[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Wir standen da und starrten einander an.Sie war gute zehn Zentimeter kleiner als ich, doch irgendwie glaubte ich, dass Körperlänge allein sie nicht einschüchtern würde.»Wie viele?«, wollte sie wissen.»Hundertvierzig«, antwortete ich.»Und alles gesunde weiße Frauen zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig?«»So ziemlich.«»Nicht weiter wild.So was machen wir andauernd.Sollte nur ein paar Tage dauern.Aber wenn Sie mich zwingen, woanders hinzugehen und mir eine gerichtliche Verfügung zu besorgen, könnte dabei ein Tag oder mehr verloren gehen.«»Ich sollte mich wirklich erkundigen, ehe ich –«»Tora«, fiel sie mir ins Wort und nannte mich zum ersten Mal beim Vornamen.»Ich bin seit zehn Jahren bei der Polizei, einen großen Teil davon habe ich in Großstädten verbracht, in Problemvierteln.Aber nichts hätte mich auf das vorbereiten können, was wir gestern Abend da auf dem Autopsietisch gesehen haben.Ich will in mein Büro zurück und dafür sorgen, dass mein Team sich ans Telefon hängt, um herauszufinden, ob diese Frauen noch am Leben und damit beschäftigt sind, sich um ihre nunmehr zweijährigen Kinder zu kümmern.Und zwar sofort.«Ich reichte ihr die Liste.Etwas in ihrem Gesicht wurde weicher, als sie sie entgegennahm.»Die mit Kaiserschnitten können Sie abhaken«, meinte ich und fragte mich, wieso ich noch nicht daran gedacht hatte.»Sie hatte keine Narbe.«»Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«, wollte sie wissen.Ich schüttelte den Kopf.»Nicht so auf die Schnelle.Sind die Pathologen aus Inverness schon fertig?«Sie antwortete nicht, und ich warf einen vielsagenden Blick auf die Liste in ihrer Hand.»So ziemlich«, sagte sie.»Wir haben auch mit ein paar Fachleuten über die Auswirkungen von Torf auf organisches Material wie Leinen gesprochen.Dr.Renney hatte absolut recht damit, dass sie im Frühling oder im Sommer 2005 umgekommen ist.Diese Liste hier ist wichtig.«Sie dankte mir und ging zur Tür.»Kann ich später noch mal bei Ihnen zu Hause vorbeikommen?«, fragte sie mit einem Blick über die Schulter.»Ich muss mir Ihre Runen anschauen.«Ich verkniff mir ein Lächeln, nickte und sagte ihr, ich wäre so gegen sechs zu Hause.Dann verschwand sie.Ich setzte mich an den Computer und loggte mich aus.Da bemerkte ich die E-Mail.Sie war von Gifford.An alle Mitarbeiter.In Anbetracht der von der Northern Constabulary durchgeführten Mordermittlungen sind alle Mitarbeiter angehalten, ohne meine Genehmigung der Polizei oder den Medien gegenüber weder Aussagen zu machen noch klinikrelevante Informationen herauszugeben.Um es mit den Worten des unsterblichen Barden auszudrücken – oh, Scheiße.Meine Visiten waren schnell absolviert.Ich holte meine Jacke und schnappte mir in der Cafeteria ein Sandwich.Auf dem Weg zum Fahrstuhl spürte ich jemanden hinter mir und drehte mich um.Es war Kenn Gifford.Er nickte mir zu, schwieg jedoch.Der Fahrstuhl kam, und wir gingen hinein.Die Türen schlossen sich.Er schwieg noch immer.Mir ist aufgefallen, dass es Leute gibt, die überhaupt nicht verlegen sind und in Gegenwart anderer schweigen können, ohne das geringste Anzeichen von Befangenheit zu zeigen.Gifford gehörte dazu.Er sah mich nicht einmal an, als die Fahrstuhlkabine abwärtsglitt, sondern starrte nur auf die Knöpfe, anscheinend völlig in Gedanken versunken.Es war einer dieser großen Krankenhausaufzüge, die dafür gedacht sind, Betten zu befördern, doch wir waren die Einzigen darin.Also, ich werde nervös, wenn ich mich in Gesellschaft einer einzigen anderen Person in geschlossenen Räumen befinde; ich verspüre das Bedürfnis, Konversation zu machen, sogar mit einem Wildfremden.Zu dritt ist es kein Problem; ich kann das Reden den beiden anderen überlassen, aber wenn nur ich und der andere da sind, muss ich etwas sagen.Wahrscheinlich suchte ich mir deshalb diesen Augenblick aus, um ein Geständnis abzulegen.»Ich habe DS Tulloch heute Vormittag ein paar Informationen gegeben.Bevor ich Ihre E-Mail gekriegt habe.«Er drehte sich nicht um.»Ich weiß.Versuchen Sie, es nicht noch einmal zu tun.Haben Sie eigentlich oft Kopfschmerzen?«Na super, wir hatten mal wieder die Richtung gewechselt.»Ab und zu«, gestand ich.»Es war eine Liste mit den Geburten hier auf den Inseln«, fuhr ich fort.»Frauen, die zwischen Frühling und Sommer 2005 entbunden haben.Sie hat gemeint, das seien sowieso alles öffentliche Informationen.«Kaum hatte ich das gesagt, bereute ich es auch schon.Es klang, als suchte ich nach Ausreden.Er wandte sich um und sah mich an.»Haben Sie es deswegen getan?«Mein Gott, welche Farbe hatten diese Augen.Stahlgrau?»Nein.Ich habe ihr die Informationen gegeben, weil ich helfen wollte.«Er trat näher.»Das habe ich mir gedacht.Worüber haben wir gestern Abend gesprochen?«Das ärgerte mich.Er war mein Boss, nicht mein Vater.»Ähm, über Ivanhoe, übers Segeln …«Die Fahrstuhltüren öffneten sich.»… über Kindesmissbrauch auf den Orkneyinseln und darüber, wie schwierig es ist, sich die Brüste zu waschen«, verkündete ich um einiges lauter als notwendig, als wir hinaustraten und zwei Assistenzärzte unsere Plätze in der Kabine einnahmen.Beide bedachten uns mit neugierigen Blicken, erst mich, dann Gifford.Ich riskierte meinerseits einen raschen Blick.Er lächelte.»Sie sind im OP geradezu lächerlich angespannt«, bemerkte er.»Haben Sie es mal mit Yoga versucht? Oder mit Tai Chi?«Ich erwog, ihm zu verraten, dass ich nicht annähernd so angespannt sei, wenn er mir nicht über die Schulter lugte, doch das schien keine gute Idee zu sein.Er hatte recht, ich war im OP sehr angespannt, doch das vorgehalten zu bekommen, auch von meinem Boss, fand ich herablassend.Und ich hatte das Gefühl, dass er mich auslachte.»Was haben Sie und mein Mann eigentlich gegeneinander?«Sein Lächeln blieb unverändert.»Hat er was gegen mich? Armer Duncan.«Er hielt mir die Eingangstür auf, und ich trat hinaus; ich war sehr erleichtert, woanders hingehen zu können.Meine Sprechstunde in Yell dauerte länger als geplant, und an der Fähre, die zurückfuhr, hatte sich eine Warteschlange gebildet.Als ich schließlich zu Hause ankam, etliche Stunden später, parkte Dana Tullochs Wagen auf meinem Hof.Ich hatte völlig vergessen, dass sie vorbeikommen wollte.Hastig warf ich einen Blick auf die Uhr.Wenn sie pünktlich gewesen war, hatte ich sie fast drei Stunden warten lassen.Verdammt! Nach einer derartigen Unhöflichkeit würde ich nett sein müssen.Ich stieg aus dem Auto, gerade als sie aus dem ihren kletterte.»Es tut mit so leid«, beteuerte ich.»Ich hätte anrufen sollen.Sind Sie schon die ganze Zeit hier?«»Natürlich nicht«, erwiderte sie.»Als Sie um sechs nicht gekommen sind, habe ich angefangen herumzutelefonieren.Ich bin vor ungefähr zehn Minuten zurückgekommen.«Ich war am Verhungern und brauchte dringend einen Kaffee, fand jedoch, dass ich sie nicht länger warten lassen konnte.Sie folgte mir ins Haus, und wir gingen geradewegs in den Keller, in den man von der Küche aus über acht Steinstufen gelangte
[ Pobierz całość w formacie PDF ]