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.Jannis griff zum Telefonhörer und rief im Möbelgeschäft an, in dem er Charlotte gestern getroffen hatte.Er gab sich als der Lebensgefährte aus, schnell erfuhr er ihre Adresse und den Nachnamen.Sie würde ganz schön staunen.Um die Mittagszeit fiel Klaus Södermann in einen biologischen Tiefpunkt.Die Augenlider waren schwer, nur mühsam konnte er sich konzentrieren.Um nicht einzuschlafen, ging er auf den Flur zum Kaffeeautomaten und zog sich einen doppelten Espresso.Dort kam ihm der Kollege entgegen, der die Einbruch-Datei durchforstet hatte.Extrem schlanker Mann, vermutlich jung und ein überaus geschickter Einbrecher – so hatten sie die Suche definiert.„Ich hab’ was“, sagte er und hielt Södermann drei verschiedene Profile unter die Nase.Södermanns Lebensgeister waren sofort wieder da.Ganz ohne Espresso.Er griff sich das Papier und gemeinsam überflogen sie die Datensätze.„Am besten du überprüfst mal die Alibis.Einfach einbestellen – das erscheint mir noch übertrieben“, sagte Södermann und tigerte zurück in sein Büro.Er hatte bereits mit dem Vorstand des Energieversorgers gesprochen.Nur widerwillig hatte der zugegeben, dass das Unternehmen Drohungen erhalten hatte.„Energiewende jetzt“ stand auf den Briefen.„Kohlestrom abschalten“ war die Forderung.„Letzte Chance für euch“ stand ebenfalls auf den Blättern.Södermann frischte noch einmal seinen Physik-Lehrgang aus den frühen Morgenstunden auf.Ein Anschlag auf das Umspannwerk hätte weitreichende Folgen für die gesamte Umgebung.Ein Blackout wurde seit Langem diskutiert.Derzeit zögerten viele Versorger trotzdem bei den Investitionen ins Netz.Anscheinend dachten die Umweltaktivisten, dass ein richtiger Stromausfall das ändern würde.Södermann schaute sich die Drohbriefe noch einmal an.Sie wirkten unbeholfen.Fast wie ein Kinderstreich.Der Einbrecher auf dem Video wirkte dagegen konzentriert und professionell.Wer konnte schon komplizierte Sicherheitsschlösser in so kurzer Zeit öffnen? Er beschloss noch mal eine Suchanfrage in der Datei zu starten.Die Chefin mied Södermann vorsichtshalber.„Wer weiß, was heute mit der los ist“, grübelte er.Erst am frühen Nachmittag schlug Till Neumann die Augen auf.Er lag unter seinem Dachfenster, blickte in einen strahlend blauen Himmel und wusste: Es würde ein guter Tag werden.Den hatte er auch nötig.Die Nacht war jedenfalls furchtbar gewesen.Er hatte Benni verloren.Obendrein war die Aktion ein Reinfall.Sie hatten sich vorgenommen das Stromnetz lahmzulegen.Benni und er waren der Überzeugung, dass die Energiewende dadurch entscheidenden Rückenwind bekommen hätte.Er war unverrichteter Dinge nach Hause gekommen.Ängstlich wie eine Maus, weil er fast erwischt worden wäre.Und er wurde das Bild von Benni im gleißenden Lichtbogen nicht los.Wieder schüttelte ihn ein Weinkrampf.Er wollte die Energiewende.Das mit Benni, das hatte er nicht gewollt.Trotzdem durfte er sich nichts anmerken lassen.Bei SolarQPlus wusste keiner, dass er nachts an Aktionen teilnahm.Oder besser gesagt: dass er Öko-Aktionen selbstständig plante und durchführte.Sein braves Aussehen, der kurze Haarschnitt, die dunkelblauen Anzüge und die Krawatten, das war seine Tarnung.Für die gute Sache ging er ohne mit der Wimper zu zucken aufs Ganze.Legal oder illegal – da machte er keinen Unterschied.In jedem Fall brachte er vollen Einsatz.Wochenlang hatte Till mit dem Dietrich Schlösser knacken geübt.Im Internet fand er Anleitungen, am Ende war es Routine gewesen.Es fiel ihm leicht.„Zumindest hab’ ich Talent“, dachte Till.Im nächsten Moment schluchzte er wieder los.Benni und er hatten sich in der letzten Zeit einen Spaß daraus gemacht, in fremde Wohnungen einzusteigen.Mitgenommen hatten sie nie etwas.Es war mehr der Nervenkitzel, heimlich in fremden Leben zu schnüffeln.Er wusste, das war nicht in Ordnung, aber es war wie eine Sucht.Das Umspannwerk hatte er auf einer Radtour entdeckt.Es war gut erreichbar, die Flucht war möglich.In der Nacht waren sie die lange Strecke mit dem Rad gefahren.Autofahren kam für ihn nicht infrage.Das war unnötiger CO2-Ausstoß.Unheimlich war es gewesen auf der dunklen Landstraße.Noch unheimlicher auf dem Heimweg, als er hinter jedem Strauch die Polizei vermutete.Als er nach Hause kam, wurde es schon hell.Erschöpft, wie er war, hätte er im Stehen einschlafen können.Stattdessen kreisten seine Gedanken immer weiter um den Einbruch, den sie gemeinsam geplant hatten.Nun hatte er einen Freund verloren.Dann musste er doch noch eingeschlafen sein.Einen Moment noch blieb er im Bett liegen.Heute würde er wieder auf der legalen Seite für die Energiewende kämpfen.Er würde SolarQPlus bei einer Veranstaltung vorstellen, zu der gleich mehrere Umweltorganisationen und eine Gewerkschaft eingeladen haben.Bei schönem Wetter konnte man besser über Sonnenstrom sprechen als bei schlechtem
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