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.Der Dachboden wäre staubiger gewesen als die Frömmigkeit eines Ablassverkäufers, hätte ihn nicht der durch eine undichte Stelle in den Schindeln eindringende Regen in einen schießpulvergrauen Morast verwandelt.Awa musste wohl oder übel ihren kleinen Schatz angreifen - aus Gräbern stammende antike Münzen, die sie mit Vorbedacht nicht Moniques Startkapital zugeführt hatte – und kaufte eine Pritsche, Decken, eine Spindel, Wolle zum Spinnen, einen Eisentopf und eine große Pfanne, in der man Feuer machen konnte, auch wenn sie im Lauf der Jahre gelernt hatte, nur mit den Salamandereiern ihr Essen zu kochen.Sie kratzte die Dreckschicht vom Boden, ließ sich von den Geistern des nächsten Regengusses zeigen, wo die Löcher im Dach waren, zerdrückte jeden Floh, der auf ihr landete, mit einem Daumendruck ihres Willens, hängte den kleinen Akt an einen Stützbalken und hatte zum ersten Mal seit der Flucht vom Berg ein Zuhause.Im Erdgeschoss richteten sie eine Schankwirtschaft ein, in der sie die schmackhaften Gerichte servierten, die Dario aus den kümmerlichsten Zutaten zu bereiten verstand.Sie schenkten Wein aus, der vielleicht noch eine Woche von der Verwendung als Essig entfernt war, und Rachenputzer, der noch einige Jahre im Fass gebraucht hätte, um für einen kultivierten Menschen trinkbar zu sein.Im zweiten Stock befanden sich Moniques und Darios Privatgemächer, dazu die große offene Schlafstube der Huren.Monique hätte ihre Schreibstube lieber oben gehabt und das Dienstgewerbe im Mittelgeschoss, aber dort gab es bereits einzelne Zimmer, wohingegen der dritte Stock ein einziger offener Raum war, weshalb im dritten Stock gerammelt wurde.Mit den dünnen bunten Vorhängen zwischen den Betten und dem fast pausenlosen Stöhnen und Grunzen erinnerte Awa der Ort an Paracelsus’ Krankenhaus.Sie gewöhnte sich an, die Leiter zum Dachboden hinter sich hinaufzuziehen, und wenn sie ausging, verriegelte sie die Klappe mit einem Vorhängeschloss.Awa ging oft aus.Lieber zog sie sich die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht und wanderte durch die Straßen, als in ihrer düsteren Dachkammer zu hocken, während unter ihr lautstark der Venus gehuldigt wurde.Jeder Ausflug hielt neue Wunder für sie bereit, von der Häuserschlucht der Pont Notre-Dame bis zu den an Burgen gemahnenden Fassaden der hôtels des Adels, die hinter ihren Schutzmauern hervorlugten; bemooster gotischer Zierrat und symmetrische Arkaden aus neuer Zeit waren für die wissbegierige junge Frau von gleich großem Interesse.Besonders faszinierend fand Awa die prachtvollen Kathedralen und Klöster, samt den kleinen idyllischen Totenäckern, auch wenn sie seit dem Abschied von Manuel keinen Fuß mehr auf einen Friedhof gesetzt hatte.Sie bewunderte die Grabmäler und Mausoleen unter rein ästhetischen Gesichtspunkten.Ganz gleich zu welcher Tageszeit sie der Majestät der in hitzigem Wachstum befindlichen Stadt den Rücken kehrte und durch immer schmaler werdende Gassen die Schritte heimwärts lenkte – immer leuchtete das Bordell wie ein Signalfeuer und im dritten Stock herrschten womöglich wüstere Zustände als bei ihrem Weggang.Selbst wenn sie Lust verspürt hätte, an dem Treiben im dritten Stock teilzunehmen – auf Beischlaf mit einem Mauren, erst recht mit einem schwarzen Mauren, stand die Todesstrafe, in Paris wie anderswo.Auch zwei Frauen, die beieinander lagen, machten sich eines todeswürdigen Verbrechens schuldig.Deshalb bestand Monique darauf, dass Awa und solche Huren, die ihr Bett oder ihre Vorliebe teilten, weit abseits möglicher Zeugen ihren verpönten Genüssen frönten, damit nicht durch eine unglückliche Fügung ein kaum beachtetes Gesetz tatsächlich zur Anwendung kam.Monique pflegte ihre Versprechen zu halten und hatte Huren aufgetan, die bereit waren auszuprobieren, ob schwarze Haut abfärbte.Einige schienen sogar regelrecht erpicht, die Probe aufs Exempel zu machen, doch nur selten fühlte Awa sich so einsam oder gelangweilt, dass sie eine mit hinauf in ihre Kammer nahm.Einmal hatte Awa, als sie erwachte, ihre Gespielin für eine Nacht dabei ertappt, wie sie ihre Taschen durchwühlte
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