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.»Mikado?« Sevillana berührte sanft ihren Arm.Mikki wandte dem Sockel den Rücken zu.»Du hast recht.Wir müssen uns beeilen.Ich wüsste nicht, wie wir unser Vorhaben erklären sollten, wenn man uns erwischt.«»Dann dürfen wir uns eben nicht erwischen lassen«, sagte die alte Frau mit fester Stimme.»Einverstanden.Machen wir uns an die Arbeit.«Mikki wählte einen Platz nahe am Brunnen.Dort öffnete sie ihre Tasche, und Sevillana half ihr, an den vier Elementar-Positionen des Kreises vier Kerzen aufzustellen: eine gelbe im Osten für Luft, eine rote im Süden für Feuer, eine blaue im Westen für Wasser und eine grüne im Norden für die Erde.Zum Schluss die violette Kerze für den Geist in die Mitte des Kreises.Dann holte Mikki aus der Tasche die lange, schmale Streichholzschachtel und das kleine scharfe Messer, das für gewöhnlich in ihrer Wohnung versteckt war, und legte beides neben die Geist-Kerze.Nun trat Mikki wieder aus dem Kreis heraus, nahm auch noch den letzten Gegenstand aus der Tasche und legte ihn in den Schatten neben den leeren Sockel.Rasch zog sie den Korken aus dem zarten Glasbehälter und tupfte eine großzügige Menge des parfümierten Öls auf ihre Pulspunkte am Hals, an den Handgelenken und Brüsten.Der Duft von Rosen und Gewürzen lag schwer in der feuchten Luft, und Mikkis Magen zog sich im Gedenken an ihr erstes Ritual aufgeregt zusammen.Es musste klappen, sie musste den Weg zurück finden.»Bist du bereit?«, fragte sie Sevillana.Die alte Frau nickte und zog zwei lange Haarnadeln aus ihrem eleganten französischen Knoten, so dass ihre silbernen Haare offen bis über die Taille herabfielen.Mit einer anmutigen Bewegung, die ihr Alter Lügen strafte, warf sie ihren langen Regenmantel ab, unter dem ein wunderschöner blasslilafarbener Seiden-Chiton zum Vorschein kam.Auch Mikki legte ihren Mantel ab und ignorierte die Kälte, denn auch sie trug nun nur noch einen tiefvioletten Chiton.Er war eine Schattierung dunkler als der von Sevillana, und wie es sich für ein Neumond-Ritual gehörte, ließ er eine Brust unbedeckt.»Eines muss man den Chitons lassen«, meinte Mikki.»Sie sind wirklich einfach herzustellen.«»Ich habe sie furchtbar vermisst.« Lächelnd sah Sevillana an sich herunter.Dann warf sie einen Blick zu Mikki und versank in einen tiefen Knicks.»Sollen wir fortfahren, Empousa?«»Unbedingt.«Zusammen gingen die beiden Frauen zur Mitte des Kreises, stellten sich zu beiden Seiten der lila Kerze und wandten sich nach Norden.Mikki nahm die Streichhölzer und merkte wieder einmal, wie sehr sie die Elementare vermisste, ganz besonders heute Nacht.Entschlossen schüttelte sie ihre Zweifel ab, ging zu der gelben Kerze und zündete das Streichholz an.»Wehender Wind, stark und allgegenwärtig, selbst in der Menschenwelt, ich rufe dich, Luft, als das erste Element, die Luft, in den heiligen Kreis.« Dann hielt sie das Streichholz an die Kerze, bis diese aufloderte.Ohne zuzulassen, dass sich in ihr die Sorge breitmachte, ob das Luft-Element sie tatsächlich gehört hatte und auf ihren Ruf reagieren würde, ging sie schnell weiter zu der roten Kerze.»Lodernde Kraft des reinigenden Feuers, tanzende Flamme des Lichts, auch in der Menschenwelt ist deine Macht groß und wahrhaftig.Ich rufe dich, Feuer, in den heiligen Kreis.« Als das Streichholz den Docht der roten Kerze berührte, flammte sie sofort auf, und Mikki spürte eine Welle der Hoffnung.Ohne Zögern ging sie zur blauen Kerze.»Glitzernder, schimmernder Lebensstrom, du badest uns, kühlst uns, stillst unseren Durst und gibst uns Leben.Ich rufe dich, Wasser, in den heiligen Kreis.« Durch den brennenden Docht glaubte Mikki, die blaue Kerze wogen und schimmern zu sehen wie Meereswellen.Dann stand sie vor der grünen Kerze.»Üppig und fruchtbar, vertraut und doch wild umfängst du uns auch in der Menschenwelt und sorgst immer für uns.Ich rufe dich, Erde, in den heiligen Kreis.« Nun stellte Mikki sich wieder an ihren Platz neben der lila Kerze.»Ich rufe dich, Geist, in den heiligen Kreis mit den beiden Worten, die mich an meine Göttin gebunden haben – ›Liebe‹ und ›Vertrauen‹.« Sie zündete die lila Kerze an und ließ das Streichholz fallen.Als sie sich umschaute, stellte sie jedoch enttäuscht fest, dass sie keine Lichtstrahlen entdecken konnte, die sich ineinander verwoben und die Elemente in den Kreis banden.»Verzage nicht, weil du sie in diesem Reich nicht sehen kannst«, erklärte Sevillana, als hätte sie Mikkis Gedanken gelesen.»Sieh sie in deinen Gedanken.Glaube daran, dass sie da sind.Die Macht des Glaubens einer Empousa ist allein schon Magie.«Mikki nickte und stellte sich in Gedanken die feinen Gewebe vor, die den Kreis begrenzten.»Nun, bringen wir es zu Ende«, sagte sie entschlossen, bückte sich und hob das Messer auf.Dann sah sie Sevillana an, und die alte Frau streckte ihr die Hand hin, die Handfläche nach oben gewandt.Mit einer raschen, geübten Bewegung zog Mikki die scharfe Klinge in einer langen Linie über die dünne Haut auf Sevillanas Handfläche.Als das Blut hervorquoll, gab Mikki Sevillana das Messer.Nun nahm die frühere Empousa Mikkis Hand fest in ihre und schnitt ihr in die Handfläche.Daraufhin ließ sie das Messer fallen, die beiden Frauen drückten die Handflächen zusammen und mischten so das Blut aus vielen Generationen von Hekates Hohepriesterinnen.Mikki schloss die Augen und klärte ihre Gedanken.Als sie sprach, machte sie sich nicht die Mühe, ihre Stimme zu senken.Wenn es klappte – wenn es ihnen wirklich gelang, die Göttin herbeizurufen –, würde ohnehin kein Sterblicher den Kreis betreten können.Und wenn nicht … wenn nicht, dann war es Mikki gleichgültig, was mit ihr passierte.»Hekate, Große Göttin des Dunklen Mondes, Scheideweg zwischen Mensch und Tier.Ich bin Mikado Empousai, Hohepriesterin und Empousa des Reichs der Rose.In einem Land fern von Euch habe ich mich gesalbt, Euren heiligen Kreis beschworen, und nun rufe ich Euch nach dem Recht meines Blutes bei Eurem Namen.Es gibt ein Gelöbnis zwischen uns, einen mit Liebe und Vertrauen besiegelten Schwur.Und mit der Kraft dieses Schwurs beschwöre ich Eure Präsenz und bitte Euch, mich zu erhören.«Plötzlich kam ein heftiger Wind auf, und die Kerzenflammen flackerten heftig.Der Nebel waberte und füllte sich mit einem Glitzern, bis aus dem Zentrum des Wirbels aus Wind, Klang und Licht Hekate erschien.Die Göttin zeigte sich in vollem Ornat, bekleidet mit den Gewändern der Nacht und dem Kopfschmuck der Sterne, in der Hand die goldene Fackel
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