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.Siggy hätte sich sonst wohin verkrochen haben können, zudem hätte ihn jedes einzelne des halben Dutzends hungriger Biester in der Gegend längst gefunden haben können.Aber in dieser Nacht hatte Melanie – und damit auch Siggy – Glück.Nach einer Stunde witterte sie Blut.Ihre Nase führte sie zu ihm.Er lag im offenen Gelände, war auf einem Haufen Schutt zusammengebrochen, nicht weit von der Stelle, an der er angekettet gewesen war.Auf den ersten Blick sah es so aus, als lohnte die Mühe nicht, so verletzt, wie er war.Die Chancen, dass er überleben würde, schienen gering.Melanie stieß ihn mit ihrem Schweinefuß an und drehte ihn mit ihrer Pfote um.Sein Mund – eine geschwollene blutige Masse mit Zahnstummeln – stand offen.Eine schmale Säule Atemhauch stand darüber.Die Alte murrte vor sich hin, es war wirklich nicht der Mühe wert.Aber … nun gut.Sie hob ein Stück alten, feuchten Teppich aus dem Wagen, legte es auf den Boden und nahm Siggy vorsichtig in die Arme.Sie schüttelte ihn sanft, um zu sehen, wie viele Knochen gebrochen waren, bevor sie ihn auf den Teppich legte und darin einrollte.Sie klappte die überstehenden Ecken um, damit kein Teil des Körpers zu sehen war, hob das ganze Bündel auf und legte es in den Wagen.Dann machte sie sich auf den Heimweg.Natürlich kam es so, wie sie es sich vorgestellt hatte.Der Eber hatte ihren Wagen rumpeln gehört und brach kreischend durchs Unterholz.Melanie warf einen besorgten Blick auf ihren Teppich, das Getöse war so laut, dass es einen Toten hätte wecken können, erst recht einen Schwerverletzten.Der arme Junge würde sicherlich anfangen zu schreien, sobald er merkte, wer in der Nähe war.Aber im Teppich rührte sich nichts.Der Eber kam quiekend angestürzt und blieb, als er merkte, dass es Melanie war, plötzlich stehen.Er scharrte am Boden herum und kratzte sich am Bart, wobei er die ganze Zeit zu dem Teppich auf dem Wagen schielte.Seine Nase, bemerkte Melanie, war halb abgebissen.Der Anblick machte sie schaudern.Der Eber grunzte: »Was das? Was das?«»Alter Teppich.«»Gut riechen.Gut.«»Au ab.«»Essn verlorn.Weg.«»Teppich nich essn, ej?«»GRUNZ!«»Jau.«»GRUNZ!« Der Eber drängte sich an den Wagen heran und Melanie musste sich dazwischenschieben, zwischen Eber und Wagen.»Arme Nase«, sagte sie und versuchte das Thema zu wechseln.»Arme Nase!«»Arme Nase!«, sagte der Eber weinerlich.»Mann tan«, fügte er hinzu.»Schnapper.« Aber er schielte immer noch zu dem Teppich hin.Er starrte Melanie an.»Mmmmm«, knurrte er gierig.»Meiner!«, quiekte Melanie.»Immer klaun.Immer wegnehm.Mein Teppich.«»Mmmmm.Gut riechn, gut«, erklärte der Eber.»Was haste da drin?«Melanie machte sich nicht die Mühe zu antworten.Sie stellte sich auf ihre Hinterbeine und packte den Wagengriff.Der Eber richtete sich auch auf, stand auf wackligen Beinen und starrte sie an.Stehen konnte er nicht besonders gut und er machte es nur, um Eindruck zu schinden.Melanie schob den Wagen vorwärts und er rumpelte über den rissigen Asphalt.Der Eber schaute ihr nach und quiekte ärgerlich vor sich hin.Aber er machte keine Anstalten, sie aufzuhalten.Sie brauchte eine Stunde, bis sie den Wagen nach Hause gerollt hatte, und danach war sie total erschöpft.Ihr schien, als wäre es hundert Jahre her, seit sie etwas Vernünftiges zu essen gehabt hatte.Sie hielt dem Menschen einen Trichter an den Mund und goss etwas Wasser hinein.Dann wickelte sie ihn in trockene Lumpen und legte sich schlafen.Als sie am Morgen aufstand, war sie erstaunt, dass er noch lebte.In den ersten Tagen nährte sie ihn mit bitteren Tees aus Heilkräutern, in die sie ein wenig kostbaren Honig mischte.Sie wusch seine Wunden, machte Wickel, um die Schwellungen zu lindern, und behandelte das Fieber.Zuerst war der arme Junge im Delirium, er fantasierte von allen möglichen Leuten, von denen sie nie gehört hatte.Sein Leben stand auf Messers Schneide, aber nach einer Woche ließ das Fieber nach und er kam für kurze Momente zu sich.Natürlich konnten die Wunden jederzeit vereitern und das wär’s dann gewesen.Aber seine Chancen wurden immer besser.Trotzdem – bevor sie ihn verkaufen konnte, gab es noch gewaltige Probleme zu lösen.Sein Gesicht und seine Hände waren ramponiert.Sie musste beides richten, besonders die Hände.Melanie kannte ihr Geschäft; sie hielt Kontakt zu Leuten, die tiefer im Halbmenschenland lebten und informiert waren, und inzwischen wusste Melanie, wie vernichtend die Niederlage von Vals Truppen gewesen war, dass sein ganzes Gebiet sich hatte unterwerfen müssen.Auf der anderen Seite der Mauer würde niemand bereit sein für Siggys Rückkehr zu zahlen.Wahrscheinlich war überhaupt niemand von seinen Leuten übrig geblieben.Siggy wäre allenfalls als Sklave für einen reichen Halbmenschen etwas wert, aber ein Sklave musste gesunde Hände haben.Ohne gesunde Hände wäre Siggy nur das Fleisch wert, das er auf die Waage brachte.Und das war nicht besonders viel, nachdem er vier Tage lang an den Träger gefesselt und Zeuge gewesen war, wie seine Brüder gefressen wurden, und danach eine Woche im Fieber gelegen hatte.37 SiggyDie Dunkelheit war so mächtig, dass ich sie spüren konnte.Sie lag wie Schlamm auf meiner Haut.Sie war feucht und warm wie Blut und sie stank nach Pisse und Schwein.Sie fiel förmlich in mich herein, als ich den Mund aufmachte.Mein Gesicht war enorm gewachsen.Es schien die ganze Dunkelheit einzunehmen.Aber am meisten spürte ich die Schmerzen.Jeder Knochen und jeder Muskel und jeder Flecken Haut, jedes Blutkörperchen war ein einziger Schmerz.Ich versuchte meinen riesigen Mund zu bewegen, aber es tat so weh.Ich hörte jemanden schreien … das muss ich gewesen sein.Dann verlor ich das Bewusstsein.Jemand war bei mir.Im Dunkeln spürte ich seine Wärme auf meiner Haut.Aus der Dunkelheit war ein dumpfes Rot geworden.Ich versuchte es zu durchdringen, aber ich konnte keine Konturen ausmachen.Ich versuchte meine Augen aufzureißen, aber sie waren geschwollen.Mein ganzes Gesicht war geschwollen.Durch meine geschlossenen Augenlider meinte ich Licht zu sehen.Im Dunkel neben mir bewegte sich ein sehr großes Wesen.Ich strengte mich wahnsinnig an und öffnete die Augen einen winzigen Spalt und sah, dass der Eber zurückgekommen war.Ich schrie und versuchte wegzukriechen, aber er hatte mein Gesicht gepackt.Er hielt es fest und drückte mit seinen Fingern in meinem geschundenen Gesicht herum.Und ich starb einen der vielen Tode an diesem Tag.Melanie 38Nu, ab ich sein grunzie Sicht flickt un ab seine Ände macht, die Finger, wo er noch atte, un ich dacht, nich schlecht, was man so sehn kann bei all den Beuln.Grunz.Ach, arms kleins Ding, ätt ihn gleich so aufessn könn.Warn einzjer Klumpn, bis auffe kleine Zehn, alle niedlich inner Reihe, wie Babys warn die.Ab ich an meine klein Schweinchn denkt, wo großer Eber alle wegjagt at frü’er.Nu, dieser grunzie Mensch, der is nich ein Penny wert, vom Aussehn er [ Pobierz całość w formacie PDF ]