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.Jon stand unschlüssig zwischen Wohnzimmer und Esszimmer, den Brief in der Hand.»Gib ihm den Brief nicht, Jon!«, schrie Meena und trat mit ihren nackten Füßen nach Alarics Beinen.Aber das spürte er wahrscheinlich gar nicht.Sie wusste noch nicht einmal, warum er ihn nicht sehen sollte.Es war einfach nur wichtig, dass er ihn nicht sah.Jon reichte Alaric den silbernen Umschlag.Er ließ Meena los, öffnete den Umschlag und überflog das Schreiben.Meena warf ihrem Bruder einen unglücklichen Blick zu.»Es sind doch nur ein paar Zeilen, Meen«, sagte Jon achselzuckend.»Es steht ja noch nicht einmal eine Adresse darauf.Das ist schon in Ordnung.«Aber es war nicht in Ordnung.Alaric sah auf und sagte: »Drache heißt auf Rumänisch dracul.«»Was?«, fragte Meena verständnislos.»Drache«, erwiderte Alaric.»Er meint sich selbst mit seiner Bemerkung, dass Sie den Drachen getötet haben.Das rumänische Wort für Drache ist dracul.Dracula.«Meena zog scharf die Luft ein.Der Raum begann zu schwanken.»Ach«, sagte Jon.»Dann hat der heilige Georg eigentlich gar keine Drachen erschlagen, sondern Vampire? Sind denn Drachen immer Metaphern für Vampire?«Aber, hörte Meena Luciens Stimme, außer der Tochter des Königs gibt es keine Jungfrau mehr im Dorf.Sie geht trotz des Protestes ihres Vaters tapfer ans Ufer, um ihrem Tod entgegenzusehen.Dann taucht ein Ritter namens Georg auf …Kein Wunder, dass Lucien nicht glücklich darüber gewesen war, dass sie gerade dieses Bild ausgesucht hatte.»Ich glaube, ich muss mich übergeben«, sagte Meena.Plötzlich hämmerte ihr ganzer Kopf, und sie hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden.»Lehnen Sie sich zurück«, sagte Alaric, allerdings tat er es dieses Mal sanft, das musste sogar sie zugeben.»Nein, nicht«, erwiderte sie.Der Raum neigte sich ihr entgegen.»Ich muss mich …«»Trinken Sie einen Schluck Cola«, sagte er.»Der Zucker hilft.« Seine Hand auf ihrer Schulter war warm.Erneut hob sich ihr Magen, als ihr einfiel, wie merkwürdig kühl Luciens Finger gewesen waren.Auch seine Lippen waren kühl gewesen …»O Gott«, sagte sie.Sie trank einen Schluck Cola und ließ den Kopf zwischen die Knie sinken.Wenn das Blut nicht schnell wieder in ihr Gehirn zurückkam, würde sie mit Sicherheit ohnmächtig werden.»Aber es gibt keine Vampire«, sagte sie zu ihren nackten Füßen.»So etwas gibt es nicht.So etwas gibt es nicht …«Wenn sie es nur oft genug wiederholte, würde es auch stimmen.Ihr fiel jedoch alles mögliche Absurde von der Nacht mit Lucien ein.Aber du glaubst, dass Johanna von Orléans Stimmen gehört hat …, hatte er gesagt.Wie kann eine gebildete Frau wie du an so etwas glauben, aber nicht an die Geschöpfe der Nacht?Geschöpfe der Nacht.O mein Gott.Es stimmte.Es stimmte.»Trinken Sie Ihre Cola«, drängte Alaric sie sanft.»In der Zwischenzeit möchte ich Ihnen etwas über einen Mann namens Vlad Ţepeş erzählen.«Meena stöhnte, als sie den Namen hörte.»Oh«, sagte Alaric überrascht.»Haben Sie schon von ihm gehört? Nun, dann erzähle ich Ihrem Bruder davon.Vlad war ein Prinz aus einem Teil Rumäniens, der Walachei heißt … heute besser bekannt unter dem Namen Transsylvanien …«Meena stöhnte lauter.Nicht Transsylvanien.Alles, aber das nicht.»Er war ein brutaler, grausamer Mann, der eine Foltermethode anwendete, die man Pfählen nennt …«»Warten Sie«, sagte Jon.»Meinen Sie Vlad den Pfähler?«»Ja«, sagte Alaric fröhlich.»Sie haben also schon von ihm gehört?«»Jeder kennt Vlad den Pfähler«, antwortete Jon.»Pfählen ist eine Foltermethode, bei der man einen Holzpflock, der für gewöhnlich nicht sehr spitz ist, durch die verschiedenen Körperöffnungen des Opfers treibt …«»Ich brauche etwas Stärkeres als Cola.« Meena setzte sich abrupt auf.»Whisky.Ich brauche einen Whisky.O Gott.«Der Raum schwankte gefährlich, und rasch steckte sie wieder den Kopf zwischen die Knie.»Kein Whisky«, sagte Alaric streng.»Warum darf sie denn keinen Whisky haben?«, wollte Jon wissen.»Wenn sie betrunken ist, ruft sie am Ende noch den Vampir an«, sagte Alaric.»Dann warnt sie ihn, und ich verliere das Überraschungsmoment.Das ist mir schon einmal passiert.Vlad der Pfähler«, fuhr er fort, »regierte im heutigen Rumänien von 1456 bis 1462.Er war für seine außergewöhnlich grausamen Bestrafungen bekannt, bei seinen Feinden wie bei seinen Untertanen, obwohl man unmöglich genau sagen kann, wie viele Menschen er tatsächlich umgebracht hat.Vielleicht hat er Hunderttausende langsam, manchmal tagelang unter schrecklichen Schmerzen sterben lassen, aufgespießt an langen Stecken entlang der Straße zu seinem Palast, um Besucher einzuschüchtern.«Meena schloss die Augen.Am liebsten hätte sie seine Worte ausgeblendet.Aber das ging nicht, genauso wenig, wie sie die Zeit zurückdrehen konnte bis zu dem Punkt, da der Portier angerufen und den Boten angekündigt hatte.Auf einmal wusste sie, wie die Leute sich fühlten, wenn sie ihnen ihren bevorstehenden Tod voraussagte.»Es hieß, Vlad sei in einer Schlacht gegen die Türken 1476 getötet worden.Er wurde enthauptet, und sein Kopf wurde dem Sultan in Istanbul auf einer Lanze gebracht, als Beweis, dass er tot war.«Jon klang enttäuscht.»Ach so.Dann war er gar kein Vampir.«Meena hob hoffnungsvoll den Kopf.»Vielleicht.Oder vielleicht war es auch gar nicht Vlad ŢepeŞ.Angeblich wurde er auf einer Klosterinsel in der Nähe von Bukarest beerdigt«, fuhr Alaric fort, »aber als das Grab kürzlich geöffnet wurde, war es …«»Was?«, fragte Jon eifrig.»… leer«, vollendete Alaric seinen Satz,Jon blickte ihn verwirrt an.»Und wo ist er?«Alaric bedachte ihn und Meena mit einem geduldigen Blick.»Vlad ŢepeŞ ist in seinem Heimatland eher unter seinem Beinamen Vlad der Drache bekannt, weil er für den ungarischen Drachenorden gekämpft hat«, sagte er.»Oder, auf Rumänisch, Vlad Dracul.« Seine blauen Augen ruhten auf Meena.»Wir kennen ihn hier als Inspiration für Bram Stokers Dracula.«Meena zog scharf die Luft ein.Sie wusste und fürchtete, was als Nächstes kommen würde [ Pobierz całość w formacie PDF ]