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.Ich schlich so leise wie möglich durch die Dunkelheit und lief plötzlich gegen einen Holzzaun.Anscheinend verlief eines der Grundstücke von der Siedlung da unten parallel zu Morganas Wiese, ging bis in den Wald und wurde hier abgegrenzt.Kurz entschlossen kletterte ich über den Zaun.Ich versuchte, mich an dem Getrommel zu orientieren, doch das war schwerer, als ich gedacht hatte.Der dumpfe Rhythmus schien die ganze Gegend gleichmäßig auszufüllen und von allen Seiten zu kommen.Der Tannenwald zu meiner Linken wurde so dicht, daß auch von dem Feuer nichts mehr zu sehen war, und so tastete ich mich meterweise blind vorwärts.Irgendwann kroch in mir die Furcht hoch, den Rückweg nicht mehr zu finden.Während ich mich noch weitertastete, hörte ich ein schrilles Schreien von jenseits der Bäume.Offenbar war das Ritual in eine neue Phase übergegangen.Die Schreie paßten sich dem Rhythmus der Tamburine an.Sie wurden immer ausgelassener und lauter; dann war ganz plötzlich Stille.In diesem Moment krachte unmittelbar vor mir ein Ast, und irgendwas sagte mir, daß ich nicht allein hier im Wald herumschlich.Ohne über Bruchmanns Warnung nachzudenken, schaltete ich die Taschenlampe ein und leuchtete in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.Der Lichtkegel streifte zwei dicke Baumstämme und verlor sich im Dunkel.Aber nur für eine Sekunde.Dann tauchte eine Gestalt auf, sah mich an und verschwand wieder.»He«, zischte ich und versuchte, die Verfolgung aufzunehmen.Irgendwo ertönten Schritte.Sie entfernten sich schnell.»Verdammt«, fluchte ich.Das durfte nicht wahr sein.In der nächsten Sekunde waren die Geräusche hinter mir.Ich drehte mich, lief so schnell ich konnte, den Weg zurück.Holz knirschte, dann gab es ein dumpfes Geräusch, als würde jemand springen.Der Zaun, dachte ich und rannte weiter.Der Weg dorthin kam mir endlos vor.Dann tauchte der Zaun im Kegel der Lampe auf; dahinter erkannte ich wieder eine Bewegung.Ich kletterte über den Zaun und erreichte den Pfad, den wir gekommen waren.Es gelang mir nicht, im Laufen die Lampe stillzuhalten, und so fiel der Lichtkegel mal auf kleine Büsche, mal auf den Waldboden und mal auf Baumstämme.Der ganze Wald schien in Bewegung zu sein.Alles wirkte im hellen Schein unnatürlich weiß, wie mit Asche überzogen, während dahinter geisterhafte Schatten tanzten.Irgendwann erreichte ich den Waldweg, von dem Bruchmann abgebogen war.Ich leuchtete bergab der flüchtenden Person hinterher.»Halt«, rief ich und achtete nicht darauf, ob mich die drei Hexen vielleicht hören konnten.Plötzlich war die Figur mitten im Lichtkegel - sehr weit weg; der Schein der Taschenlampe war dort bereits sehr schwach.Sie blieb tatsächlich stehen und drehte sich einen Moment um.Was ich sah, konnte einfach nicht sein.Die Frau, die ich verfolgte, sah aus wie Angelika Diepeschrath.Sie blickte mich mit starren, dunklen Augen an, die gespenstisch groß wirkten.Sie atmete schwer.In diesem Moment ging das Geschrei auf der Wiese wieder los, und die Trommeln setzten ein.Sie riß sich aus der Erstarrung und rannte weiter.Als ich die Verfolgung wieder aufnahm, hatte ich das Gefühl, als bestünde die Welt nur aus dem harten Schotter des Weges unter mir und aus der Luft, die mir um die Ohren sauste - einer Luft voller Frühlingsduft nach feuchter Erde und Laub.Längst hatte ich die Trommeln des Hexentanzplatzes hinter mir gelassen, und ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.Ich wußte noch nicht einmal, ob die Frau noch vor mir flüchtete.Ich war wie in einem Rausch.Auch wenn meine malträtierten Lungen schmerzten und mein Herz raste wie noch nie - ich konnte nicht mehr aufhören zu rennen.Mein Kopf schien klar zu sein, obwohl ich alle logischen Gedanken daraus verbannt hatte.Ich versuchte nicht zu ergründen, warum es plötzlich zwei Angelikas gab, und ich versuchte auch nicht herauszufinden, warum sich die eine Angelika anscheinend als Katharina ausgab.Nichts davon spielte sich in meinem Kopf ab.Mein Kopf war leer, frei von allem, und ich wußte nur eines: Ich mußte hinterher.Irgendwann erreichte ich die Straße.Auf der einen Seite die Häuser, auf der anderen eine dunkle Wiese.Auf der Häuserseite ordentliche Straßenlampen wie Perlen auf einer Schnur.Sie gaben Licht, doch dieses Licht unterstrich die Ödnis der Gegend nur noch mehr.Ich war so außer Atem, daß ich fürchtete, mein Kreislauf würde schlappmachen.Der Schweiß strömte mir über das Gesicht.Ich beugte mich vor, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, und legte Bruchmanns Taschenlampe auf den Asphalt.Als ich mich wieder aufrichtete, stand die Frau keine drei Meter von mir entfernt mitten auf der Straße und sah mich an.Immer noch wummerte in der Ferne die Musik von der Maifeier durch die Nacht.Die Frau besaß dieselben dunklen Haare wie Angelika Diepeschrath, dieselbe Größe wie sie und dieselben dunklen Augen.Sie trug normale Kleidung, keines dieser hellen Hexengewänder.Einen dunklen Pullover, einen hellen Rock, der bis zu den Knien reichte, und flache Schuhe.Ich sah, daß sie lächelte.Als ich einen Schritt nach vorne machte, wich sie zurück.»Komm«, flüsterte sie mit einer eigenartigen Stimme, die wie das Rascheln von trockenem Laub klang.»Komm.Wir wollen Beltaine feiern.«Sie drehte sich um und lief davon.Ich fragte mich, wie eine Frau so sportlich sein konnte.Die Antwort fiel mir fast gleichzeitig ein: Schließlich besuchte sie ein Fitneßstudio.Ich schleppte mich zum Wagen und sah gerade noch, wie sie um die Ecke verschwand.Ich schloß hektisch den Golf auf, ließ den Motor an und folgte ihr.Als ich ebenfalls nach links einbog, löste sich gerade ein Kleinwagen aus einer Parklücke und fuhr den Berg hinab.Es war ein Ford Fiesta.Angelika Diepeschraths Auto.Sie nahm einen anderen Weg als den, den wir gekommen waren.Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren.Irgendwann erkannte ich an den Häusern, daß wir uns in Hoffnungsthal befanden, und dann kamen wir auf die Hauptstraße, die den Lüderich entlang nach Overath führte.Ich kramte mein Handy hervor, stellte es mit einer Hand an und wählte den Speicherplatz von Juttas Nummer.Sie war nicht zu erreichen.Wahrscheinlich beobachtete sie immer noch mit Bruchmann die Hexen und hatte das Handy ausgeschaltet.Ich konnte es nicht ändern.In Untereschbach bog Angelika Diepeschrath in Richtung Bensberg ab.Um dranzubleiben, wagte ich an der Ampelkreuzung ein gewagtes Linksabbiegemanöver, als es mindestens Orange war.Gehupe ertönte, verebbte aber schnell hinter mir.Der Ford Fiesta schien schneller zu sein als Mannis Golf, und so schaffte es Angelika, einen großen Abstand zwischen uns zu bekommen.Ich schaltete vom fünften in den vierten Gang; der Motor heulte auf, und ich spürte förmlich, wie der Diesel versuchte.Fahrt zu machen, aber es hatte keinen Zweck.Ich drohte sie zu verlieren.Gleichzeitig überlegte ich fieberhaft, wo sie wohl hinfahren würde.Nach Hause? Eine Minute später wußte ich es besser: Ich konnte gerade noch erkennen, daß sie die Abzweigung nach Moitzfeld rechts liegenließ.Die Nadel auf dem Tacho erreichte die 140, als ich nach Bensberg hineinkam und die beleuchteten Türme des Schlosses erschienen.Ich drosselte die Geschwindigkeit; es hatte keinen Zweck, wie ein Irrer durch die Stadt zu rasen.Dann kam ich an einer roten Ampel zum Stehen.Der Fiesta war weg.Wieder rief ich Jutta an, wieder kam nur die sterile Frauenstimme, die mir empfahl, es später noch einmal zu versuchen.Ich wollte den schwarzen Knochen gerade vor Ärger aus dem Fenster werfen, da ertönte die typische Handy-Melodie, und das Display leuchtete auf.Ich stand immer noch an der roten Ampel.»Rott.«»Radermacher.«»Wer?«»Frau Dr.Radermacher.Das Epithel der Gans - erinnern Sie sich nicht?«»Ja, doch.« Ich starrte auf die Ampel und hatte das Gefühl, mir würde ein Hummelschwarm durch die Adern fließen [ Pobierz całość w formacie PDF ]