyazinthenzwiebeln, über die spitze Papierhütchen gestülpt waren.»Hier dürfte kein Telegramm zu finden sein«, sagte Kriminalmeister Bobak, nachdem er sich den übersichtlichen Raum genau angesehen hatte.Das Gesicht des Priors drückte Zufriedenheit aus.»Ich habe nichts anderes erwartet.«Pawel Bobak nickte.»Ich ebenfalls nicht.Mir ging es auch nur darum, diesen Raum kennenzulernen.«Der Ordensvorsteher schaute ihn verwundert an.»Aber Sie sagten doch …«»Gewiß«, fiel der Kriminalist ein und tat einen Seufzer.»Was sagt man nicht alles, um sein Ziel zu erreichen.« Pater Bonaventura schnaufte: »Ich habe geahnt, daß Sie Böses im Schilde führen.«Pawel Bobak wandte sich um.»Ist es wirklich böse, ein Verbrechen so behutsam aufklären zu wollen, daß dieses Kloster dabei nicht allzusehr in Mitleidenschaft gerät?«Prior Rejman trat vor ihn hin.»Worauf wollen Sie hinaus?«»Das werde ich Ihnen später sagen.Zunächst möchte ich noch die Zelle des Paters Rochus, alias Domnik Dabrow, sehen.«Seine Worte wirkten wie ein Peitschenschlag.»Sie haben uns hereingelegt«, keuchte Pater Bonaventura.Der Ordensvorsteher gebot ihm zu schweigen.»Causa finita est!« sagte er und wandte sich an den Circator.»Führe uns zur Zelle von Pater Rochus.« Der Custos erregte sich.»Wir können doch nicht …«»Ich sagte: Causa finita est!« unterbrach ihn der Prior streng.»Die Sache ist zu Ende! Es hat keinen Zweck, mit untauglichen Mitteln zu versuchen …« Er rang nach Luft.»Der Herr Kriminalmeister tut seine Pflicht, und wir wollen ihm dabei helfen, soweit uns dies möglich ist
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