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.Dadurch geweckt, rief William kaum hörbar um Hilfe.Normalerweise hätten die beiden auf so etwas überhaupt nicht reagiert.Es war nicht ihre Art, irgendetwas umsonst zu tun, und William, schmutzstarrend und halb erfroren, versprach nicht gerade Aussicht auf Gewinn.Doch William hatte Glück.Auf ihrem Weg hatten die zwei schon eine Weile heftig gestritten, wer von ihnen der Stärkere sei.Und so schlug der Größere der beiden, ein Riesenkerl in einem geteerten kurzen Fuhrmannskittel und einer geflickten Manchesterhose, die ihm bis zu den Knien reichte, jetzt vor, seine Überlegenheit dadurch unter Beweis zu stellen, dass er den Verletzten auf der Schulter bis zur Brücke trüge.Wie bei Kohlenträgern üblich, hatten die beiden am Abend zuvor ihren Tageslohn ausbezahlt bekommen – allerdings nicht durch den Kaimeister, sondern dessen Bruder, den Gastwirt, der die Arbeiter gern auf ihr Geld warten ließ und ihnen in der Zwischenzeit etwas zu trinken auf Pump anbot.Der Schmächtigere der beiden hatte zwar kaum mehr etwas von seinem Lohn in der Tasche, dafür aber viel Bier im Bauch.Immerhin reichte das Geld noch für eine ordentliche Wette, die sogleich abgeschlossen wurde.Fröhlich pfeifend, um zu zeigen, wie leicht es ihm fiel, hievte sich der Hüne William umstandslos wie einen Sack Kohle auf die Schultern.Im Rhythmus der Schritte schlug William mit seiner fiebrig heißen Stirn an den Rücken des Mannes, als dieser Richtung Süden losstapfte, während sich der Schmächtigere beeilen musste, um Schritt zu halten.Der unablässig fallende Schnee legte sich auf den Nackenschutz des Hutes, den der Hüne auf dem Kopf trug.Wenn ihm seine Last schwer wurde, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.In der Thames Street streckte er bereits seine kohlschwarze Hand aus, um seinen Gewinn einzufordern, noch ehe er William mit einer schwungvollen Bewegung herunterließ und sich nach einer geeigneten Stelle umblickte, wo er ihn ablegen konnte.»Nu mach endlich«, drängte der Schmächtigere, ärgerlich, dass er die Wette verloren hatte.»Wenn wir zu spät kommen, werden sie uns einheizen.«Der Hüne schob den Hut in den Nacken und kratzte sich am Kopf.Die Last auf seinem Rücken war nicht schwerer gewesen als jedes andere Gewicht, das es zu stemmen galt, eher noch ein gutes Stück leichter als ein Sack Kohle.Jetzt, da er dem Mann ins Gesicht sah, begriff er, dass diese Last immerhin ein Mensch war, ein Mensch, dem er einen ordentlichen Gewinn verdankte.Er hörte ihn stöhnen, kläglich und hoffnungslos wie einen kranken Säugling.»Kann ihn doch nicht einfach hier liegen lassen«, sagte der Hüne.Er blickte um sich.Im schneeumwehten Licht einer Gaslampe entdeckte er eine wackelige Treppe hinunter zum Fluss und unter einem Schild, das Spaziergänger zu Sitte und Anstand ermahnte, eine schmale Holzbank.Der Hüne wischte mit seiner Riesenpranke den Schnee beiseite, schulterte den Mann erneut und setzte seine Last dann auf einem Ende der Bank ab.Der Kopf sackte William auf die Brust, und die Beine hingen ihm schlaff herunter, aber er blieb halbwegs aufrecht sitzen.»Na dann los«, meinte der Hüne, der es plötzlich ebenso eilig hatte weiterzukommen wie sein Freund, und schon waren beide in der Dunkelheit verschwunden.William blieb in der Thames Street zurück, von Kälte und Fieber geschüttelt, und obwohl er gelegentlich die Augen aufschlug, erkannte sein leerer Blick nicht, wo er sich befand.In seinem rastlosen Delirium wähnte sich William wieder in Balaklawa und bettelte inständig um einen Tropfen Wasser, während das Maultier, auf das man ihn gelegt hatte, durch den gefrorenen Schlamm Richtung Hafen trottete, zu dem Schiff, das ihn nach Skutari bringen würde.Es war stockdunkel, es schneite, und bei jeder Erschütterung durchzuckten ihn tausend atemlose Schmerzstöße.Von überall hörte man das verzweifelte Flehen der anderen Verwundeten.Dieses Wimmern umhüllte ihn wie dicke Schneeflocken, drang ihm in die Ohren und kroch unter seinen zerlumpten Rock.Doch die türkischen Träger schienen wie taub.Sie rauchten und scherzten lautstark miteinander in ihrer unverständlichen Sprache.Ihre dunklen Gesichter verschwammen ihm vor den Augen, ihr schmutziges Lachen war warm vom heraussickernden Blut der Soldaten.Als schließlich sein Maultier stürzte und William zu Boden fiel, setzte ihn jemand wie eine Puppe aufrecht in den Schnee.Der Türke war riesig, groß wie zwei Männer.Er beugte sich über William, als taxierte er seinen Wert, die schwarzen Hände erhoben.Sein schlaffer Mund stand offen, die Augen unter der Hutkrempe rot vor Gier.William zuckte zurück.Matt dachte er daran, um Hilfe zu rufen, aber die ganze Welt war irgendwie entschwunden, und der Lärm des Hafens presste sich ihm wie eine Faust auf den Hinterkopf.Ansonsten herrschte Stille in seinem leeren Schädel, unterbrochen nur durch das Ächzen des eisigen Windes, der dicke Schneeflocken durch die Ödnis trieb.Hier war nichts.Hier würde er erfrieren, und wenn später wieder jemand an diese Stelle kam, würde nichts mehr da sein.Selbst seine Knochen würden vom Nichts zermalmt, bis sie selbst ein Nichts wären.Hier, am Rande allen Seins, gab es keinen Gott.Und auch keinen Teufel.Es gab nur das Vergessen.Man konnte sich abwenden, wenn man die Kraft dazu hatte.Man konnte sich zum Lärm und zum pulsierenden Licht durchkämpfen, mit Bajonett und bloßen Fäusten gegen Qual und Leid anrennen, bis es einen verschlang.Oder man konnte sich in der Schwärze niederlegen und sich dem Wind überlassen, dessen eisiger Atem den Schmerz und das Fieber und den unerträglichen Durst lindern würde.Man musste nur loslassen.»Wer sind Sie?«, fragte ihn die Dunkelheit keineswegs unfreundlich und umfasste sanft sein Gesicht mit ihren frostigen Fingern.»Haben Sie eine Frau? Wird sie sich nicht Sorgen machen, wo Sie bleiben?«William dachte an Polly, an ihre weichen, kastanienbraunen Locken und an das Muttermal auf ihrem Nacken, das aussah wie ein Spritzer Schokolade, und der Schmerz bohrte sich ihm zwischen die Rippen.Er wandte den Kopf, damit das Ächzen des Windes seine Ohren füllte.Er wollte nichts mehr hören.Es existierte kein Mann mit dem Namen William May mehr.Hatte es ihn überhaupt jemals gegeben? Für einen kurzen Augenblick war in der kalten Dunkelheit fiebrige Hitze aufgeflammt.Und jetzt würde er, der nichts war, ins Nichts zurückkehren.Es war vorbei.Die Dunkelheit schwappte über ihm zusammen wie Wasser.William wurde geblendet von dem grellen Licht.Er zuckte zurück, kniff die Augen zusammen und wandte den Kopf ab.Eine Bewegung, die in seinem Hinterkopf eine Granate aus Schmerz explodieren ließ.Er hatte Schüttelfrost, doch seine Stirn war siedend heiß.Er lag auf dem Rücken, die Arme auf merkwürdige Weise an den Körper gezwängt, so dass die Hände neben seinen Oberschenkeln zuckten wie gestrandete Fische.Die Helligkeit drückte ihm gegen die geschlossenen Lider und überschwemmte sie mit einer heimtückischen Röte
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