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.»Ich gehe nicht in diese Ruine.«»Aber warum? Es ist doch nur…«»Schon mal daran gedacht, dass es einen Grund haben könnte, warum niemand in diesem Gebäude lebt? Nein, ich suche lieber das nächste Dorf und besorge uns ein Boot.«Mit diesen Worten drehte sie sich um und schritt auf das offene Tor zu.»Sabin!«, rief Tanijen.»Warte…«Doch sie blickte nicht zurück.Inu grinste.Tanijen mochte mit seinem Lächeln alle Herzen gewinnen – aber Sabin sollte er besser kennen.*Amber trat über die Schwelle und machte sofort einen Schritt zur Seite.Dort, neben der schartigen Holztür, die mit einem Knarren dem Druck ihrer Hände nachgegeben hatte, presste sie sich mit dem Rücken an die Wand.Ihr Herz raste.Endlich konnte sie die Maske ablegen.Dieser Hof, diese Wasserburg – von der Kuppe aus betrachtet hatte all das nach Sicherheit ausgesehen, nach einem einladenden Ort, aber seit sie allein in diesen Hof geschritten war, war das Bild ein ganz anderes.Doch eher hätte sie ein Bad in dem Tümpel genommen, als vor Sabin und den anderen zuzugeben, dass sie sich geirrt hatte.Vor allem nicht vor Sabin.Und das hatte sie nun davon: Mit zitternden Knien stand sie ganz allein in einem Gebäude, das an einen Hort von vergessenen Seelen erinnerte.Als sie vorhin aus der Entfernung einen Blick durch das Tor geworfen hatte, schien sich etwas im Hof zu bewegen.Oder hatte sie sich durch die Fensterläden täuschen lassen? Warum schwangen sie auf und zu? Nun, vermutlich zog der Wind durch die oberen Stockwerke und sie spürte ihn nur hier im Hof nicht.Im Augenblick wusste sie nicht, was ihr lieber wäre: dass hier jemand lebte – oder dass das Gebäude tatsächlich verlassen war.Verstohlen blickte sie aus der Sicherheit des Türschattens zurück in den Hof.Alle drei waren gekommen – und sie schleppten tatsächlich den Toten mit!Fassungslos schüttelte sie den Kopf.Waren die Dantarianer verrückt? Tanijen rief nach ihr, aber Amber wollte sich nicht so schnell geschlagen geben.Sollten sie ihr doch in das Gebäude folgen, wenn sie sich trauten.Aber im Augenblick stritt sich Sabin mit Tanijen.Sie sprach leise und scharf, Amber hörte nur die Worte »Dorf« und »Boot« heraus.Dann drehte sich die Taucherin um und ließ die beiden anderen einfach stehen.Tanijen lief ihr hinterher und hielt die Taucherin an den Armen fest, aber sie stieß ihn zurück.Sie fluchte, riss sich endgültig von Tanijen los und ging davon.Wütend trat Tanijen einen Stein weg und sah ihr ratlos nach.Dann folgte er ihr.Amber biss sich auf die Unterlippe.Sabin und Tanijen.Sie hatte also richtig vermutet: Die beiden verband weit mehr als eine Geschäftsbeziehung oder eine Freundschaft.Und der Seiler stand nun mit hängenden Armen da und sah den beiden mit einem Gesichtsausdruck nach, den Amber schwer deuten konnte.Es war, als hätte er etwas Kostbares verloren und könnte es nur noch aus der Ferne betrachten.Kein Zweifel: Amber war in eine verschworene Gemeinschaft geraten.Und niemand wollte sie dabeihaben.Nun, sie würde auch allein zurechtkommen.Einen Augenblick hoffte sie trotzdem, dass Inu ihr ins Haus folgen würde.Aber er machte nur ein paar unentschlossene Schritte und zögerte.Sein Blick fiel auf den Tümpel.Langsam wie ein Schlafwandler drehte er sich zum Wasser um.Irgendetwas schien seine Aufmerksamkeit zu fesseln, denn er ging auf das Ufer zu und umrundete das Becken ein Stück weit.Als seine Zehen beinahe den Tümpelrand berührten, bückte er sich und betrachtete etwas, was auf dem Boden lag.Amber holte Luft, wandte den Blick vom Hof ab und konzentrierte sich wieder auf den Raum.Hatte sie nicht gerade ein Rascheln gehört? Gab es hier Mäuse? Leise trat sie aus dem Türschatten und sah sich um.Sie befand sich in einer Halle, so viel konnte sie im Halbdunkel erkennen.An der Seitenwand hing ein blinder Spiegel.Ein großer Tisch stand in der Mitte.Das bestickte weiße Tischtuch war halb von der Platte gerutscht, als hätten Kinder im Raum gespielt und es heruntergezogen, ohne es wieder zurechtzurücken.Auf dem Tisch standen Gläser und Teller.Amber erahnte sie eher, als dass sie sie deutlich sah: hier ein mattes Glänzen von Glas, dort ein wenig Silber.Und ein Messer, das an den Rand eines Tellers abgelegt worden war, als hätte der Besitzer seine Mahlzeit nur für einen Augenblick unterbrochen.Hatte Amber die Bewohner vertrieben? Waren sie aufgestanden und nach oben gegangen, um von dem Balkon der Arkaden aus zu sehen, was sich in ihrem Hof abspielte? Aber warum duftete es nicht nach Essen und nach dem Wein, mit dem die Glaskelche gefüllt waren?Zögernd machte Amber einige Schritte auf den Tisch zu und blieb hinter einem Lehnstuhl stehen.Allmählich schälten sich die Einzelheiten deutlicher aus dem Halbdunkel.Das Tischtuch war überhaupt nicht weiß! Ehemals musste es dunkel gewesen sein, beinahe schwarz.Das Weiße war Staub.Auch in den Gläsern türmte er sich und ließ sie aussehen, als würde sich in ihnen heller, trüber Wein befinden.Und auch der Spiegel war nicht blind, sondern nur verstaubt.Die vermeintliche Zierstickerei auf dem Tischtuch war eine sehr reale Ranke, die sich um einen Kerzenleuchter schlang und über den Tisch wucherte.Kein Schmuck, eine echte Pflanze, die aus einer Fuge zwischen zwei Steinfliesen aus dem Boden hervorgekrochen war.Ein Stuhl war umgefallen, die anderen waren verschoben, als hätten die Leute, die hier vor wer weiß wie langer Zeit gesessen hatten, den Tisch überstürzt verlassen.Auf einer Silberplatte lag – ebenfalls in einen Mantel aus Staub gehüllt – ein Vogelgerippe.Amber schluckte.Ihr Nacken kribbelte, als würde jemand mit eiskalten Fingern darauf einen Trommelwirbel schlagen.Staub kitzelte in ihrer Nase.Ihre Hände begannen zu zittern und sie schlich auf Zehenspitzen zurück, vorsichtig die Füße in ihre eigenen Fußspuren setzend, die sich auf dem staubigen Boden abzeichneten.Inzwischen hatten sich ihre Augen an das spärliche Licht gewöhnt und ließen weitere Einzelheiten deutlich hervortreten: Sand und vertrocknete Blüten, die hereingeweht worden waren.Vogelfedern, die der Wind in der Ecke des Raumes zu Haufen getürmt hatte.Amber rief sich zur Vernunft.Ein verlassener Saal.Na und? Es gab eine Erklärung dafür – vermutlich hatten die Bewohner das Gebäude verlassen.Nicht jeder hinterließ eine aufgeräumte Wohnung.Doch der nächste Gedanke schickte die Vernunft sofort wieder aus dem Zimmer: Was, wenn die Leute vertrieben worden waren? Amber sah sich um.Natürlich glaubte sie, dass sie beobachtet wurde.So ging es ihr immer in leeren Räumen; auch im Stall oder nachts auf den Weiden hatte sie stets das Gefühl gehabt, dass Augen auf sie gerichtet waren.Und oft genug war es auch so gewesen.Wobei die Augen der Martiskatzen zum Glück im Dunkeln leuchteten.Nun aber schien sie nur ein Flüstern zu umgeben, als würden die Gespenster der ehemaligen Bewohner um sie herumschleichen und sich über ihr Eindringen empören.Ihre abergläubische Mutter wäre in Ohnmacht gefallen, aber Amber hatte nicht vor, die Angst gewinnen zu lassen.»He!«, rief sie leise.»Wir sind schiffbrüchig, keine Angst, wir suchen nur Hilfe!«Der Ruf wurde von Staub und Alter verschluckt [ Pobierz całość w formacie PDF ]