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.Mit etwas Zeit und Mühe hätte es zu etwas Besserem ausgebaut werden können.Mittlerweile hätte es vielleicht sogar schon mit einem der nobleren Hotels konkurrieren können.Er hätte ein respektabler Unternehmer werden können.Er hätte weiter im Rahmen des Legalen arbeiten können, verdammt noch mal!Aber nein – das war ja nicht genug für Conrad Getty, nicht wahr? Conrad Getty wollte unbedingt schnell reich werden, ohne lange über die Konsequenzen nachzudenken.Und als die Gelegenheit kam, zögerte er nicht und schlug zu.Viljoen! Er ertrug den Gedanken nicht, dass sein Vermögen aufs engste mit diesem Vieh verbunden sein sollte.Vor dreißig Jahren hätte Getty noch jedem ins Gesicht gelacht, der ihm etwas so Groteskes vorhergesagt hätte.Aber vor dreißig Jahren war er ja auch noch Captain Getty in der südafrikanischen Armee, und Viljoen war ein zwangsverpflichteter Kleingangster, der wenig mehr zu bieten hatte als einen fast schon psychotischen Hass auf die farbige Mehrheit.In den folgenden Jahren hatten sie nur eines gemeinsam: Sie profitierten von der Apartheid und waren völlig aufgeschmissen, als das System zusammenbrach.Viljoen war in der Armee geblieben und bis zum Sergeant aufgestiegen, aber seine kompromisslose Art im Umgang mit den Schwarzen war mit der neuen Regierung unvereinbar, und man setzte ihn an die Luft.Getty hingegen musste mit dem gleichen ohnmächtigen Zorn mit ansehen, wie sein lukrativer Plan mit der Orangenplantage in Bloemfontein nach seinem militärischen Abschied zu Staub zerfiel – zum einen durch arbeitsrechtliche Reformen, zum andern durch die plötzliche political correctness seiner wichtigsten Geschäftskontakte in Europa und den Staaten, die es für unklug erachteten, mit jemandem Handel zu treiben, der dem Apartheidregime nahestand.Noch heute fand er es schlichtweg unglaublich, dass er nach allem, was er für sein Land getan hatte, ins Exil gehen musste wie ein gemeiner Flüchtling.Hinter der südafrikanischen Grenze waren sein Ruf und seine Krügerrand so gut wie wertlos.Und dann auch noch ausgerechnet Kenia! Ein Land, dessen korrupte Armseligkeit der lebende Beweis für die Unfähigkeit der Schwarzen war, sich selbst zu regieren.Kenyatta? Nicht besser als ein Mau-Mau-Terrorist.Arap Moi? Ein Ganove.Und so weiter.Aus seiner komfortablen Perspektive in der Bar im Marlin Bay hatte er mit selbstgerechtem Vergnügen zugesehen, wie Kenia sich selbst zerstörte.Seiner Meinung nach war die Wahl im Dezember 2007 und das darauf folgende Blutbad nur eine Bestätigung dessen, was er schon seit Jahren predigte.Doch in seiner Situation konnte er nicht wählerisch sein, und bei seiner Ankunft in Kenia vor all den Jahren war Getty schlau genug gewesen, um das Potenzial eines Landes zu erkennen, das eintausendachthundert Quadratkilometer Naturreservate im Binnenland und fast fünfhundert Kilometer Küste zu bieten hatte.Also investierte er das bisschen Geld, das er noch hatte, ins Kapok und wartete den Boom ab.Und während er wartete, begann er massiv zu trinken, fast so massiv, wie er spielte, und es dauerte nicht lange, da blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Hotel zu verkaufen.Als er eines Nachts in Mombasas Altstadt zufällig seinen alten Waffenbruder Sergeant Viljoen in einem Striplokal mit dem Namen Baobab Club traf, war er deshalb sehr aufgeschlossen gegenüber allen möglichen Vorschlägen, vernünftig oder nicht.Und Viljoen hatte natürlich einen Vorschlag.Eine Organisation, die sich auf ganz besondere Import-Export-Güter spezialisiert hatte, wollte nach Ostafrika expandieren.Nachdem sie Viljoen bereits als Fußsoldaten angeheuert hatten, hielten sie nun Ausschau nach jemandem, der die Abläufe organisieren konnte.Wer könnte dafür besser geeignet sein als der gute alte Captain Getty, meinte Viljoen.Obwohl die Arbeit Conrad Getty zutiefst anwiderte, hatte er mittlerweile doch einen Punkt erreicht, an dem er ohne das Geld nicht mehr leben konnte.Mit diesem Geld hatte er sich das Marlin Bay gekauft, einen guten Ruf in Shanzu und ein neues Leben.Ohne das Geld war er ein Niemand, war er tot.Es war Mitternacht, und der Pegel in der Glenfiddich-Flasche war stark gesunken, als Getty die Hotelbar endlich verließ.Er wäre noch länger geblieben, aber dann hätte er dem Barkeeper ja Überstunden bezahlen müssen.Außerdem hatte er noch eine unangebrochene Flasche in seinem Büro, die um Liebe und Zuwendung bettelte.Zuerst beschloss er, durch den Poolbereich zu gehen, in der Hoffnung, dass die Nachtluft und der Geruch des Meeres ihn so stimulierten, dass er seinen Schlummertrunk genießen konnte.Stattdessen traf ihn die frische Luft wie ein Hammer auf den Kopf.Plötzlich gaben seine Beine unter ihm nach, und er stolperte in der Dunkelheit gefährlich nahe am Pool.Seine wild rudernden Arme bekamen gerade noch den dicken Holzpfosten eines zusammengefalteten Leinensonnenschirms zu fassen, und er klammerte sich panisch daran fest, bis er sich wieder sicher fühlte.»Mist«, fluchte er keuchend, als er rückwärts auf eine Strandliege plumpste.Über ihm drehten sich die Sterne in besorgniserregenden Spiralen am klaren Nachthimmel.Er blieb einen Moment lang liegen und horchte auf das beruhigende Geräusch der fernen Brandung.Auf einmal spürte er, dass ihm gegenüber jemand in der Dunkelheit saß
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