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.»Ich weiß nicht genau, was du noch oder wieder von mir willst, Markus, aber spätestens mit der E-Mail an Riccardo bist du Meilen zu weit gegangen.« Weil sich ein paar Passanten zu mir umdrehen, merke ich, dass ich gerade gebrüllt habe.»Hey, Annika«, kommt nun ganz der cool zurechtgecoachte Markus wieder zum Vorschein, »lass uns das in Ruhe besprechen, wenn du wieder da …«»Besprechen?«, schreie ich weiter, »was gibt es bei deinen miesen Touren und egoistischen Aktionen denn bitte zu besprechen? Nichts! Lass mich bitte ein für alle Mal in Ruhe.Ich hoffe«, füge ich mit plötzlich ruhiger Stimme hinzu, »aus tiefstem Herzen, dass ich dich nie wiedersehe.«Bevor er darauf antworten kann, lege ich auf.Ich zittere am ganzen Körper, bin aber im Kopf so klar wie selten zuvor.Als Nächstes rufe ich meinen Chef an und habe prompt Glück.Auch er ist sofort am Apparat.»Guten Tag, Herr Bräunlich«, beginne ich geschäftig und lasse ihn erst gar nicht zu Wort kommen, »ich möchte mich zu dem Papier äußern, über das wir gestern gesprochen haben: Es stammt nicht von mir.Es ist eine Fälschung.Ich habe nie eine Vergabeempfehlung für den Speditionsauftrag geschrieben.Ich hatte es damals vergessen und einen Fehler gemacht, ohne mir dabei irgendeiner Schuld bewusst zu sein.Jedenfalls ist das Formular nicht von mir.«Stille in der Leitung, ich höre Bräunlich schnaufen.»Aber die Unterschriften darauf sind Originale«, wendet er dann erstaunt ein.»Es handelt sich um eine Überschreibung einer Vergabeverordnung für Druckkugelschreiber«, erkläre ich, »nichts weiter.Ich war das nicht.Schauen Sie sich in Ihrem Team um, wer das Ding gefälscht und in den Einkaufsunterlagen abgelegt haben könnte.Ich war es nicht – denn ich war nicht da.Ich bin seit über einer Woche in Sardinien«, schließe ich.»Frau Herrmann, jetzt mal ganz ruhig«, stottert Bräunlich, überrumpelt wie nie zuvor.»Ich bin ganz ruhig«, unterbreche ich ihn.»Das ist übrigens nicht alles.Hiermit kündige ich.«»Wie bitte? Frau Herrmann, lassen Sie …«»Nein, ich lasse gar nichts mehr«, unterbreche ich ihn scharf.»Ich möchte von GID und, mit Verlaub, vor allem von Ihnen nichts mehr hören und sehen.Mir waren ihr jämmerlicher Führungsstil und Ihr cholerisches Benehmen seit Jahren ein Graus, und wissen Sie, was? Deshalb gehe ich, denn ich brauche das alles nicht.Ich schicke Ihnen die Kündigung in den nächsten Tagen schriftlich hinterher.Foltern Sie Ihr Team in Zukunft ohne mich.«Herr Bräunlich schweigt, offenbar sprachlos.»Leben Sie wohl.Endlich mal«, schließe ich salopp und lege auf.Geschafft!Ich bin klatschnass geschwitzt vor Aufregung und fühle mich geradezu high.Wie herrlich ist es, anderen mal so richtig und ohne Rücksicht auf Verluste die Meinung sagen zu dürfen? So etwas habe ich noch nie gemacht.Nie zuvor hätte ich mich das getraut.Toll war’s.Fast so erhebend wie Sex mit Riccardo.Aber nur fast.Riccardo.Wer weiß, was gleich kommt.Wenn ich Pech habe, stehe ich bald ohne Job, ohne Verbündete und ohne die Liebe meines Lebens da.Mich fröstelt es kurz bei der Idee, doch dann schiebe ich den Gedanken schnell ganz weit weg von mir.Erst mal handeln, danach sehe ich weiter.Dynamisch springe ich von der Bank hoch und gehe zu meinem Wagen, der nach dieser kurzen Zeit bereits ein Knöllchen an der Windschutzscheibe hat.Ich nehme es und werfe es betont trotzig in den Rinnstein, anstatt es brav und mit gesenktem Kopf in meiner Brieftasche verschwinden zu lassen wie all die Jahre in meinem gutbürgerlichen Leben zuvor.Sollen sie den lästigen Strafzettel doch zu GID schicken.Annika Herrmann wird dann bereits über alle Berge sein!23.Die Bucht von Posada ist so flach wie Holland.Mehrere Kilometer weit zieht sich die mit buntem Gestrüpp und Schilf bewachsene Schwemmebene ins Land, um dann urplötzlich in ein gigantisches Bergmassiv überzugehen.Ohne die beeindruckende Landschaft auch nur eines Blickes zu würdigen, kurve ich die Strandstraße entlang und gelange zu einem zipfelförmigen, macchiabedeckten Berg, auf dessen Gipfel schon von Weitem eine kleine Hütte mit einer Reihe von Antennen und Gerätschaften zu erkennen ist.Ich schalte in den ersten Gang und röhre den Hang hoch.Auf halber Berghöhe endet die Straße auf einem kleinen, runden Plateau.Als ich Riccardos parkenden Wagen erkenne, ist mit einem Mal die alte Angst wieder da.Mein Magen sinkt auf Kniehöhe, als ich mit wackeligen Beinen aus dem Auto klettere, um den Rest des Weges zu Fuß zu bestreiten.Ich spähe zu dem Gipfelhäuschen empor, das keine dreißig Meter Luftlinie von mir entfernt steil den Berg hinauf liegt.Von hier unten ist kein Riccardo zu sehen.Mit Schwung stapfe ich auf dem Trampelpfad los.Schon nach wenigen Metern komme ich außer Atem.Die Junisonne steht selbst um diese Zeit noch hoch am Himmel, und es ist brüllend heiß.Ich bleibe stehen und schaue ins Tal.Links von mir liegt die Ebene zum kristallklaren Meer, flankiert von einem langen weißen Sandstrand, rechts von mir türmt sich Berg an Berg zu einem beeindruckend hohen Gebirge bis zum Horizont auf
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