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.Plötzlich zitterte sie.Liebe Luise, liebe Luana, lieber Paul, stand da, es geht mir den Umständen entsprechend gut.Bitte sendet mir Wäsche; auch die braune Strickjacke und 1 Paar feste Schuhe.Ich hoffe, Euch bald wiederzusehen.Euer Vater.Luise fühlte sich auf einmal schwach in den Beinen.Endlich! Ein Lebenszeichen.Und es ging ihm einigermaßen! Sie las die Karte noch einmal und dann noch ein drittes Mal.Sie las auch den rot aufgedruckten Text: Schutzgefangene dürfen im Monat 1 Paket Wäsche bis zu 10 Pfd.(Lebensmittel, Rauchwaren ausgenommen) erhalten … Sprecherlaubnis wird nicht gestattet.Was für schlechtes Deutsch, dachte Luise wie automatisch, eine Erlaubnis kann man nicht gestatten, und dann, fast wütend über sich selbst: Als ob das wichtig wäre.»Schau«, sagte sie mit schwankender Stimme zu Luana, »von Gottfried!« Sie gab ihr die Karte.Luana las langsam und hob den Kopf, als sie fertig war.»Das ist gut, nicht wahr?«Luise nickte.Auf einmal hatte sie Tränen in den Augen.Wofür man schon dankbar sein musste! Dass es schon gut war, wenn man wusste, er lebte noch und durfte ein Paket Wäsche von zehn Pfund erhalten!Aber er hatte auch geschrieben, er hoffe, sie bald wiederzusehen.War das bloß eine Floskel oder würde er bald entlassen werden? Hatte Georg recht gehabt, als er meinte, Pfarrer würden nie lange im Konzentrationslager bleiben?»Ich muss Paul anrufen«, sagte Luise, schon halb auf dem Weg ins Haus.»Ich komme«, sagte Luana.Es hatte am Nachmittag heftig geregnet – ein Augustgewitter –, und jetzt, am frühen Abend, war der Himmel von kühler Farbe und von zerrissenen Wolken bedeckt.Noch immer wehte ein frischer Wind, und auf den Feldwegen glänzten die Pfützen in der tiefstehenden Sonne.Luise wich ihnen möglichst aus, während sie auf ihrem Fahrrad am Wald entlangrollte.Georg hätte sie später auf dem Motorrad mitnehmen können, aber sie war den Nachmittag über schon ungeduldig gewesen, hatte sich bewegen wollen und war deshalb auf ihr Fahrrad gestiegen, sobald das Gewitter nachgelassen hatte.Als sie dem weiten Bogen folgte, den der Weg um ein Rübenfeld machte, bevor sie nach rechts in den Wald einbog, um zur Feldscheune zu kommen, sah sie – vielleicht anderthalb Kilometer hinter ihr – jemanden auf dem Feldweg fahren.Auf die Entfernung konnte sie nicht sagen, ob es ein Fahrrad oder ein Motorrad war, also wartete sie ein wenig, aber es war dann wohl doch nur ein Bauer auf seinem Rad, denn nach einer Weile bog er gemächlich in den Wald ab.Luise fuhr weiter.Sie fühlte sich heute leichter als seit Langem.Obwohl es doch nur eine Karte gewesen war und man nicht wusste, wie es weiterging und wann Papa nach Hause kommen würde, so war es doch, als sähe man endlich Licht am Ende des Tunnels.Vielleicht fühlte sie sich auch nur deshalb leicht, weil sie das erste Mal das Gefühl hatte, ohne schlechtes Gewissen glücklich sein zu dürfen.Sie freute sich so darauf, Georg zu sehen, dass sie aus dem Sattel aufstand und in die Pedale trat, egal, ob sie dabei spritzend durch Pfützen fuhr.An der Feldscheune angekommen, stellte sie ihr Rad auf der Seite ab, holte den Schlüssel aus seinem Versteck in einem Stapel alter Backsteine und öffnete das Vorhängeschloss.In der Scheune war es sehr warm.Das Gewitter hatte der gespeicherten Hitze kaum etwas anhaben können.Die Ziegelwände strahlten immer noch Wärme ab, und oben auf dem Boden, wo jahrealtes Heu lagerte, sah sie die Luft flimmern, dort, wo die Abendsonne durch die kleinen Dachfenster schien.Ihr Flugzeug stand mit hochgeklappten Flügeln in der Mitte.Gut, dass die Scheune so hoch war, dachte sie, man hätte die Maschine schwerlich woanders unterbringen können.Sie stöberte ein wenig herum, fasste ein altes Zaumzeug an, das an der Wand hing, betrachtete die Werkbank, die sich Georg aufgestellt hatte, die Ordnung selbst im Provisorium: Schraubenschlüssel, die an einer absteigenden Reihe von Nägeln hingen, sodass man jeden mit einem Griff nehmen konnte.Dosen und Kanister nach Größe geordnet.Sägen, alte Hämmer, alte Schraubendreher – es war ein Glück, dass Georgs Vater eine Schmiede hatte und vieles doppelt vorhanden war.So hatte er in der Scheune fast eine zweite Werkstatt einrichten können.Ein zugedecktes Gerät auf der Werkbank weckte ihre Neugierde, und sie lüftete die ölverschmierte Plane.Da stand der Matrizendrucker, der früher in der Remise gewesen war und auf dem Georg Flugblätter gedruckt hatte.Luise wusste einen Augenblick nicht, was sie davon halten sollte.Auf der Walze klebte noch die letzte Matrize.Ein deutscher Brief gegen die Diktatur!, stand da in großen Lettern in Spiegelschrift.Sie waren von Hand auf die Matrize gezeichnet, während der Rest des Textes mit der Maschine geschrieben war.Luise deckte die Plane wieder darüber.Einerseits war es ja gut, dass der Hektograf nicht mehr in der Remise stand.Andererseits … aber dann sah sie auf das Flugzeug und musste lachen.Wenn sie hier ein Flugzeug verstecken konnten, dann ja wohl auch den Hektografen.Sie nahm sich vor, Georg unbedingt daran zu erinnern, auf jeden Fall immer die Matrize abzunehmen und zu verbrennen.Weil er immer noch nicht kam, stieg sie auf den Rumpf und sah sich den Motor an.Georg hatte – ganz Mechaniker – den Sternmotor unverkleidet gelassen, damit er jederzeit an ihn herankonnte.Sie prüfte eben die Drosselklappen, als sie ein Krad hörte.Georg! Sie sprang vom Flugzeug und trat nach draußen.Er kam quer über die Wiese gefahren; links und rechts spritzte es hoch, und als er näher kam, zog er im Bremsen die Maschine herum, sodass er in einer Fontäne von Wasser, Grasstücken und Schlamm zum Stehen kam.»Schwein!«, schimpfte Luise lachend.Sie hatte sich mit einem Sprung retten müssen, um nicht nass zu werden.Georg stieg mit Schwung ab.»Ich werde heute wieder nicht fliegen dürfen, oder?«, fragte er mit einem Blick auf die Wiese.Er drängte schon seit zwei Wochen darauf, endlich das erste Mal selber zu fliegen [ Pobierz całość w formacie PDF ]