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.„Ich kenn ihn ja so gut wie gar nicht, aber nach dem, was ihr erzählt, ist er immer noch total verknallt in Sue.Und sie hängt die ganze Zeit mit diesem Mike rum.Das muss Robert doch verrückt machen.“„Da könnte was dran sein“, gab Sina zu.„Aber das erklärt trotzdem nicht, warum er die Ranch vernichten will.“„Vielleicht ist er ja gar nicht der Täter.“„Sondern?“, fragte Sina.„Am Anfang haben wir die Fischers verdächtigt.Die sind nach dem Kakteendesaster aus dem Schneider.Und dann dachten wir …“ Mitten im Satz brach sie betroffen ab.Nein, dass sie und die anderen Mädchen Viktor im Verdacht gehabt hatten, konnte sie ihm ja nun wirklich schlecht erzählen.„Ihr dachtet, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe“, sagte Viktor ruhig.„War ja auch ganz plausibel.“Hitzewallung.Sina wurde schon wieder rot.„Da kannten wir dich ja noch nicht richtig.Ich meine, ich kannte dich damals noch nicht richtig …“ Wieder unterbrach sie sich.Röter als jetzt konnte ihr Kopf nicht mehr werden, sonst wäre er geplatzt.Das war zumindest ein Trost.„Und jetzt?“, fragte Viktor.„Kennst du mich jetzt?“Doch.Es gab tatsächlich noch eine Steigerung.Ihre Wangen brannten, ihre Stirn glühte, ihr Kopf stand in Flammen.Ihr Herz hämmerte.Es war genau wie gestern, als David sie geküsst hatte.Der Gedanke irritierte sie so, dass sie ganz vergaß, auf Viktors Frage zu antworten.„Na ja, ist ja auch egal“, murmelte er schließlich.„Aber weißt du, was ich glaube?“„Was?“, fragte sie nervös.„Mit Sue stimmt was nicht“, sagte er.Sie schluckte.„Sue?“ Wie kam er jetzt wieder auf Sue? „Was sollte denn mit Sue nicht stimmen?“„Versetz dich doch mal in ihre Lage.Du bist Ranchbesitzerin, kriegst erst eine anonyme Anzeige, dann passiert die Sache mit dem verdorbenen Futter, danach der ausgebüxste Esel und schließlich die Vogelvergiftung.Was würdest du tun?“„Keine Ahnung.Wahrscheinlich das Gleiche wie Sue.Ich würde mir wahnsinnige Sorgen machen und darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre wegzugehen.“„Echt? Du würdest so schnell das Handtuch werfen? Ich meine, eigentlich ist doch bis jetzt nichts wirklich Schlimmes passiert.Einmal abgesehen von Rosa natürlich.“ Er warf einen betretenen Blick auf das kleine Vogelgrab.„Warum geht Sue nicht zur Polizei? Auch wenn eine Anzeige wenig Aussicht auf Erfolg hat, aber versuchen kann man es ja mal.Warum organisiert sie keinen Wachdienst für die Ranch? Warum reagiert sie wie ein Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand steckt?“„Hm“, machte Sina.So hatte sie die Sache bisher noch gar nicht betrachtet.Aber Viktor hatte Recht, Sue hatte von Anfang an total überreagiert.Gleich nach dem ersten Besuch der Polizei auf der Ranch hatte sie davon gesprochen, die Ranch zu verkaufen und in die Staaten zurückzukehren.Dabei hatte sie früher immer erklärt, dass sie keine Macht der Welt mehr in die USA zurückbringen würde.„Warum redest du nicht einfach mal mit ihr“, schlug Viktor vor.„Frag sie, was eigentlich mit ihr los ist.Vermutlich blockt sie ab und lässt dich abblitzen.Aber vielleicht hast du Glück und du erfährst etwas Wichtiges.“„Das werde ich tun“, nickte Sina.„Ich hoffe, es war okay“, sagte Viktor, als sie wieder zurück zum Hof gingen.„Was?“, fragte Sina.„Was ich vorhin über dich und David gesagt habe.Das Ganze ist ja nun wirklich nicht mein Bier.“„Nee“, sagte Sina.„Ich meine, ja.Ist schon in Ordnung.“Als sie am Wohnhaus vorbeigingen, sah sie gerade noch ein Rennrad durchs Tor verschwinden.Neugierig reckte sie den Hals.Die anderen Mädchen waren doch schon lange weg und Hannah fuhr ein Hollandrad.Aber der Radfahrer war zu schnell, sie konnte nicht erkennen, wer da wegfuhr.„Was ist jetzt mit heute Nacht?“, fragte Viktor.„Sollen wir beide die erste Wache übernehmen?“Hu! Die Vorstellung, die Nacht mit Viktor auf der Sunshine Ranch zu verbringen, war einerseits komisch.Andererseits …„Meine Mutter erlaubt das nie und nimmer“, murmelte sie.„Außerdem schläft Mike doch neuerdings auf der Ranch.Er ist in die kleine Kammer hinter dem Stall gezogen.“„Sechs Augen sehen mehr als zwei“, sagte Viktor.„Wenn wir zu zweit oder zu dritt auf der Ranch sind, kann immer einer Wache halten, während die anderen schlafen.Aber ist okay, wenn du nicht kommen willst.Vermutlich wird heute ohnehin nichts mehr passieren, nach dem, was heute Nachmittag hier los war.“„Es ist nicht so, dass ich nicht kommen will“, verteidigte sich Sina.„Nur …“„Ist okay, Sina“, sagte Viktor.„Wirklich.Ich red morgen mit Mike, wie wir die Nachtwache am besten organisieren können.Ganz allein schafft er das auf keinen Fall.Und du kannst ja mit den anderen Mädchen sprechen.Vielleicht kann eine von euch doch mit aufpassen.“„Bestimmt.Ich … äh …“„Hör mal, Sina.“ Viktor räusperte sich.Nun wurde zur Abwechslung er rot.„Du musst nicht denken, dass ich dich anmachen will oder so.“„Nein“, sagte sie.„Natürlich nicht.“ Hitzewallung.Da standen sie nun beide mit roten Köpfen.„Komm“, sagte Viktor.„Wir fahren nach Hause.“„Nee.Ich rede noch mal mit Sue.Ich will endlich wissen, was hier abgeht.“„Okay.“ Er nickte.„Aber sei vorsichtig, hörst du? Wenn dir irgendwas komisch vorkommt oder wenn du einfach nur quatschen willst …“ Er wirkte, als ob er noch etwas sagen wollte, aber dann hob er nur die Hand und verschwand in Richtung Fahrradständer.Botschaft 41Die Tür zum Wohnhaus war verschlossen.Das war ungewöhnlich.Normalerweise schloss Sue niemals ab, wenn sie das Haus verließ.Aber die Tür zum Büro ließ sich öffnen.„Sue?“ Keine Antwort.Wahrscheinlich war sie ausgeritten.Sina blickte sich zögernd um.Sollte sie die Gelegenheit nutzen und sich ein bisschen umsehen?Sie machte einen kleinen Schritt in den Raum.Noch einen.Dann drei größere und einen ganz großen und schon stand sie vor dem Schreibtisch.Ein Computer, ein Becher mit Stiften, Tesafilm, ein Locher und ein deutsch-englisches Wörterbuch.Sues Schreibtisch war ähnlich aufgeräumt wie Roberts Agentur.Ob in ihren Schubladen auch das gleiche Chaos herrschte? Zumindest waren sie ordentlich beschriftet: „Steuer“, las Sina.„Ranch“, „Finances“, „Horses“ und auf der untersten „Privat“.Privat.Das ging Sina ja nun überhaupt nichts an.Diese Schublade war tabu.Tabuer als tabu.Tabuissimo.Aber anstatt sich umzudrehen und den Raum schnell wieder zu verlassen, ging sie in die Hocke.Und zog die Schublade auf.Ihre Finger zitterten, als sie in Sues Fotos, Briefen und Postkarten wühlte.Ein Hochzeitsbild von Sue und Robert.Wie glücklich sie beide darauf aussahen!„I will love you for the rest of my life“, stand auf einer herzförmigen Karte.„Mark.“ Mark war Sues erster Ehemann gewesen, der sie nach fünf Jahren wegen einer Achtzehnjährigen verlassen hatte.„Ewige Liebe, ja super“, murmelte Sina.Ganz unten in der Schublade fand sie einen dicken hellbraunen Din-A4-Umschlag.Er trug keine Aufschrift, aber auf die Vorderseite hatte Sue einen Totenkopf gemalt [ Pobierz całość w formacie PDF ]