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.Das schwere dunkelgrüne Erbstück stammt noch aus Hermanns Familie und kommt bei Katja zu neuen Ehren.Vorsichtig, um das Parkett nicht zu zerkratzen, stellt Bernd den Baumständer aufs Bettlaken.«Und die Christbaumkugeln?», fragt Katja.«Bin ich ein achtarmiger Krake?», entgegnet Bernd launig.«Aber bevor das Teil nicht steht, brauchst du auch keine Kugeln, oder?»«Stimmt», murmelt Katja versöhnlich.«Und was willst du mit der Säge?»«Ein paar Äste stören doch immer.Und den Stamm werde ich auf jeden Fall etwas zurechtstutzen müssen, damit er in den Baumständer passt und gerade steht.»An Katjas Miene kann ich ablesen, dass ihr die Aussicht auf Sägearbeit nicht sonderlich gefällt.«Aber nicht hier im Zimmer, oder? Heute Morgen habe ich frisch geputzt, und ich hätte gerne, das es sauber bleibt.»Bernd schnauft gequält.«Na gut, dann verziehe ich mich eben auf den Balkon.»Diesmal packe ich mit an.Aufmerksam beobachtet von Katja ziehen wir das Laken mitsamt dem Baum durchs Zimmer Richtung Balkon.«Stooopp!», kommandiert Katja, als wir an der Balkontür angekommen sind.«Falsche Richtung.»Aufgeschreckt lassen wir das Laken los.Bernd guckt genervt.«Wieso?»«Er muss mit dem Stamm zur Tür zeigen und nicht mit der Spitze wie jetzt.Wenn ihr ihn entgegen der Äste durchzieht, reißen garantiert alle ab.»«Hmm … stimmt.» Bernd kratzt sich am Kopf.«Dann drehen wir das Teil eben um, wo ist das Problem?» Ohne auf weitere Einwände zu warten, packt er das Bettlaken an beiden Seiten, schlägt es über der Baumspitze zusammen und dreht sich kraftvoll um die eigene Achse.Leider, ohne daran zu denken, dass er direkt vor den Vorhängen steht.«Aaachtuuung!»Katjas panischer Aufschrei gellt durchs Zimmer.Doch Bernd hat sich bereits mit dem Ellbogen in dem transparenten Stoff verheddert und reißt ihn mitsamt Gardinenstange schwungvoll aus der Deckenbefestigung.Die Aluminiumstange saust herunter, verfehlt Bernds Kopf nur um Millimeter, während der Vorhang sich über ihn legt wie ein Moskitonetz.Vor Schreck erstarrt beobachten wir das Sekundendrama.Als Bernd unter dem Stoffgewirr mit den Armen rudert, atmen wir erleichtert auf.Die Jungs quietschen vor Freude.Jan deutet mit dem Finger auf seinen Vater.«Hahaha, ein heiliger König.»«Leise rieselt der Kalk», trällert Madeleine.«Na, super.» Katja stemmt die Fäuste in die Taille und scheint schlagartig wieder nüchtern zu sein.«Vielen Dank auch für dieses Extrageschenk.» Sie starrt auf den überall rumliegenden Schmutz.«Das war doch keine Absicht», rechtfertigt sich Bernd, packt entschlossen den Baum am Stamm und schleift ihn eilig auf den Balkon.«Wäre ja auch noch schöner», pöbelt Katja ihm nach, packt entschlossen die Alu-Vorhangstange, lässt den Store abgleiten und faltet ihn provisorisch zusammen.Ich versuche meine gestresste Tochter abzulenken, indem ich vorschlage, den Baumschmuck zu holen.«Danke, Mama, ich erledige das schon.»«Na gut, dann kümmere ich mich um das Malheur», entgegne ich und freue mich über meine raffinierte List, die sie nicht durchschaut hat.Der kleine Ausflug in den Keller wird sie ablenken und ihr Gelegenheit geben, Dampf abzulassen.Murmelnd wirft sie den zusammengelegten Vorhang auf den Couchtisch und trottet davon.Madeleine schnappt die Kinder, um in der Küche die Modelliermasse für das Jesuskind anzusetzen, ich schnapp mir den Staubsauger, um das lächerliche Häufchen Mauerdreck zu entfernen.Als Katja später mit den Christbaumkugeln zurückkommt, sieht der Raum aus, als wäre nichts geschehen.Bis auf den fehlenden Vorhang.Mit dem Karton in den Händen lehnt sie am Türrahmen, fixiert das nackte Fenster und seufzt schicksalsergeben, als habe eine Fliegerbombe die gesamte vordere Hausfront zerfetzt und die Familie müsste die kalte Winternacht im Freien verbringen wie in Kriegszeiten.«Ist noch was von dem russischen Beruhigungsschnaps da?», fragt sie dann.«Mama, ssau mal», ruft Jan aus der Küche.Katja stellt die Schachtel am letzten freien Eck des Couchtisches ab und guckt mich fragend an.«Schon wieder eine Baustelle?»«Nein, nein, Madeleine kocht Mehlkleister für das Pappmaché, damit sie und die Jungs ein Krippenkind basteln können.» Ich beruhige sie, dass bestimmt nichts schiefgehen wird.«Hmm», brummelt sie wenig überzeugt und begibt sich in die Küche.Mit entspannten Gesichtszügen kehrt sie zurück.«Magst du mir bei den Kugeln helfen?»«Sehr gerne», antworte ich, erfreut darüber, dass der Weihnachtsfrieden doch noch Einzug hält.«Früher haben wir den Baum auch immer zusammen geschmückt.»Sie schaltet das Radio ein, und in diesem Moment stören mich die abgenudelten Weihnachtsohrwürmer überhaupt nicht mehr.Wir holen die nach Größen in Schachteln verpackten Kugeln aus dem Karton, während vom Balkon leise kratzende Sägegeräusche hereindringen.Eine viertel Stunde lang herrscht tatsächlich traute Gemütlichkeit und besinnliche Ruhe.Unvermittelt durchschneidet ein eisiger Windhauch die Idylle.Mein Schwiegersohn hat die Balkontür geöffnet und tritt mit hochgehaltener Hand in den Raum.«Beim Sägen abgerutscht», sagt er und steckt den blutenden Daumen schnell in den Mund.«Das hat uns noch gefehlt … Ich hole ein Pflaster», schnauft Katja und saust Richtung Badezimmer, wo das Erste-Hilfe-Schränkchen an der Wand hängt.Bernds Daumen wird mit einer Dreifachlage Pflaster versorgt, dann zieht er ein Paar alte Lederhandschuhe über und schleift die Tanne ins Zimmer.Meiner Meinung nach ist der zurechtgestutzte Baum jetzt nur noch ein Bäumchen, aber ich kann mich beherrschen, diese «Winzigkeit» zu erwähnen.Der Christbaumständer wurde bereits an die vorbestimmte Stelle in der Ecke neben dem jetzt vorhanglosen Fenster positioniert.Nach kurzem Kampf mit dem altmodischen Schraubsystem, aber ohne weitere Verletzung, hat mein fluchender Schwiegersohn den Immergrünen festgeschraubt.«Na also, geht doch!», ruft er zufrieden.Katja hat die Aktion mit kritischem Blick beobachtet und gibt nun ihr Urteil ab.«Leider immer noch schief!»«Quatsch», wehrt sich Bernd.«Doch», beharrt sie.«Und überhaupt, wieso hast du denn den alten Baumständer benutzt? Wolltest du nicht einen neuen, verstellbaren besorgen?»Bernd tritt zurück und betrachtet sein Werk.«Na gut, vielleicht fehlt ein halber Millimeter zur Schnurgeraden», gibt er zu, ohne auf Katjas Frage bezüglich der Neuanschaffung einzugehen.«Wir legen einfach ein dünnes Buch unter, ein hübsches Tuch davor und gut is.»«Die Neigung beträgt eher einen halben Meter.» Katja übertreibt.«Außerdem sieht der Baum jetzt nur noch halb so groß aus.Und gib es zu, du hast keinen neuen Ständer besorgt?»Bernd vergräbt die Hände in den Jeanstaschen und blitzt seine Frau kampflustig an.«Nein, habe ich nicht.Die Dinger waren ausverkauft.»«Wenn wir nicht bald mit dem Schmücken beginnen, fällt die Probe-Weihnacht auf Ostern», versuche ich mit einem Scherz den sich anbahnenden Streit abzuwenden.«Außerdem bekomme ich langsam Hunger.»Wie auf Zuruf tauchen die Jungs aus der Küche auf, gefolgt von ihrer Tante, die einen Topf mitbringt.«Würstel … Würstel … Würstel …», fordern sie im Takt.Damit sie Ruhe geben, sich aber nicht den Appetit verderben, bekommt jeder eine halbe Wurst.Der schiefe Baum wird mittels Heinrich Bölls Kurzgeschichtenband «Nicht nur zur Weihnachtszeit» in die gewünschte Lage gebracht und kann endlich verschönert werden.In wiedergewonnener Einträchtigkeit verteilen wir den Christbaumschmuck gleichmäßig auf den Ästen.Madeleine zerreißt inzwischen eine Rolle Klopapier für die Pappmaché-Masse
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