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.Haben Sie sonst noch etwas für mich? War das der Grund für Ihren überraschenden Besuch? Kurz bevor Sie kamen, habe ich darüber nachgedacht, dass es doch sehr schmerzhaft für Sie sein muss, hierher zu kommen.All die Erinnerungen an Catherine, die hier wachgerufen werden.«»Es spielt keine Rolle, wo ich mich aufhalte.«Cardinal öffnete seine Aktentasche und nahm Catherines Abschiedsbrief heraus.Diesmal reichte er Bell die Kopie, die durch den Scanner gelaufen war.Sie befand sich in einer Plastikhülle, die Schrift hob sich geisterhaft weiß auf schwarzem Untergrund ab.Am Rand waren Catherines zierliche Fingerabdrücke zu erkennen und unten ein dicker Daumenabdruck.Dr.Bell setzte sich eine kleine Lesebrille auf und betrachtete den Brief.»Hm, das haben Sie mir schon mal gezeigt.Wie ich sehe, ist es irgendwie behandelt worden.«»Auch da haben Sie recht, Dr.Bell.Und der Daumenabdruck am unteren Rand stammt von Ihnen.«Cardinal beobachtete Bells Gesicht, doch es war keine Reaktion zu erkennen.Aber natürlich war er Psychiater und darin geübt, seine Gefühle zu verbergen, während andere weinten und wehklagten.Bell reichte ihm das Blatt zurück.»Ja.Catherine hat mir vor ein paar Monaten so einen Brief gezeigt.«»Komisch, dass Sie nichts davon erwähnt haben, als ich Ihnen den Brief letzte Woche vorgelegt habe.«Dr.Bell verzog das Gesicht, nahm seine Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel.Ohne die dicken Brillengläser wirkte er seltsam verletzlich, wie ein Lemur bei Tageslicht.»Tja, da bin ich wohl ganz schön ins Fettnäpfchen getreten, was? Tut mir leid, Detective.Ich gebe zu, dass ich nicht erpicht darauf war, Sie wissen zu lassen, dass ich diesen Brief kannte.Ich fürchtete, Sie würden daraus schließen, dass ich in irgendeiner Weise Ihrer Frau gegenüber nachlässig war, dass Catherine in einem Moment der Verzweiflung einen Abschiedsbrief geschrieben und ich das einfach ignoriert hatte.«»Wie sollte ich denn wohl auf so etwas kommen?«, fragte Cardinal.»Schließlich ist es nur ein Abschiedsbrief.Schließlich war sie manisch-depressiv.«»Also gut, jetzt sind Sie natürlich wütend …«»Sie zeigt Ihnen sogar den Brief, hofft verzweifelt, dass Sie ihr die fixe Idee ausreden.Sie plaudern ein bisschen miteinander, und am Ende der Sitzung geben Sie ihr den Brief zurück.«»Es ist leicht, es im Nachhinein so negativ darzustellen.«»Und als sich in den folgenden drei Monaten ihre Selbstmordgedanken zunehmend verstärken und obwohl Catherine Sie drei-, viermal im Monat aufsucht, halten Sie es nicht für nötig, sie in die Klinik einzuweisen.Sie halten es nicht einmal für nötig, mit mir ein Gespräch zu führen.Ich bin ja schließlich nur ihr Ehemann, ich lebe erst seit Jahrzehnten mit ihr zusammen, warum sollten Sie sich die Mühe machen, mich zu informieren? Also sieht es für alle so aus, als würde es Catherine gut gehen.Sie dagegen wissen, dass sie vorhat, sich umzubringen, aber Sie ziehen es vor, nichts dagegen zu unternehmen.«»Detective, Sie ziehen genau die Schlussfolgerungen, die ich befürchtet hatte.Ich bearbeite das Feld der Trauer und der Verzweiflung – mit Menschen, die an unerträglichen Depressionen leiden.Bedauerlicherweise haben diese Menschen häufig den Wunsch, ihrem Leben ein Ende zu setzen, und leider gelingt es einigen von ihnen.Das ist niemandes Schuld.Die Hinterbliebenen neigen in ihrer Verzweiflung häufig dazu, die Schuld beim behandelnden Psychiater zu suchen.In Ihrem Beruf kennen Sie das sicherlich auch.Ich habe in der Zeitung gelesen, dass die Angehörigen von Perry Dorn der Polizei bittere Vorwürfe machen, weil ein Kollege von Ihnen den Selbstmord des jungen Mannes nicht verhindern konnte.«»Der Unterschied ist, dass der Kollege alles versucht hat, um den Mann aufzuhalten.«»Und ich habe alles versucht, um Ihrer Frau zu helfen.«»Indem Sie es zugelassen haben, dass Sie einen Abschiedsbrief drei Monate lang mit sich herumträgt.Und eines Abends, mitten bei der Arbeit an einem interessanten Projekt, zieht sie ihn ganz spontan aus der Tasche und springt.«»Hören Sie, Detective, ich beschäftige mich seit dreißig Jahren mit Depressionen, und glauben Sie mir, inzwischen wundert mich überhaupt nichts mehr.Das ist das Einzige, was man über diese Krankheit mit Sicherheit sagen kann: Sie sorgt für Überraschungen.«»Ach, wirklich? Ich persönlich habe sie als auf grausame Weise vorhersehbar erlebt.«»Verzeihen Sie, Detective, aber da irren Sie sich.Sie haben es ebenso wenig vorhergesehen wie ich.Und dass Catherine einen Abschiedsbrief benutzt hat, den sie schon vor Monaten geschrieben hatte, zeugt wahrscheinlich von Rücksichtnahme.Sie wollte Ihnen Zeilen hinterlassen, die sie geschrieben hatte, als sie bei klarem Verstand war, einen Brief, der ihre Gefühle weniger krass zum Ausdruck brachte als etwas, das sie in einem Moment äußerster Verzweiflung hingekritzelt hätte.Wie Sie sicherlich wissen, sind Abschiedsbriefe in der Regel nicht von der Sorge um die Hinterbliebenen geprägt.«»Ist es Ihnen überhaupt jemals in den Sinn gekommen, mich anzurufen, nachdem Catherine diesen Brief geschrieben hatte?«»Nein.Catherine war vollkommen gelassen, als sie ihn mitgebracht hat.Wir haben ihn besprochen, wie wir zum Beispiel einen Traum oder eine Phantasie analysiert haben.Sie hat mir beteuert, dass sie nicht vorhatte, sich das Leben zu nehmen.«»Das glaube ich.Ich hätte es sonst kommen sehen.«»Sie gehen also immer noch davon aus, dass es eine andere Erklärung für ihren Tod geben könnte? Der Grund für Ihren Verdacht, dass es sich um Mord gehandelt haben könnte, waren die verletzenden Beileidskarten, die Sie mit der Post erhalten haben.Sie meinten, nur jemand, der Ihre Frau umgebracht hätte, wäre in der Lage, Ihnen solche Karten zu schicken.Dann, als Sie denjenigen ermittelt hatten, der die Karten geschrieben hat, stellte sich heraus, dass er kein Mörder ist.Ist das richtig? Oder habe ich irgendetwas ausgelassen?«Ich stehe auf verlorenem Posten, dachte Cardinal.Der Psychoheini hat die Situation in der Hand: Ich habe keinen handfesten Beweis.Nichts.»Sie war nicht verzweifelt an dem Tag, als sie gestorben ist«, war alles, was er herausbrachte.»Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sie an Selbstmord dachte [ Pobierz całość w formacie PDF ]