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.Sie war kein gläubiger Mensch, jedenfalls nicht im engen Sinne.Sie glaubte zu wissen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gab, die der Mensch mit seinem engen Verstand nicht erklären konnte.Sie glaubte in einer Weise, die ihr selbst nicht klar war, dass es etwas Großes und Ganzes gab, das sie selbst überstieg.Und sie hatte auch noch aus ihrer Kinderzeit den Gedanken verinnerlicht, dass jenseits der Grenze des Todes irgendetwas anderes geschah.Aber was – darüber wollte sie nicht nachdenken.Und nun wurde sie mit einem Glauben konfrontiert, der stark und klar war – so klar wie ein kräftiger Holzschnitt.Eine Madonna auf einer Ikone.Naiv, aber von klaren Vorstellungen bestimmt.Von der Vorstellung, dass Jesus Christus wiederkehren würde.Dass es ein Jüngstes Gericht gab, einen Jüngsten Tag.Dass die Apokalypse eines Tages eintreten würde – und zwar nicht auf die Weise, die so oft in Hollywoodfilmen heraufbeschworen wurde.Nicht durch einen Meteoriten, durch die Klimakatastrophe oder durch Atombomben.Durch die Wiederkehr des Herrn Jesus Christus, wie es immer in der Kirche hieß.Was nicht heißen musste, dass diese Dinge voneinander getrennt sein mussten.Es gab genügend Menschen, die davon überzeugt waren, dass beides zusammenhing.Dass die Häufung der vielen Möglichkeiten, mit denen die Menschheit an ihrem eigenen Untergang arbeitete, gerade darauf hinwies, dass es bald so weit war.Dass Erdbeben, Tornados, Überschwemmungen und vieles andere genau dafür Zeichen waren.Dass der Jüngste Tag vielleicht sogar unmittelbar bevorstand.Sie blätterte weiter in dem Ordner herum.Jemand hatte die Notizen ihres Vaters kommentiert.Jemand mit einer anderen Handschrift.»Bravo«, stand an einer Stelle.An einer anderen: »Pythagoras hättest du auch hier schon erwähnen können.«Stammte das von einem Lehrer? Oder einem Freund? Die Schrift war verblasst, die Anmerkung uralt.»Schauen Sie mal hier«, sagte sie zu Lenau, der gerade einen Papierstapel ablegte.Er kam herüber und studierte die Blätter, die Gwen gefunden hatte.»Wenn wir nur einen Namen hätten «, sagte er.»Ich kümmere mich um den Computer.Suchen Sie in den Unterlagen weiter.«Er ging zum Schreibtisch, und Gwen nahm sich weiter die Ordner vor.Plötzlich fiel ihr etwas ein.»Als ich vorgestern zum ersten Mal herkam, hatte ich den Eindruck, dass schon einmal jemand hier etwas gesucht hat«, sagte sie.Lenau, der bereits vor dem Computer saß, drehte sich.»Das kann ich mir denken.«Lenau tippte.»Er hat das Gerät noch nicht einmal mit einem Passwort gesichert«, sagte er.Er nahm die Maus und öffnete verschiedene Dateien.»Ihr Vater hat den PC nur als intelligente Schreibmaschine benutzt.Es gibt keinen Internetanschluss und auf der Festplatte sind nur Texte.Eingetippte Aufsätze.«Fenster öffneten sich.»Die meisten sind noch nicht mal besonders neu.Der neueste ist drei Jahre alt.«»Er war nicht der Typ, der mit einem PC gearbeitet hätte«, sagte Gwen.Nicht der Typ? Jemand der sich mit Zahlenanalysen beschäftigt? Und außerdem – ohne Computer können Sie als Wissenschaftler heutzutage kaum mehr etwas auf die Beine stellen.Er hat etwas verborgen.Er hat etwas verbrannt.Aber es muss noch eine Spur geben.Es muss einfach…«Lenau bückte sich und zog die Schubladen des großen Schreibtischs auf.Darin waren Büroutensilien, Papier, Karteikarten.Er stand auf und ging nervös auf und ab:Schließlich verharrte er vor dem Stehpult »Das ist ein schönes Stück«, sagte er.»Hat Ihr Vater daran auch gearbeitet?«»Ja.Die meiste Zeit sogar.Er hat im Stehen geschrieben.Wie die alten Gelehrten.Manchmal ist er zwischendurch zur Tafel gegangen und dann wieder zurück an das Pult.«Lenau tastete das Möbelstück ab.Es bestand aus einem massiven Holzsockel mit einer schrägen Platte, die mit dunklem Leder bezogen war.»Die Platte kann man hochklappen«, sagte Gwen.Lenau versuchte, die Fläche anzuheben.Es ging nicht.»Verschlossen«, sagte er.»Normalerweise müsste hier vorn auch ein Schlüssel stecken.«Gwen kam näher und nahm das Pult in Augenschein.»Soweit ich mich erinnern kann, gab es diesen Schlüssel auch.«Lenau wandte sich wieder dem Schreibtisch zu, zog erneut die Schubladen auf und wühlte.»Ist es vielleicht dieser hier?«, fragte er.Gwen nahm ihn und schloss auf.Der Hohlraum unter der Schreibfläche war so groß, dass zwei Aktenordner hineingepasst hätten.Sie brachte Papier zum Vorschein.Sofort begann sie zu lesen.»Ein Brief«, sagte sie.»Und dazu ein Blatt mit Zahlen.«»Wir scheinen der Sache immer näher zu kommen.«»Nein, es geht nicht um Musik.Das Anschreiben ist von seinem Hausarzt.Es hat was mit seiner Krankheit zu tun.«Sie blätterte weiter.»Und was ist das hier?« Sie las aufmerksam.»Das ist Italienisch.Und der Briefkopf deutet auf etwas Kirchliches hin.«»Darf ich mal sehen?«, fragte Lenau, und Gwen gab ihm das Blatt.»Das stammt aus dem Vatikan«, sagte er.»Es ist eine Vollmacht, die besagt, dass Ihr Vater berechtigt war, für die päpstlichen Bibliotheken alte Handschriften zu kaufen.« Lenau zog hörbar Luft durch die Zähne.»Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie Ihr Vater in den Besitz dieser echten Bachpartitur kam.Einer Bachpartitur wohlgemerkt, die der Forschung bis heute entgangen ist.Natürlich ist es möglich, so etwas in einem Archiv zu finden, aber damit besitzt man das Dokument noch nicht Und die berühmten Dachbodenfunde sind nur Legenden So etwas ist höchst unwahrscheinlich.Dieses Schreiben gab Ihrem Vater genug Mittel in die Hand, so ein Dokument doch zu bekommen – ohne dass jemand davon erfährt.«»Aber warum sollte sich jemand von so etwas Wertvollem trennen?«»Jeder Mensch ist käuflich
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