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.Sein Brüllen steigerte sich zu höchster Not und Verzweiflung.Schrei nur, Kind, schrei!»Nun beruhige es doch!« sagte Lykos harsch.»Aber ihm fehlt eine Mutter!«»Hast du nicht verstanden, daß du jetzt seine Mutter bist?!« fuhr er sie an.»O doch! Ich meine nur, es braucht Milch«, erwiderte sie.»Und hier am Hof ist keine Amme, die es stillen könnte!«»Milch?« Er faßte sich an den Bart.»Nun gut, ich werde mich darum kümmern! Morgen, ehe ich aufbreche, besorge ich eine Magd, die zur Amme taugt.Und jetzt tu endlich was, damit es aufhört zu brüllen, ich kann es nicht mehr hören!«Er ging ins Haus.Ich hasse dich, Lykos.Du bist ein Schwein.Ein elendes Schwein.Sie erschrak über ihren eigenen Gedanken.Aber sie nahm ihn nicht zurück.Laut rief sie nach Noedia und drückte der Älteren das schreiende Baby in die Arme.»Bitte, Noedia, bitte, du hast doch Kinder großgezogen, versuch du es zu beruhigen, ich kann das nicht, morgen erst bekommt es eine Amme, es ist ein Sohn des Herrn, meinst du, wir könnten ihm etwas Kuhmilch.«»Bloß nicht!« erwiderte Noedia.»Das bringt nur sein Gedärm in Aufruhr.Ich versuche es mit Tee.Und dann werde ich es erst mal ordentlich auf ein Wickelkissen schnüren, sonst kratzt es sich noch die Augen aus.Nicht zu glauben, wie diese Bäuerinnen ihre Kinder verlottern lassen.Das arme Würmchen! Was ist mit seiner Mutter?«Moria schüttelte den Kopf.Noedia wandte sich ab, legte sich das Baby über die Schulter und klopfte es.»Na komm schon, Kleines, komm«, tröstete sie es im Weggehen.»Siehst deine Mutter nicht wieder.Dein Vater will es so.Und was der will, das geschieht, dagegen schreist du nicht an.Du hast ja recht, hast ja recht.Das Leben ist zum Schreien.Das ist es, jawohl.Merk es nur gleich, dann weißt du alles, was du wissen mußt!«Und das Kind wurde ruhig.Lykos neben ihr schlief.Fest und sicher ging sein Atem.Kein Zweifel trübte seine Ruhe, kein Alp drückte ihn.Moria wälzte sich unruhig hin und her.Die Nacht war schon halb vorüber, und noch immer lag sie wach.Könnte sie sich wenigstens auf den Bauch drehen! Auf dem Bauch liegend, war sie immer am besten eingeschlafen.Doch daran war nun nicht mehr zu denken.Ein großer, starker, gesunder Sohn.Er mußte sehr groß werden, so mächtig, wie sich ihr Leib schon gerundet hatte.Göttin der Morgenröte, Tochter der Himmlischen, gib, daß es ein Sohn ist! Ein Sohn, für den Lykos mich achtet.Ein Sohn, den ich der Königstochter voraushabe.Das Kind trat kräftig, drückte auf die Blase.Schon wieder mußte sie aufstehen.Vorsichtig erhob sie sich – nicht Lykos wecken –, stieg ausdem Bett, schlich zur Tür, öffnete sie und trat in den Hof.Mondlicht zeichnete scharfe Schatten und helle Flächen.In der Hütte weinte das Baby.Moria bog um die Hauswand.Als sie zurückkam, schlug der Hund an.»Dummer Köter!« rief sie leise.»Ruhig!«Das Bellen des Hundes wurde lauter, erregter.»Herrin, seid Ihr das?« fragte von der Hütte her ein Knecht, der in die Tür trat.»Ja, ja! Stell den Hund ruhig, er weckt sonst den Herrn!« »Hör' ich da nicht einen Reiter?«Ein Reiter? Muß ich jetzt auch noch nachts gewärtig sein, einen Gast aufzunehmen?!Sie trat an das Tor, schob den Riegel des kleinen Gucklochs zurück, öffnete es und spähte hindurch.Ein schwarzer Reiter auf einem schwarzen Pferd jagte dem Hof entgegen.Fröstelnd zog sie ihren Kittel enger, sah an sich herab.So konnte sie keinem Fremden begegnen.Der Reiter war heran, zügelte sein Pferd, hielt vor dem Tor.Der Mond schien ihm ins Gesicht.Buschige Brauen, kraftvolle Züge, eine scharf geschnittene Nase –»Krugor!« rief sie aus.»Bruder!«»Laß mich ein, Moria! Rasch! Ich muß mit Lykos sprechen.Sofort!«Sie gab dem Knecht ein Zeichen, das Tor zu öffnen, und trat zur Seite, während dieser den schweren Balken in die Höhe wuchtete.Krugor ritt herein, sprang vom schweißnassen Pferd und faßte Moria an den Schultern.»Sei gegrüßt, Schwester! Schnell, wecke deinen Mann!«»Nicht nötig«, antwortete eine Stimme vom Haus her.Lykos trat ins Mondlicht, zog dabei seinen Gürtel zu.»Was führt dich in der Nacht zu mir, Schwager? Nichts Gutes, wie ich annehmen muß!«»Nichts Gutes, wahrhaftig! Der Hof des Königs wurde überfallen.Das Königsfeuer ist ausgelöscht.Briseia ist tot.« Lykos schrie.Moria fuhr sich mit den Händen ans Herz.Briseia tot.So habe ich das nicht gewollt.Ihr Himmlischen, so nicht! Lykos zog Krugor mit sich ins Haus.Nun wird er Briseia nicht heiraten.Was ist mit dem Festmahl, mit den geschlachteten Ochsen, den Wildschweinen.»Moria, wo bleibst du? Ich bin am Verdursten!« rief Krugor aus dem Haus.Sie eilte hinein und reichte dem Bruder einen Becher mit Bier.»Nun berichte endlich! Wer hat den Königshof überfallen? Wer hat Briseia gemordet?« drängte Lykos.Krugor schloß erschöpft die Augen und trank schweigend den Becher aus.Beinahe zögernd begann er dann zu sprechen.»Du weißt, der König weilte gestern mit seinem ganzen Gefolge im Heiligtum in der Nähe von unserem Hof.Das Stieropfer bereiten für deine Heirat mit Briseia.Den Segen auf die Ehe.« Er brach ab.»Weiter!« forderte Lykos ungeduldig.»Am Königshof waren nur die Frauen, ein paar Knechte und der Verwalter«, fuhr Krugor fort und machte eine lange Pause.»Wer rechnet auch damit, daß diese Horden des BernBernsteinbären Stirn haben, unseren Königshof zu überfallen!«»Die Horden des Bernsteinbären? Sie haben den Königshof überfallen?!« schrie Lykos und sprang auf.»Das haben sie.In der Tat.Sie hatten leichtes Spiel damit.Der Bernsteinbär muß gewußt haben, daß der König und die Gefolgsmänner nicht am Hof waren.Ein feiger Angriff.Feig wie ihre Gesinnung.Feig wie der Mord an Briseia.«Moria lehnte sich an die Wand, rang nach Luft.Lykos riß sein Messer vom Gürtel, ritzte sich der Länge nach die Haut des linken Unterarmes auf und ließ das Blut in die Glut der Feuerstelle tropfen.Es zischte.»So wahr hier mein Blut verbrennt, so wahr schwöre ich: Ich werde Briseias Tod rächen! Wenn nötig, werde ich bis zu meinem letzten Blutstropfen kämpfen, um sie zu rächen.Ich werde ihren Mörder töten.«»Nur zu, Lykos, nur zu!« Krugor lachte rauh.»Doch für dich allein dürfte die Aufgabe denn doch zu groß sein! Es gilt, alle Männer zu töten, die der Bernsteinbär um sich geschart hat! Und ihn selbst auch! Denn keiner weiß, wer Briseias Tod verschuldet hat.«»Noch mehr Tote?« fragte Lykos knapp.Krugor zuckte die Achseln.»Nur die Knechte.Auch der Hof nicht niedergebrannt.Offensichtlich diente das ganze Unternehmen dem Zweck, uns alle zu demütigen und die gefangenen Frauen aus dem Webhaus zu befreien.Was auch geschehen ist.Diese Schande! Da wird die Ehre unseres Königs in den Schmutz getreten, sein Hof überfallen, das Königsfeuer gelöscht, seine Tochter getötet, und dann verschmähen sie sogar die Beute und nehmen nur ein paar Sklavinnen mit!Es ist der blanke Hohn!«Lykos griff nach seinem Waffengürtel und schob die Streitaxt in die Schlaufe.»Wir werden die Ehre unseres Königs wiederherstellen!«»Das meine ich auch«, bestätigte Krugor [ Pobierz całość w formacie PDF ]