[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Da lag Luca besser im Rennen.Ein Polizist besaß als Beamter staatstragende Relevanz.Damit gewann er zwar keine Silberpokale, aber immerhin war für ein sicheres Einkommen gesorgt.In Krisenzeiten schön beruhigend.Sie betrachtete den Computer in seinem kleinen Arbeitszimmer und bedauerte, keinen handlichen, praktischen USB-Stick wie Luis mit sich zu tragen, weil sie am Tchibo-Stand die Ausgabe von 7, 99 Euro dafür gescheut hatte.Von draußen drang immer noch oder schon wieder ›La Traviata‹ durch das offene Fenster.Luca konnte zwar Raymond Chandler zitieren, aber sonst deutete nichts auf literarische Neugierde hin.Auf den drei Regalbrettern unter dem Fenster stapelten sich verstaubte Ausgaben von ›Vogue Uomo‹.Sie glaubte nicht, dass es in Deutschland einen einzigen Polizisten gab, der freiwillig ein Modeheft anfasste, nicht mal, wenn es mit nackten Mädchen vollgestopft war.Italiener tickten auch in dieser Hinsicht anders.Ein einziges Buch fand sie dann doch noch.Sonderbarerweise eine deutsche Ausgabe von ›Kein Ort.Nirgends‹ von Christa Wolf aus den 80er-Jahren und schon etwas vergilbt von jahrelanger Missachtung hinter der Heizung.Sie las die Widmung.Forse durante il tuo soggiorno ti verrà ancora la voglia di essere conquistatore.Sandra.Das konnte sie leider nicht übersetzen, nur das Wort »conquistatore« erkannte sie wieder, aus dem Spanischen, der Eroberer.Aber das brachte sie auch nicht weiter.Und wer bitte war Sandra?Neben dem Computer, auf dem als Bildschirmschoner eine auch für deutsche Polizisten akzeptable Dia-Show international berühmter Topmodels in ein bisschen Unterwäsche lief, lag der Aktenordner, der schon während der Fahrt im Polizeiauto mit Irma ihre Neugierde geweckt hatte.Eine Herausforderung für eine Klatschreporterin mit fragwürdigem Arbeitsethos, die gerade mit dem Polizisten im Bett gewesen war, der eine bislang noch nicht näher erforschte Beziehung zu dem Mordopfer unterhielt.Stella schlug den Ordner auf.Jede Menge Bilder.Polizeifotos der Leiche, das erkannte sie auch ohne näher hinzusehen.Sie schlug den Aktenordner schnell wieder zu.Sich das anzusehen hätte sie schon Überwindung gekostet, wenn die Polizei es ganz offiziell von ihr verlangt hätte, nach einem sexuell vergnügten Nachmittag war das in jeder Hinsicht eine unpassende Lektüre.Die Erschütterung, die das Zuknallen auslöste, ließ den Bildschirm flirren.Die leichtbekleideten Topmodels verschwanden und machten einer Leiste mit Fotos in doppelter Daumennagelgröße Platz, darüber zeigte eine dicke Inschrift, wann sie gemacht worden waren.May 2009.Knapp vier Monate her.Trotz des winzigen Formats der Bilder erkannte sie auch hier Valerie sofort.Breitbeinig, nackt, nur in Stiefeln, frontal zur Kamera, so weit nach vorn gebeugt, dass ihre Brüste und ihre Scham eine Linie bildeten.Mit einem Doppelklick vergrößerte sie das Foto auf Bildschirmformat.Valerie beim Sex.Sie schaute mit leicht glasigem Blick in die Kamera, sich sehr bewusst darüber, wo sie stand, und gleichzeitig abgelenkt davon, was hinter ihr passierte.Ein Mann packte sie fest an den Hüften und nahm sie von hinten.Er ignorierte die Kamera und schaute nur auf das, was er selber trieb.Es war nicht ersichtlich, ob er wusste, dass er fotografiert wurde, und wenn, war es ihm offenbar egal.Im Gegensatz zu Valerie war er vollständig bekleidet, zumindest soweit das obenherum zu sehen war.Das weiße Hemd mit sorgfältig gebundener Krawatte, die Uniformjacke mit den goldenen Schnüren eines Maresciallos und die Carabinieri-Mütze mit dem goldenen Abzeichen, das wie ein Palmwedel aussah, aber eine explodierende Granate darstellen sollte, alles deutlich zu sehen und gepflegt.Sie konnte den Computerbildschirm nicht schnell zuschlagen wie einen Aktenordnerdeckel, und so blieb ihr gar nichts anderes übrig als die uniformierte Person zu identifizieren.Sie war ihr vertraut, seit diesem Nachmittag sogar sehr vertraut.Luca.Natürlich Luca.Leider Luca.Beim Sex mit Valerie.Ihr schien es zu gefallen.Sein Gesicht lag im Schatten des Mützenschirms, aber Stella nahm nicht an, dass er von der Sache genervt war.Sie klickte auch die anderen Fotos an.Wenn schon, denn schon.Zehn Stück, in schneller Reihenfolge aufgenommen [ Pobierz całość w formacie PDF ]