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.Sobald sie es vermochten, standen sie wieder auf und machten sich hinkend und einander stützend auf die Suche.Beide schwiegen.Der Weg zwischen den Bäumen hindurch fiel ihnen leichter als dem Einhorn, denn in der Zwischenzeit war der Stier hier gewesen.Molly und der Zauberer kletterten über große Baumstämme, die nicht nur umgerissen, sondern bis zur Hälfte in den Boden gestampft waren; auf allen vieren krochen sie um Löcher und Gruben herum, deren Tiefe sie in der Dunkelheit nicht ermessen konnten.Benommen dachte Molly: ›Kein Huf kann sie gemacht haben, die Erde selbst muss vor der Last des Stieres zurückgeschreckt sein.‹ Sie dachte an das Einhorn, und ihr Herz erbleichte.Als sie aus dem Wald kamen, sahen sie es – weit weg, ein Flaus weißen Wassers, der auf dem Winde trieb, im grellen Glanz des Stieres fast unsichtbar.Molly Grue, von Furcht und Müdigkeit verwirrt, glaubte, die beiden bewegten sich wie Sterne, wie Steine durchs Weltall: immerfort fallend, immerfort folgend, für immer getrennt.Nie würde der Rote Stier das Einhorn erreichen, nicht bevor das Heute Morgen einholte, der Anfang das Ende.Molly lächelte zuversichtlich.Doch der Flammenschatten schob sich über das Einhorn, bis er es ganz einzuhüllen schien.Es bäumte sich auf und wich zur Seite, sprang in eine andere Richtung – nur um auch dort den Roten Stier vor sich stehen zu sehen.Mit gesenktem Kopf stand er da, von seinen Lefzen troff Donner.Wieder und wieder brach es aus, wich zurück und zur Seite, tat listige kleine Sprünge, hierhin und dorthin.Jedes Mal brachte der Stier es zum Stehen, indem er einfach reglos vor ihm stand.Er griff nicht an, versperrte ihm nur alle Wege, bis auf einen.»Er treibt es«, sagte Schmendrick leise.»Wollte er es töten, so hätte er das schon getan.Er treibt es dorthin, wo er die anderen auch hingetrieben hat: zum Schloss, zu Haggard.Weshalb nur?«Molly sagte: »Tu was!« Ihre Stimme klang seltsam ruhig und gleichgültig; der Zauberer antwortete im gleichen Ton: »Es gibt nichts, was ich tun könnte.«Noch einmal floh das Einhorn, erbärmlich unermüdlich, und der Rote Stier ließ ihm Raum genug zum Laufen, aber keinen zum Wenden.Als es ihm zum dritten Mal gegenüberstand, war es so nah, dass Molly sehen konnte: seine Hinterbeine zitterten wie die eines geängstigten Hundes.Dann stellte es sich zum Kampf.Böse stampfte es auf, legte seine kleinen mageren Ohren an.Doch es vermochte nicht, auch nur einen Laut von sich zu geben, und sein Horn erstrahlte nicht wieder.Es duckte sich vor dem Gebrüll des Stieres, das den Himmel erschauern und krachen ließ, aber es wich keinen Schritt.»Bitte, bitte tu etwas!« sagte Molly Grue.Schmendrick sah sie an, mit einem Gesicht, das vor Hilflosigkeit verzerrt war.»Was soll ich tun? Was kann ich mit meiner Magie ausrichten? Karnickel aus dem Hut holen, Pfennige verschwinden lassen, oder einen Stein in ein Omelett verwandeln? Das würde dem Stier sicherlich Spaß machen! Oder soll ich vielleicht den Trick mit den singenden Orangen versuchen? Ich werd, probieren, was immer du vorschlägst, denn nichts wäre mir lieber, als etwas Praktisches zu tun.«Molly gab ihm keine Antwort.Der Stier kam näher, das Einhorn duckte sich, immer tiefer, bis es zu zerbrechen drohte.Schmendrick sagte.»Ich könnte es vielleicht in ein anderes Wesen verwandeln, in ein Tier, das zu gering ist, um von dem Stier beachtet zu werden.Doch nur ein so großer Magier wie Nikos, der mein Lehrer war, hat die Macht dazu.Ein Einhorn verwandeln – jemand, der das fertigbringt, der kann mit den Jahreszeiten jonglieren und die Jahre wie Spielkarten durcheinandermischen.Doch dazu habe Ich nicht mehr Macht als du, eher weniger, denn du kannst es berühren, und ich kann es nicht.« Dann sagte er unvermittelt:»Sieh! Es ist aus!«Das Einhorn stand reglos vor dem Stier, sein Kopf war gesenkt und sein Weiß hatte sich zu einem seifigen Grau gewandelt.Es sah mager aus und klein; selbst Molly, die es liebte, sah jetzt, dass ein Einhorn, wenn sein Leuchten einmal erloschen, ein absurdes Tier ist:Löwenschweif, Rehläufe, Ziegenhufe, die Mähne kalt und fein wie Schaum auf der Hand, das ausgeglühte Horn, die Augen, oh, die Augen! Molly packte Schmendricks Arm, grub ihre Nägel hinein, so fest sie nur konnte.»Du kannst zaubern!« sagte sie, und hörte ihre eigene Stimme so tief und klar wie die einer Sibylle.»Mag sein, du kannst diesen Zauber nicht finden, doch er ist vorhanden.Du hast Robin Hood gerufen, obwohl es gar keinen Robin Hood gibt; er ist gekommen und war Wirklichkeit.Und das ist Magie! Du hast alle Macht, die du brauchst, wenn du nur wagst, sie zu suchen.«Schmendrick sah sie wortlos an, starrte sie an, als wollten seine grünen Augen die Suche nach seiner magischen Macht in Mollys Augen beginnen.Der Rote Stier machte einen zierlichen Schritt auf das Einhorn zu, nicht mehr als Jäger, sondern ihm mit dem Gewicht seiner Erscheinung gebietend.Gehorsam, gefügig ging es ihm voran-, er folgte wie ein Schäferhund, lenkte es in die Richtung von König Haggards gezacktem Schloss, dem Meer entgegen.»Bitte«, sagte Molly, deren Stimme zerbröckelte, »bitte, das ist ungerecht, es darf nicht geschehen.Er wird es zu Haggard treiben, und niemand wird es je wieder sehen.o bitte, du bist ein Magier, du darfst es nicht zulassen!« Ihre Finger gruben sich noch tiefer in Schmendricks Arm.»Tu etwas«, weinte sie, »verbiet’ es ihm!« Vergeblich suchte Schmendrick ihre zusammengepressten Finger aufzubiegen.»Ich werde überhaupt nichts tun, bevor du meinen Arm loslässt«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.»Oh«, rief Molly, »es tut mir leid, verzeih!«»Man kann einem so das Blut abstellen«, sagte der Zauberer vorwurfsvoll.Er rieb seinen Arm, trat einige Schritte vor und stellte sich dem Stier in den Weg.Mit vor der Brust gekreuzten Armen und hoch erhobenem Kopf stand er da, hin und wieder nickte er vor Erschöpfung.»Vielleicht dieses Mal«, hörte Molly ihn murmeln, »vielleicht dieses Mal.Nikos sagte, was war es nur, was er gesagt hat? Es fällt mir nicht mehr ein.Es ist schon so lange her.« In seiner Stimme lag ein seltsamer, alter Gram, wie ihn Molly nie zuvor vernommen hatte.Dann züngelte Fröhlichkeit in ihm empor, und er sagte: »Wer weiß, wer weiß! Wenn dies nicht der richtige Augenblick ist, dann kann ich ihn vielleicht dazu machen! Soviel Trost bleibt dir, Freund Schmendrick: Ausnahmsweise kannst du die Dinge nicht noch schlimmer machen, als sie es schon sind.« Er lachte leise vor sich hin.Der blinde Stier bemerkte die große Gestalt in seinem Weg erst, als er unmittelbar vor ihr stand.Er verhielt und schnüffelte, in seiner Kehle grollte Sturm, doch in dem Pendeln seines Hauptes lag eine gewisse Verwirrung.Das Einhorn blieb stehen, als der Stier stehenblieb.Schmendrick schmerzte es, wie gefügig das Einhorn geworden war.»Lauf«, rief er ihm zu, »lauf zu!« Aber es sah ihn nicht einmal an, weder ihn noch den Stier, noch irgend etwas anderes; es blickte starr zu Boden.Beim Klang von Schmendricks Stimme wurde das Grollen des Stieres lauter und bedrohlicher.Es schien ihm daran zu liegen, zusammen mit dem Einhorn aus dem Tal herauszukommen, und der Zauberer glaubte den Grund dafür zu kennen.Über der blendenden Helle des Roten Stieres sah er zwei oder drei verblassende Sterne und die Andeutung eines wärmeren Lichtes; der Morgen nahte.»Tageslicht behagt ihm nicht«, murmelte Schmendrick.»Das zu wissen, ist viel wert.« Noch einmal rief er dem Einhorn zu, es solle fliehen, doch die einzige Antwort war ein Brüllen, das wie Trommelwirbel klang.Das Einhorn stürzte vorwärts, Schmendrick musste beiseite springen, sonst hätte es ihn umgerannt.Der Stier folgte dichtauf, trieb es eilig voran, wie der Wind dünne Nebelfetzen vor sich hertreibt.So gewaltig war sein Gang, dass es Schmendrick hob und beiseite schleuderte
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