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.Zu sehr erinnerte sie all das an einen ihrer Albträume.Sie konnte das nicht.Aber dann sah sie einen Mann, der auf dem Rücken in einem Bett lag, seine Nase und Ohren schwarz wie ihre Finger und nur eine Hand auf seiner Brust, weil die andere nicht mehr da war, nur noch ein in Gaze gewickelter Stumpf.Er biss die Zähne zusammen, fiebrig und zitternd, und Fire ging zu ihm, weil sie ihr Mitleid nicht unterdrücken konnte.Allein bei ihrem Anblick schien die Panik in seinem Innern abzuflauen.Sie setzte sich auf die Bettkante und sah ihm in die Augen.Ihr wurde klar, dass er vollkommen erschöpft war, aber zu gequält von Schmerz und Angst, um zu ruhen.Sie erlöste ihn von seinem Schmerzgefühl und linderte seine Angst.Sie half ihm einzuschlafen.Und so wurde Fire zu einer festen Größe im Lazarett; denn sie linderte den Schmerz viel besser als die Medikamente der Chirurgen, und in jenem Raum gab es jede Art von Schmerz.Manchmal genügte es, bei einem Soldaten zu sitzen, um ihn zu beruhigen, und manchmal, wenn zum Beispiel ein Pfeil entfernt werden musste oder wenn eine Operation im Wachzustand nötig war, brauchte es mehr.Es gab Tage, an denen Fires Bewusstsein an mehreren Stellen im Raum gleichzeitig war und den Schmerz dort linderte, wo er am schlimmsten war, während sie mit offenen Haaren die Reihen der Patienten entlangschritt und ihre Blicke die Augen der Männer und Frauen in den Betten suchten, die bei ihrem Anblick weniger Angst hatten.Es überraschte sie, wie einfach es war, mit Soldaten zu sprechen, die im Sterben lagen, oder mit Soldaten, die sich nie wieder völlig erholen würden oder ihre Freunde verloren und Angst um ihre Familien hatten.Fire hatte gedacht, dass ihre Grenze erreicht sei; dass sie nicht noch mehr Schmerz in sich aufnehmen könne.Aber sie musste daran denken, dass sie Archer einmal erklärt hatte, Liebe könne man nicht anhand einer Skala messen, und jetzt verstand sie, dass für Schmerz dasselbe galt.Wenn der Schmerz immer stärker wurde und man gerade dachte, man habe seine Grenze erreicht, begann er, sich seitwärts auszudehnen und auszuströmen und andere Menschen zu berühren und sich mit deren Schmerz zu vermischen.Er wurde größer, aber irgendwie auch weniger bedrückend.Fire hatte angenommen, sie wäre außerhalb des normalen Gefühlslebens der Menschen gefangen, und hatte dabei nicht bemerkt, wie viele andere Leute am selben Ort gefangen waren wie sie.Schließlich begann sie auch Clara an diesem Ort zuzulassen.Sie erzählte Clara, wonach Claras Kummer sich sehnte: die Einzelheiten von Archers Tod.»Er ist allein gestorben«, sagte sie leise zu ihr.»Und«, erwiderte Clara genauso leise, »er ist in dem Glauben gestorben, dich im Stich gelassen zu haben.Denn zu dem Zeitpunkt muss er von ihren Plänen, dich zu entführen, gewusst haben, meinst du nicht?«»Er hat es zumindest vermutet«, sagte Fire, der jetzt, als sie die Geschichte in Worte fassten, bewusst wurde, wie viele Teile davon sie nicht kannte.Es schmerzte und tröstete sie gleichermaßen, die fehlenden Teile einzufügen, genau wie die Salbe, die die Heiler auf ihren wunden Händen verstrichen.Sie würde nie erfahren, was es für ein Gefühl gewesen war, von seinem eigenen Vater erschossen zu werden.Oder ob die Dinge anders verlaufen wären, wenn sie aufmerksamer gewesen wäre, wenn sie sich stärker bemüht hätte, ihn vom Gehen abzuhalten.Wenn sie schon vor Jahren irgendwie verhindert hätte, dass er sie so sehr liebte; wenn Archer, egal, wie stark sein Bewusstsein oder wie tief seine Zuneigung war, ihrer Monsterschönheit gegenüber vollkommen immun gewesen wäre.»Ich nehme an, genauso wenig werden wir je erfahren, wie Jod in Wirklichkeit war«, sagte Clara, als Fire ihr schweigend all diese Gedanken übermittelt hatte.»Wir wissen natürlich, dass er ein Verbrecher war«, fuhr sie energisch fort, »und ein brutales Schwein, das es verdient hat zu sterben, auch wenn er der Großvater meines Kindes ist.« Sie schnaubte: »Was für Großväter dieses Kind hat! Aber was ich eigentlich meine, ist, dass wir nie erfahren werden, ob Jod seinen eigenen Sohn auch dann getötet hätte, wenn er seinen Verstand unter Kontrolle gehabt hätte, anstatt unter dem Einfluss dieses schrecklichen Jungen zu stehen, den du in den Berg geworfen hast und den wir jetzt zum Glück los sind.Ich wünsche ihm, dass er auf einem zackigen Felsen aufgespießt worden und unter fürchterlichen Qualen gestorben ist.«Es war eigenartig tröstlich für Fire, in diesen Tagen mit Clara zusammen zu sein.Während ihrer Schwangerschaft war sie noch umwerfender als sonst.Clara war jetzt beinahe im fünften Monat und ihre Haare waren dicker und glänzender, ihre Haut strahlte; zusätzliche Vitalität beflügelte ihre übliche Entschlossenheit noch.Sie sprühte vor Leben, was Fire neben ihr manchmal schmerzte.Aber außerdem war Clara auch über die richtigen Dinge wütend und ausgesprochen ehrlich.Und sie trug Archers Kind in sich.»Auch Lord Brocker ist der Großvater deines Kindes«, sagte Fire sanft.»Und es hat zwei Großmütter, für die du dich nicht schämen musst.«»Und wenn wir nach unseren Eltern und Großeltern beurteilt würden«, sagte Clara, »könnten wir uns selbst auch gleich auf den Felsen aufspießen.«Ja, dachte Fire grimmig bei sich.Das kam der Wahrheit sehr nahe.Wenn sie allein war, konnte sie nicht anders, als an zu Hause zu denken, sich zu erinnern.Wenn sie auf dem Dach stand und die Stute besuchte, versuchte sie nicht an Small zu denken, der weit weg in King’s City war und sich bestimmt fragte, warum Fire weggegangen war und ob sie je zurückkommen würde.Nachts, wenn sie mit dem Schlaf kämpfte, wechselten sich Cansrel und Archer in ihren Albträumen ab.Cansrel, mit durchgebissener Kehle, war plötzlich Archer, der sie genauso böse anstarrte, wie Cansrel es immer getan hatte.Manchmal lockte sie Archer statt Cansrel in den Tod oder beide zusammen, manchmal tötete Cansrel Archer oder vergewaltigte Archers Mutter und manchmal entdeckte Archer ihn und tötete ihn.Egal, was geschah und welcher tote Mann in ihren Träumen erneut starb, Fire erwachte von demselben erbarmungslosen Kummer.Von der Nordfront kam die Nachricht, dass Brigan Nash nach Fort Flood schickte und Brocker und Roen ihm folgen würden.Garan war empört.»Ich kann verstehen, dass er Nash herschickt, um seinen Platz einzunehmen«, sagte er.»Aber warum verabschiedet er seine gesamte strategische Mannschaft? Bald schickt er uns auch noch die dritte und vierte Abteilung und nimmt es ganz alleine mit Mydoggs Armee auf.«»Wahrscheinlich wird es da oben zu gefährlich für jeden, der kein Soldat ist«, sagte Clara.»Wenn es gefährlich ist, sollte er uns das sagen.«»Er hat es uns gesagt, Garan.Oder was glaubst du, was er meint, wenn er sagt, sogar im Lager kommt man nachts nur selten zur Ruhe? Glaubst du, Mydoggs Soldaten halten unsere Leute mit Trinkspielen und Tanz wach? Und hast du den jüngsten Bericht gelesen? Ein Soldat der dritten Abteilung hat neulich seine eigene Kompanie angegriffen und drei seiner Kameraden umgebracht, bevor er selbst getötet wurde.Mydogg hatte ihm versprochen, seiner Familie ein Vermögen zu bezahlen, wenn er zum Verräter würde.«Bei ihrer Arbeit im Lazarett kam Fire nicht umhin zu erfahren, was in der Schlacht und im Krieg geschah [ Pobierz całość w formacie PDF ]