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.Im Übrigen stimmt es nicht, dass die Einbindung in eine übernationale Institution nationalstaatlichen Abenteuern vorbeugen könnte.Das gilt allenfalls für zwischenstaatliche Konflikte, wobei ein Wiederaufflammen der deutsch-französischen Erzfeindschaft extrem unwahrscheinlich ist.Was die »inneren Verhältnisse« angeht, hat sich wenig geändert.Die EU ist zwar in der Lage, den Tschechen vorzuschreiben, welche Art von Brotaufstrich sie als »Maslo« bezeichnen dürfen, sie ist aber nicht in der Lage, faschistischen und antisemitischen Parteien die Teilnahme an den Wahlen in Ungarn zu verbieten.Alles, was sie kann, ist, die Lage in Ungarn »mit Sorge« zu beobachten.Deswegen ist das Gerede, ein starkes Europa sei das beste Gegengift gegen die »Renationalisierung«, wie es Guido Westerwelle sagt, eben nur Gerede.Das Gegenteil ist der Fall.Wie wir gesehen haben, ist das Bekenntnis zu Europa eine wohlfeile Möglichkeit, sich als Meta-Nationalist zu gebärden, ohne in den Verdacht zu geraten, einer zu sein.Der von mir als Prototyp des linken Salonkommunisten mit Millionärshintergrund so geschätzte Jakob Augstein hat vor kurzem in einem Interview Folgendes gesagt:»Der Euro ist meiner Meinung nach das Wichtigste, was wir alle im politischen Raum jemals erlebt haben, bisher, ich glaube, dass das die größte und wichtigste Errungenschaft, das bedeutendste Ereignis ist, das wir alle erlebt haben, ich halte es auch für wichtiger, auch für uns, als die deutsche Einheit, ist der Euro, weil sozusagen die Einigung, die sich da vollzieht, viel, viel größer ist als nur die deutsche Einheit, das ist eben die Einheit Europas …«Interviewer: »… durch die Währung?«»Ja, durch die Währung, na klar, es gibt da diese zwei Schulen, die einen sagen, es fängt mit der Währung an, und der Rest kommt dann später, die anderen sagen, die Währung kann erst kommen, wenn der Rest schon da ist, Krönungs- und Grundsteintheorie, ich glaube, diese Idee fängt mit der Währung an und daraus entwickelt sich die politische Einheit, das war immer die französische Idee, die Franzosen haben es so gesagt, ich glaube, dass es richtig ist, das stimmt, man muss es nur richtig machen, man muss es nur wollen.«Das Interview wurde in einem Berliner Lokal aufgenommen, in dem ein »Menu du jour« (Tagesgericht) 44,50 Euro kostet.Augstein ist viel zu progressiv und viel zu links, um einem deutschen Nationalismus das Wort zu reden.Aber die einerseits erhabenen, andererseits höchst verpönten Gefühle brauchen einen aseptischen Raum, in dem sie sich entfalten können.So wie Vegetarier von Fleisch, Abstinenzler von Alkohol und Zölibatäre von Sex träumen, so träumen Deutsche auf Entzug von der »Einheit Europas« – als Ersatz für den Traum von der nationalen Größe.Dass in einem vereinten Europa die Deutschen weitgehend den Ton angeben, macht den Traum nur umso schöner.Einerseits soll Europa nationalistische Höhenflüge verhindern, andererseits ist es der Heißluftballon, der Euro-Nationalisten zum Abheben einlädt.Mit diesem Widerspruch lässt sich vieles erklären, was in Brüssel passiert.Die Grundlage des Fundaments ist eine Mischung aus Größenwahn und Impotenz.Badewannenkapitäne stellen die Schlacht von Trafalgar nach.Seifenkistenchampions melden sich zu Formel-1-Rennen an.Pyromanen spielen mit Streichhölzern.Während die Arbeitslosigkeit in den Ländern der Euro-Zone steigt und steigt – Anfang 2013 lag sie bei 12 Prozent –, können sich die Regierungschefs und Finanzminister der EU nicht auf ein Budget für die Zeit von 2014 bis 2020 einigen, weil zu viele Partikularinteressen berücksichtigt werden müssen.Dabei läuft die europäische Umverteilungsmaschine auf Hochtouren, sie nimmt mit der einen Hand ein und gibt mit der anderen Hand aus: 373 Milliarden Euro für die Landwirtschaft, 325 Milliarden Euro zur Förderung der Umwelt und für die Integration der transeuropäischen Verkehrsnetze, 126 Milliarden für die Förderung des Wettbewerbs und des Wachstums und 62 Milliarden für die Kosten der eigenen Verwaltung.Die Zahlen sind dermaßen atemberaubend, dass sogar der Haushaltskommissar die Übersicht verliert.Ende März stellte er fest, im EU-Haushalt für das laufende Jahr würde ein Loch von 11 Milliarden Euro klaffen, offene Rechnungen aus 2012 und 2013 könnten nicht beglichen werden.Angesichts solcher Betriebsunfälle sind alle mittel- und langfristigen Planungen nichts als unverbindliche Absichtserklärungen mit kurzem Verfallsdatum.Ich will nicht behaupten, das ganze Geld würde sinnlos verpulvert
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