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.Am Tage mochte es noch gehen, am Abend wäre es ganz und gar unschicklich gewesen.»Darf ich mich vorstellen? Anton Meyer aus Rosenheim, ein echter Bayer in Deutsch-Ostafrika.Was sagen Sie dazu, gnädige Frau?« Er lachte so dröhnend, dass sein massiger Körper anfing zu vibrieren.Hinterhältig kam er ihr nicht vor, eher ein wenig plump-vertraulich.Ein großes Kind, das es möglicherweise faustdick hinter den Ohren hatte.Der blonde Martin Selbheim war unterwegs nach Mombo, um mit der Usambara-Bahn an die Küste zu fahren, wo er einige Aufträge seines Arbeitgebers zu erledigen hatte.Als Charlotte eingetreten war, hatte er schnell die offen stehenden Knöpfe seines Hemds geschlossen, doch sie hatte die tiefen Halsgruben und die vorstehenden Schlüsselbeine längst bemerkt.Fast jeder, der ihn kannte, wusste von seiner Lungenkrankheit, doch er selbst behauptete stets, es gehe ihm von Tag zu Tag besser, was an der guten Luft im Usambara-Gebirge liege.»Eine wunderschöne Landschaft«, schwatzte Meyer.»Man könnte glauben, in einem deutschen Mittelgebirge zu sein.Nur wilder schaut’s aus, und überall die Dörfer mit den Negern …«Als er erfuhr, dass sie eine Plantage besaß und ihren Betrieb selbst leitete, schien für ihn die Welt zusammenzustürzen.Eine Frau? Ganz allein? Sie habe doch gewiss tüchtige Mitarbeiter, sonst wäre das ja gar nicht möglich.Die beiden Männer waren so höflich, sie in Ruhe essen zu lassen, doch kaum hatte die Wirtin das Geschirr abgeräumt, fragte Meyer sie neugierig nach ihrer Plantage aus.Neu-Kronau, ja, gewiss, davon habe er gehört.Sie baue Kaffee an? Auch Sisal? Zedern? Kautschuk? Ob sie Erfahrungen mit der Schweinezucht habe, wollte er wissen.Gar keine? Wie schade, dafür sei er nämlich Spezialist.»Wollen Sie hier einen Betrieb eröffnen?«, fragte sie ihn höflichkeitshalber, obgleich es ihr im Grunde vollkommen gleichgültig war.»Es gibt allerdings schon einige gute Metzger in Wilhelmsthal.«»Denen mag ich keine Konkurrenz machen, Frau Johanssen.Ich will hinauf zur Plantage von Gustav Krüger.«»Ach – zu den Krügers?«»Freilich.Vorerst will ich mich dort als Verwalter verdingen, aber schauen wir mal.Wenn mir die Plantage gefällt … Nur kauf ich nicht gern die Katz im Sack, wenn Sie verstehen?«Charlotte hatte nicht gewusst, dass Gustav Krüger verkaufen wollte, und sie mochte es auch jetzt nicht glauben.Die Krügers waren schon so lange im Usambara-Gebirge, sie hingen an ihrem Land, hatten sich darauf eingerichtet, die Plantage einmal an den jüngsten Sohn weiterzugeben.»Ja wussten Sie denn nicht, dass Gustav Krüger an den Pocken gestorben ist?«Nein, das habe sie nicht gewusst, entgegnete Charlotte bestürzt.Martin Selbheim beeilte sich, sie auf den neuesten Stand zu bringen, unterstützt von der Wirtin, die nachfragte, ob die Gäste noch einen Wunsch hätten.Erdmute Krüger war schon vor Wochen an den Pocken erkrankt.Ihr Mann hatte die wahre Natur ihrer Krankheit jedoch vor aller Welt geheim gehalten und überall erzählt, sie befinde sich in einer Klinik an der Küste, während sie in Wirklichkeit oben im Wohnhaus der Plantage lag und mit dem Tod kämpfte.Doch sie hatte die Seuche schließlich überstanden.»Dann aber hat es ihren Mann erwischt«, erzählte die Wirtin kopfschüttelnd.»Nur drei Tage hat es gedauert, da war er tot.Jetzt ist Frau Krüger mit dem kleinen Sohn nach Deutschland zurückgereist, um dort erst mal bei Verwandten unterzukommen.Es heißt, die Plantage solle verkauft werden …«Das waren schlimme Neuigkeiten.Jetzt begriff sie auch, weshalb Gustav Krüger bei ihrem letzten Besuch so kurz angebunden gewesen war – zu dieser Zeit musste Erdmute todkrank oben in ihrem Schlafzimmer gelegen haben.Weshalb hatte er ihr das verschwiegen? Und jetzt war er tot.Gustav Krüger, der einmal ihr Freund und Gönner gewesen war, lebte nicht mehr.»Aber … hatten sich die Krügers denn nicht gegen die Pocken impfen lassen?«»Das schon«, meinte Selbheim schulterzuckend.»Die sollen alle drei geimpft worden sein, aber nur der kleine Sohn ist dem Schicksal entkommen.«Anton Meyer schienen nun doch Bedenken zu kommen, offenbar dachte er an die vielen Tropenfieber und die Schlafkrankheit – alles Seuchen, die man sich hier in Afrika leicht einhandeln konnte.Doch er zerstreute sein Unbehagen, indem er mit der Faust auf den Tisch schlug.»Wenn’s der Herrgott will, dann kriegt einer die Seuchen, und wenn’s der Herrgott net will, dann bleibt er halt gesund.Ich für meinen Teil hab keine Angst – und außerdem hab ich mich impfen lassen.«Charlotte trank ihre Limonade aus und schaute unter den Tisch, wo Simba inzwischen die besten Teile des Knochens vertilgt hatte.Es war erst kurz nach Mittag, die Zeit der größten Hitze, aber sie wollte lieber jetzt schon aufbrechen.Schließlich saß Elisabeth in Neu-Kronau im Ungewissen, und auch Klara und Peter würden ungeduldig auf sie warten.»Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute.«Draußen, vor der Tür des Gasthofs, musste sie mehrfach nach Schammi rufen, der weder bei den Maultieren noch in der näheren Umgebung zu finden war.Als er endlich herbeigeeilt kam, behauptete er mit schlechtem Gewissen, er habe geglaubt, sie wolle erst am Nachmittag zurückreiten, und sich deshalb ein Weilchen aufs Ohr gelegt.»Und woher hast du das?«Charlotte kannte Schammi viel zu gut, um auf seine kleinen Schwindeleien hereinzufallen.Er hatte ganz sicher nicht geschlafen, viel wahrscheinlicher war, dass er bei den schwarzen Angestellten des Gasthauses auf Brautschau gegangen war, scheinbar nicht ganz ohne Erfolg.An seinem linken Handgelenk trug er ein aus bunten Fäden geflochtenes Armband, das er jetzt rasch unter dem langen Ärmel verbarg.»Das ist schönes Armband, bibi Charlotte.Geschenk.Nur für Freundschaft.«Sie ließ ihn die Pferde satteln und wunderte sich darüber, wie eifrig er bei der Arbeit war.Drüben bei den wellblechgedeckten Verschlägen, in denen die schwarzen Angestellten des Gasthofs untergebracht waren, saßen mehrere junge Frauen beisammen [ Pobierz całość w formacie PDF ]