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.– ›Jene hat vor den andern und vor sich selbst ihren Verfall verborgen; diese hat sich jeden Morgen altern sehen, hat ihre Runzeln eine nach der andern gezählt; sie hat die toten Haare in ihrem Kamme gesammelt, sie fühlte die Zähne in ihrem blutlosen Zahnfleisch locker werden und wollte durch künstliche Mittel den unwiderbringlichen Schaden ersetzen.Arme, zärtliche Seele, die noch heute entzücken möchte und das Lächeln ins Leben tragen.Sie muß verschwinden, sterben, in die Erde versenkt werden.‹ Sie gewahrte das Veilchensträußchen, das am Saum von Lady Myrtas Kleid mit einer Nadel befestigt war.Zu jeder Jahreszeit trug sie dort unten eine frische Blume in einer Falte, kaum sichtbar, wie ein Sinnbild der täglichen Frühlingsillusion, der immer neuen Selbsttäuschung, die sie an sich beging durch die Erinnerung, durch die Musik, durch alle Künste der Phantasie, gegen die Gebrechlichkeit und die Einsamkeit.›Man müßte eine Stunde der flammenden Leidenschaft leben und dann für immer verschwinden, in die Erde sinken, bevor jeder Reiz entschwunden, jede Anmut erstorben ist.‹Sie fühlte die Schönheit ihrer eigenen Augen, die verderbliche Gier ihrer Lippen, die rohe Kraft ihrer vom Sturm gelösten Haare, die ganze Gewalt der Rhythmen und der Leidenschaften, die in ihren Muskeln und in ihren Knochen schlummerten.Sie vernahm wieder die Worte des Freundes, die sie gepriesen hatten; sie sah ihn wieder in der Raserei der Begierde, in der süßen Mattigkeit, in der völligen Hingabe.›Noch für kurze Zeit, für kurze Zeit noch werde ich ihm gefallen, werde ich ihm schön erscheinen, werde ich ihm das Blut verbrennen.Noch für kurze Zeit!‹ Die Füße im Grase, die Stirn von der Sonne gebadet, umweht vom Duft welkender Rosen, in dem rötlichen Gewand, das ihr etwas von dem prächtigen Raub- und Jagdtier mitteilte, erglühte sie in Leidenschaft und Erwartung, mit einem plötzlichen Lebensungestüm, als strömte jene Zukunft, auf die sie mit der Absicht zu sterben verzichtete, in die Gegenwart über.›Komm! Komm!‹ Sie rief in ihrem Innern nach dem Geliebten, fast trunken vor Wonne, sie fühlte ihn nahen, und noch niemals hatte sie ihr Vorgefühl betrogen.›Noch für kurze Zeit!‹ Jeder Augenblick, der verstrich, erschien ihr als unbilliger Raub an ihr.Reglos wünschte und litt sie, in schwindelnder Bangigkeit.Mit ihren Pulsen schien der ganze verwilderte Garten zu schlagen, durchtränkt mit Wärme bis zu den Wurzeln.Sie glaubte die Besinnung zu verlieren, zu fallen.»Ah, da ist Stelio!« –rief Lady Myrta, die den jungen Mann durch die Lorbeerbäume auftauchen sah.Die Liebende wandte sich schnell um und errötete.Die Windspiele erhoben sich, die Ohren spitzend.Das Begegnen der beiden Blicke glich dem Aufleuchten eines Blitzes.Und wieder, wie immer in Gegenwart des wunderbaren Geschöpfes, empfand der Geliebte das göttliche Gefühl, als umhülle ihn plötzlich ein flammender Äther, eine schwingende Luft, die ihn emporhöbe aus der gemeinen Atmosphäre und ihn gleichsam entführte.Eines Tages hatte er dieses Wunder der Liebe mit einer physischen Vorstellung in Verbindung gebracht: er erinnerte sich an einen weitentlegenen Abend seiner Knabenzeit, als er über einsames Land schreitend sich plötzlich von Irrlichtern umringt fühlte und einen Schrei ausstieß.»Sie sind erwartet worden von allem, was hinter diesen Mauern lebt« – sagte Lady Myrta zu ihm mit einem Lächeln, das hie Verwirrung verhehlen sollte, die das arme junge Herz in dem Gefängnis des alten gebrechlichen Körpers ergriffen hatte beim Anblick der Liebe und des Verlangens.– »Sie sind einem Rufe gefolgt, da Sie kamen.«»Sie haben recht« – sagte der Jüngling, während er Donovan, der sich eingedenk früherer Liebkosungen an ihn schmiegte, am Halsband hielt.– »Ich komme sogar von einem sehr entlegenen Ort.Woher? Raten Sie.«»Aus einem Land des Giorgione!«»Nein, aus dem Kloster Santa Apollonia.Kennen Sie das Kloster Santa Apollonia?«»Das ist Ihre Erfindung von heute?«»Erfindung? Es ist ein Kloster von wirklichem Stein, mit seinen Säulchen und seinem Brunnen.«»Mag sein.Aber alle die Orte, die Sie ansehen, werden zu Erfindungen bei Ihnen, Stelio.«»Ach, Lady Myrta, ich wollte, ich könnte Ihnen dies Juwel schenken; ich wollte, ich könnte es Ihnen hierher in den Garten tragen.Stellen Sie sich ein kleines verborgenes Kloster vor, das sich auf eine Reihe schlanker Säulen öffnet, die paarweise zusammenstehen, wie die Nonnen, wenn sie zur Fastenzeit im Sonnenschein sich ergehen, von zartester Tönung, nicht weiß, nicht grau, nicht schwarz, sondern von so geheimnisvoller Farbe, wie sie nur der große koloristische Meister, Zeit genannt, einem Steine verleihen kann, und in der Mitte ein Brunnen; und auf dem von dem Ziehseil gefurchten Rand ein Eimer ohne Boden.Die Nonnen sind verschwunden, aber ich glaube, die Schatten der Danaiden besuchen diesen Ort.« – –Er unterbrach sich plötzlich, weil sein Blick auf die Windspiele fiel, die ihn umgaben, und er ahmte die Kehllaute nach, mit denen der Führer der Meute die Jagdhunde in ihren Ställen zu rufen pflegt.Die Hunde wurden unruhig, ihre melancholischen Augen belebten sich.Zwei, die nicht bei den andern gewesen waren, kamen mit großen Sprüngen herbeigelaufen, setzten über das Gebüsch weg und machten bei ihm Halt, mager und glänzend, wie mit seidenüberzogene Nervenbündel.»Ali-Nour! Crissa! Nerissa! Clarissa! Altair! Helion! Hardicanute! Veronese! Hierro!«Er kannte sie alle bei Namen, und sie schienen ihn, da er sie gerufen, als ihren Herrn anzuerkennen.Da war das schottische Windspiel, dessen Heimat das Hochgebirge, mit rauhem dichtem Fell, härter und dichter der Schnauze zu, von grauer Farbe, wie neues Eisen; da war das irische Windspiel, das auf Wölfe geht, von rötlicher Farbe und stark, dessen braunes bewegliches Auge das Weiße sehen ließ; ein gelb- und schwarzgeflecktes entstammte der Tartarei, die endlosen asiatischen Steppen waren seine Heimat, wo es bei Nacht das Zelt gegen den Überfall von Hyänen und Leoparden bewachte; da war das persische Windspiel, hell und winzig, die Ohren mit langen seidigen Haaren bedeckt, mit buschigem Schweif, Beine und Flanken von matter Färbung, zierlicher als die Antilopen, die es getötet hatte; da war der spanische Galgo, das prächtige Tier, das auf dem Bilde von Velasquez der pompöse Zwerg an der Leine hält, das mit den Mauren eingewandert und von ihnen abgerichtet war, in den nackten Hochebenen der Mancia oder in den Buschwäldern von Murcia und Alicante zu jagen und über dürre Hecken wegzusetzen; da war der arabische Sloughi, das berühmte Raubtier der Wüste, mit dunkler Zunge und Gaumen,dessenSehnen deutlich sichtbar,dessenganzes Knochengerüst durch die seine Haut schimmerte, dessen edle Seele sich aus Stolz, Mut und Schönheit zusammsetzte, der gewohnt war, auf schönen Teppichen zu schlafen und reine Milch aus sauberem Gefäß zu trinken.Und wie eine Meute aneinandergedrängt, umfauchten sie ihn, der verstand, in ihrem abgestumpften Blut die Urinstinkte der Verfolgung und des Tötens wiederzuerwecken.»Wer von euch war der beste Freund von Gog?« – fragte er hinüber zu den schönen unruhigen Augen blickend, die sich in die seinen versenkten – »Du, Hierro? Du, Altair?«Sein seltsamer Tonfall erregte die sensitiven Tiere, die mit leisem abgebrochenem Winseln auf seine Worte horchten.Jede ihrer Bewegungen warf ein Glanzlicht auf die verschiedenen Felle; und die langen am Ende hakenförmig umgebogenen Schwänze schlugen leicht gegen die muskulösen Schenkel, gegen die niedrigen Knöchel
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